Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
dazu will Akuma dich verleiten.«
Jack wehrte sich verzweifelt.
»Er benutzt Yori doch nur als Köder, um dich aus der Reserve zu locken«, beharrte Hayato. »Er würde dich eiskalt erschießen, bevor du überhaupt bei Yori angelangt bist.«
Jack hielt inne. Hayato hatte Recht.
»Ihr mögt hoffentlich gebratenen Mönch!«, höhnte Nakamura und trat wieder in das Dunkel zurück. Die beiden Banditen folgten ihm. Nur noch eine Fackel brannte flackernd im Wind.
»Aber wir müssen etwas unternehmen«, sagte Saburo, dem der drohende Opfertod des Freundes genauso naheging wie Jack.
»Wir könnten die Banditen mit allen Männern auf einmal angreifen«, schlug Jack vor.
»Gute Idee!«, stimmte Saburo zu. »Mit einem Angriff rechnet Akuma bestimmt nicht.« Er hatte bereits sein Schwert gezogen.
Doch Hayato nahm die beiden beiseite. »Unsere Armee besteht aus Bauern, nicht Samurai«, erinnerte er sie. »Ohne den Schutz der Barrikaden und Gräben würden die Banditen sie niedermähen wie ein Reisfeld.«
»Und wenn nur wir sie angreifen – wir Samurai?«, fragte Jack.
»Du hast selbst an der Schlacht von Osaka teilgenommen. Weißt du nicht mehr, was geschah, als Satoshis Truppen aus der Burg ausrückten? Unsere Seite verlor! Das Dorf ist gewissermaßen unsere Burg. Es zu verlassen, wäre Selbstmord.«
Toge, der bei den anderen Bauern am Wachfeuer stand, kam zu ihnen herüber.
»Ihr denkt doch nicht daran, euch zu ergeben?«, fragte er vorwurfsvoll. Ihr Flüstern hatte seinen Argwohn geweckt. »Wenn ihr das tut, verbrennt der Teufel Akuma euch, euren Freund und alle Bewohner dieses Dorfes. Er wird nur Asche übrig lassen.«
»Keine Angst. Samurai sind nicht so wankelmütig wie Bauern«, erwiderte Hayato empört. »Die Grundsätze des Bushido verpflichten uns zur Treue.«
»Wir überlegen gerade, wie wir Yori retten können«, erklärte Jack dem beschämten Toge.
Toge blickte über das Feld zu dem Scheiterhaufen hinüber. »Ihr wollt euer aller Leben für das eines Einzelnen aufs Spiel setzen?«
»Genau das heißt es, ein Samurai zu sein«, sagte Jack. Es war die wichtigste moralische Maxime seines Vormunds Masamoto gewesen – und auch Yamato war ihr bis zu seinem tragischen Tod gefolgt, durch den er Jack und Akiko gerettet hatte. »Außerdem ist Yori mein Freund. Ich würde jederzeit mein Leben für ihn opfern.«
»Vielleicht ist das ja gar nicht nötig«, wandte Hayato ein. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Eine Hoffnung bleibt uns noch – Miyuki.«
Jack verbrachte die Nacht am Graben und wachte von fern über Yori. Ihm war klar geworden, dass Akuma mit seiner Geiselnahme keine Kapitulation erzwingen wollte. Mit der grausam inszenierten Hinrichtung wollte er die jungen Samurai vielmehr in Angst und Schrecken versetzen, ihren Kampfgeist brechen und ihre Moral untergraben.
Jack hatte sich nur schwer mit Hayatos Argumenten gegen eine sofortige Rettungsaktion abfinden können, musste aber zugeben, dass es töricht gewesen wäre, blindlings in eine Falle zu laufen, die ihren sicheren Tod bedeutet hätte. Trotzdem hatte er das Gefühl, seinen Freund erneut zu verraten und sein Versprechen zu brechen, ihn zu beschützen – genauso wie damals in der Schlacht von Osaka. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Miyuki ihre Mission noch vor Mitternacht erfolgreich beenden würde. Yoris Leben hing davon ab.
Er hob den Blick zu den Sternen. Miyuki blieb nicht mehr viel Zeit.
Die Fackel auf dem Reisfeld war heruntergebrannt und Dunkelheit hüllte Yori ein. Doch Jack sah seinen Freund in Gedanken immer noch an den Pfahl gefesselt auf dem Scheiterhaufen stehen. Angestrengt lauschte er auf Geräusche, die ihm verraten hätten, dass Akuma getötet worden war. Doch alles blieb still.
In der Ferne wurde eine neue Fackel angezündet. Unheilvoll wie der körperlose Kopf eines feurigen Dämons schwebte ihr Schein durch die Nacht. Vor dem Scheiterhaufen kam sie zum Stehen.
Yori hing immer noch schlaff in seinen Fesseln. Sein Kopf war auf die Brust gesunken.
Jetzt tauchte plötzlich Nakamuras verbranntes und vernarbtes Gesicht im roten Schein der Flammen auf, seine wahrhaft teuflische Fratze.
»Gaijin!«, schrie er und suchte unter den um die Wachfeuer versammelten Bauern nach Jack. Als er seine blonden Haare entdeckte, spielte ein boshaftes Grinsen um seine aufgesprungenen Lippen. »Ergibst du dich?«
Jack starrte in die Nacht. Wo bleibst du, Miyuki?, flehte er im Stillen.
»Ich habe dich etwas gefragt!«, brüllte
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