Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Nacht vor dem Neumond getränkt hatte.
In Panik starrten Bauern wie Banditen auf den lodernden Ring aus Feuer, der das Dorf umschloss. Und Akumas Leute, die von den Flammen erfasst wurden, schrien gellend und verbrannten jämmerlich.
Gelähmt vor Schreck und gebannt zugleich blickte Jack auf das Feuer. »Ich hätte nie gedacht, dass die fünf Ringe eine solche Urgewalt entfalten können«, flüsterte er.
»Manchmal ist die Gewalt sogar zu groß«, erwiderte Miyuki leise. Eine Träne rollte über ihre Wange. »Neko ist tot.«
Jack blickte zu der Stelle, an der Neko zuletzt gestanden hatte. Es war nichts von ihr übrig geblieben. Er spürte, wie der Kummer ihm die Kehle zuschnürte. Sie mochten Akuma einen vernichtenden Schlag versetzt haben, aber der Preis war hoch gewesen. Nur wegen Neko war Jack damals bereit gewesen, dem Dorf zu helfen … und jetzt war sie tot.
Miyuki begann zu schluchzen. »Es ist … meine Schuld.«
»Nein, es ist ganz eindeutig Akumas Schuld«, erwiderte Jack. »Neko war stumm wie eine Maus, aber mutig wie ein Löwe. Ohne ihr Opfer würden Akumas Banditen jetzt ein Blutbad im Dorf anrichten.«
Seine Gedanken wanderten zu Hayato und Yuudai. Hoffentlich hatten wenigstens sie überlebt. Hayato konnte er vom Turm aus nicht sehen, aber Yuudai lehnte an einem Heuballen. Um ihn hatte sich eine kleine Gruppe Bauern versammelt.
Plötzlich brach der Bauer direkt neben Yuudai zusammen. In seinem Rücken steckte ein Pfeil. Jack hob den Kopf. Auf dem Felsbrocken, der die Bresche geschlagen hatte, stand eine Gestalt. Sayomi, die gerade dazu ansetzte, Yuudais Männer einen nach dem anderen abzuschießen. Wieder traf ein Pfeil einen Bauern in den Hals. Die anderen duckten sich instinktiv hinter die Heuballen.
Da ertönten plötzlich von Osten panische Schreie und Kampflärm. Ganz offensichtlich hatte der Ring des Feuers nicht alle Banditen getötet.
55
Überrannt
Hastig stiegen Jack und Miyuki die Leiter hinunter.
»Du hältst Sayomi auf, ich helfe Hayato und Yori!«, rief Jack und zog seine Schwerter.
Doch kaum war Miyuki auf dem Weg verschwunden, der zur Barrikade im Norden führte, da kamen auch schon Hayatos Männer zusammen mit Frauen und Kindern auf den Dorfplatz gerannt. Panisch stoben sie in alle Richtungen auseinander, nur um dem Grauen zu entgehen, das ihnen folgte. Als ein Musketenschuss krachte, nahm das allgemeine Chaos noch zu.
Dicht hinter den Dorfbewohnern folgte Yori, der den blutenden Hayato stützte. Kunio trug Hayatos Bogen und Köcher.
»Akuma!«, war das Einzige, was Yori keuchend hervorbrachte.
Jack eilte ihnen entgegen und geleitete sie zu Kunios Elternhaus neben dem Teich.
»Der Panzer … hat Akuma … vor dem Feuer geschützt«, sagte Hayato pfeifend. Mit letzter Kraft sank er gegen eine Mauer und hielt sich den Bauch.
Fast zeitgleich kündigte das Donnern von Hufen die Ankunft des Schwarzen Mondes an. Von Mordlust getrieben, galoppierte Akuma auf seinem gepanzerten Pferd über den Platz und jagte hinter einer Bäuerin her. Kaltblütig stieß er ihr seinen Dreizack in den Rücken, sodass die Widerhaken vorne zwischen den Rippen wieder austraten, und riss ihn anschließend wieder heraus. Leblos sank die arme Frau zu Boden.
Vier weitere Reiter erschienen hinter ihm auf dem Platz und hieben brutal auf die Bauern ein. Offenbar wollte Akuma das ganze Dorf niedermetzeln.
Ohne ihren Befehlshaber Hayato vergaßen die Bauern wieder, was sie gelernt hatten, und es entstand ein kopfloses Durcheinander. Verzweifelt setzten sie sich zu zweit oder dritt gegen die Angreifer zur Wehr, aber die Banditen schlugen erbarmungslos alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
Jack eilte mitten in das Chaos hinein.
»Zu mir!«, schrie er. Vielleicht konnte er die Bauern ja um sich sammeln.
Aber die Panik unter ihnen war zu groß.
»Tötet den Gaijin!«, brüllte Akuma und jagte hinter einigen schreienden Dorfbewohnern her.
Im nächsten Augenblick galoppierte ein Pferd auf Jack zu. Auf ihm saß ein hünenhafter Bandit, der ein blutiges Langschwert schwang. Jack kreuzte seine Schwerter über seinem Kopf und konnte den Angriff gerade noch abwehren. Doch die Wucht des gegnerischen Schlages riss ihm fast den rechten Arm ab.
Der Bandit wendete, um erneut anzugreifen. Jack wusste, dass er gegen einen Reiter keine Chance hatte. Zu groß waren dessen Geschwindigkeit und der Vorteil der Höhe. Der Reiter würde ihm den Kopf abschlagen, bevor er den Angriff parieren konnte.
Also
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