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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wollen, dass er ihr die Wahrheit offenbaren würde. »Dann werden wir zusammen abstract axpression zur Vollendung führen.« Er küsste sie auf die Stirn. »Wir sollten schlafen.«
    »Das sollten wir. Aber erst, wenn ich aufgegessen habe«, meinte Severina und machte sich über ihr Essen her.
    »Was ist mit unserem Zweckbündnis?«, wollte er wissen.
    Sie schob sich Ziegenkäse in den Mund. »Streich das Zweck, Eric. Ich bin für dich da, was in dieser Situation absolut selbstverständlich ist.« Sie deutete mit der Gabel aus dem Fenster. »Außerdem findet mich mein Ex hier niemals. Keine Sorge.«
    Eric legte sich ins Bett und schaute ihr beim Essen zu, während ihm viele Gedanken durch den Kopf gingen. Lenas Tod, die Suche nach dem Welpen, ein mögliches Ende des Werwolf-Fluchs.
    Und immer wieder kehrte die Verwunderung zurück, dass Severina oder besser gesagt die Schwesternschaft ihn gefunden hatte. Wenn es ihnen gelungen war, konnte es auch anderen gelingen. Zanettini würde sich nicht einfach geschlagen geben, er wusste vielleicht um die Verbindung zwischen ihr und ihm.
    Severina beendete ihr Mahl, putzte sich die Zähne am Waschbecken und rutschte bald fröstelnd zu ihm unter die Decke; die Unterwäsche hatte sie anbehalten, denn es war ziemlich frisch in ihrem Zimmer. »Gute Nacht.«
    »Das wünsche ich dir auch«, erwiderte er und gähnte, danach löschte er das Licht.
    Als er sich sicher war, dass sie tief und fest schlief, rutschte er aus dem Bett, zog seinen Einsatzdress über die Thermounterwäsche, nahm seine Waffen und stahl sich aus dem Zimmer. Sie war hier sicherer als bei ihm.

XXII.
KAPITEL

    18. Mai 1768, Marseille, Südfrankreich
    Der Comte hatte seine Flucht besser vorbereitet, als Jean angenommen hatte. Der Berg von Koffern, von dem der Spion berichtet hatte, hätte eine Warnung sein müssen. Zuerst war es bis nach Livorno gegangen, wo der Comte – wie Jean erfuhr – ein mittelgroßes Schiff bestieg, die Fortuna. Als Mann aus den Bergen hatte Jean keine Ahnung, wie man die verschiedenen Schiffstypen bezeichnete, er unterschied zwischen klein, mittel und groß.
    Man sagte ihm, dass es nach Marseille ausgelaufen war, also verschaffte er sich ebenfalls eine Überfahrt dorthin. Er hatte sich unterwegs die Seele aus dem Leib gekotzt; jede Welle verursachte ihm grauenvolle Übelkeit.
    Nach seinem überstandenen Martyrium erreichte er Marseille – und fand keine Spur von der Fortuna. Entweder hatte der Comte die Leute bezahlt, dass sie seine möglichen Verfolger in die Irre führten, oder er hatte auf See den Kurs ändern lassen. Natürlich gab es sogar die Möglichkeit, dass das Schiff gesunken war … aber daran konnte und wollte Jean nicht glauben. Widerstrebend beschloss er, ein Zimmer in einem Gasthof direkt am Hafen zu mieten, von wo er alle einlaufenden Schiffe gut im Blick hatte.
    Es klopfte an seiner Tür.
    »Ja?«
    »Monsieur Chastel, ich bin es«, vernahm er die vertraute Stimme einer jungen Frau. »Judith?« Er erhob sich eilig, öffnete und schaute ungläubig in die graugrünen Augen der Seraph. Sie trug ein hellblaues Kleid, darüber eine leichte Bluse und eine Jacke, die Füße steckten in festen Stiefeln. Ihr Gesicht war braun geworden, das Kopftuch gegen die Sonne auf ihren langen braunen Haaren hatte einen weißen Salzkranz; neben ihr stand ein großer Rucksack, ihr Gewehr hatte sie nach seinem Vorbild in Leder eingeschlagen.
    »Bonjour, Monsieur.« Sie lächelte müde. »Es war leicht, Euch zu folgen, aber schwer, Euch einzuholen.«
    »Komm rein«, bat er und machte Platz. Er schenkte Wasser ein und reichte ihr den Becher. Er freute sich mehr, die Seraph zu sehen, als er sagen konnte. »Hat Gregoria dich geschickt?«
    Sie trank aus und bekam neues Wasser. »Nein, Monsieur. Ich habe mich freiwillig gemeldet, Euch … beizustehen. Die Seraphim sind der Meinung, dass Ihr – bei allem Respekt – nicht allein gegen den Comte antreten solltet.« Ihre Augen huschten über sein unrasiertes Gesicht, über die ungepflegten weißen Haare, die fettig am Kopf herabhingen. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. »Man sieht Euch an, dass Euch die Jagd erschöpft. Ich bin da, damit Ihr Euch ausruhen könnt.«
    Jean lächelte und berührte sie an der Schulter. »Vielen Dank, Judith.« Er wusste, dass sie sich besonders in seiner Schuld sah, seit er sie damals bei der Jagd auf den Panter vor dem Sturz vom Dach gerettet hatte. »Ich gestehe, ein zweites Paar Augen kommt mir gelegen.«
    »Das

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