Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Mann darauf.
»Die Haie sind in diesen Gewässern wirklich riesengroß!«, erklärte Schädelgesicht.
Der Matrose wollte sich unbedingt nützlich machen. »Dann braucht ihr einen Tintenfisch, um ihn zu fangen … oder eine Meeräsche«, erklärte er.
Schädelgesicht dachte über den Vorschlag nach und zog gedankenverloren an seinem goldenen Ohrring. Die Piraten hinter ihm begannen zu grinsen.
»Wir haben keine Meeräsche, aber …«
Ohne Vorwarnung versetzte Schädelgesicht dem Matrosen einen Kinnhaken, der ihn niederstreckte. Drei Ninja-Piraten hielten ihn an Armen und Beinen fest, während der Pirat mit dem Tiger auf der Brust das Ende eines Taus an seinem Knöchel befestigte. Sie zogen ihren Gefangenen daran in die Luft. Benommen fuchtelte der Matrose mit den Armen, um sich aufzurichten.
»… dafür haben wir dich.«
»Ein munterer Bursche!«, knurrte der Pirat mit den gekreuzten Schwertern.
Schädelgesicht zog ein Messer aus dem Gürtel und schnitt damit über den Unterarm des Matrosen. Blut tropfte aus der Wunde auf das Deck. »Das macht die Biester hysterisch.«
Der Pirat mit dem Tiger schwenkte den lebenden Köder über die Bordwand. Der Matrose begann um sein Leben zu betteln. »Bitte nicht, ich habe zu Hause Frau und Kinder! Bitte nicht!«
Sein Geschrei machte weitere Piraten aufmerksam, sie unterbrachen ihre Beschäftigung und sahen herüber. Schädelgesicht schien einzulenken. »Also gut … lass ihn los«, wandte er sich an den Tiger-Piraten.
Einen Moment lang hing der Matrose in der Luft und tat einen tiefen Seufzer der Erleichterung. Dann ließ der Tiger-Pirat das Tau los und der Matrose verschwand. Man hörte ein Platschen und die Piraten eilten an die Reling.
»Ich sehe schon eine Flosse!«, rief der mit der doppelköpfigen Schlange.
Etwa eine Minute herrschte tiefstes Schweigen, während die Piraten den Weg des Hais durch das Wasser verfolgten. Jack und die anderen Gefangenen konnten das grässliche Schauspiel nicht sehen – und wollten es auch gar nicht. Ein enttäuschter Ruf wurde laut, offenbar hatte der Hai den Köder verfehlt. Doch dann johlten die Piraten begeistert, gefolgt von einem erstickten Schmerzensschrei.
»Er hat angebissen«, brüllte der Pirat mit den Schwertern begeistert. »Zieh ihn hoch, Tiger!«
Der Pirat holte das Tau ein. Nach einigen kräftigen Zügen kam der Matrose in Sicht. Sein Gesicht war leichenblass, der Mund zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen. Sein rechter Arm fehlte. Der Hai hatte ihn am Ellbogen abgebissen.
»Du hast ihn losgelassen!«, rief Schlange enttäuscht.
Die anderen Piraten wollten sich darüber ausschütten vor Lachen. Jack schloss angewidert die Augen.
»Versuch es noch einmal«, befahl Schädelgesicht. »Aber pass auf, dass der Hai gut anbeißt.«
Der blutende Matrose wurde wieder ins Meer hinuntergelassen. Das Wasser brodelte, als weitere Haie auftauchten, und die Piraten heulten und johlten entzückt. Ein markerschütternder Schrei zerriss die Luft. Die Piraten verstummten.
Tiger zog an dem Tau. Diesmal ließ es sich ganz leicht einholen. An seinem Ende hing nur noch ein zerfetztes Bein.
Schädelgesicht gab Tiger eine Ohrfeige. »Idiot! Du hast den Köder verloren!«
15
Captain Kurogumo
»Genau deshalb sind die Fuma mehr Piraten als Ninja«, sagte Miyuki düster. Schädelgesicht und seine Kumpane hatten das vom Körper abgetrennte Bein außer Reichweite der danach schnappenden Haie hängen lassen. Es schwang im Wind hin und her. »Ihnen fehlt der Geist des ninniku.«
Jack wusste, wovon sie sprach. Ninniku war bei den Ninja die Entsprechung zum Kodex des Bushido bei den Samurai. Ein Ninja strebte während seiner Ausbildung nach einem reinen und mitfühlenden Herzen, das keinen Groll kannte und Frieden und Eintracht suchte. Für Jack besaßen die Winddämonen nicht einmal ein Herz.
»Aber die Ninja und die Fuma sind nicht nur deshalb Feinde«, fuhr Miyuki fort, um sich und ihre Gefährten von der schauerlichen Erinnerung an ein Schicksal abzulenken, das ihnen womöglich selber drohte. »Vor zwanzig Jahren kam es zu einem erbitterten Kampf zwischen beiden. Großmeister Soke hat es mir erzählt …«
Jack, Saburo und Yori rückten näher und hörten ihr aufmerksam zu – alles war besser, als an den entsetzlichen Tod des Matrosen zu denken.
»Der Ninja-Großmeister Hattori und sein Clan wurden vom Daimyo der Provinz Suo beauftragt, die Winddämonen zu vernichten, die damals die Orte an der Küste des Meeres
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