Sanctum
auf und küsste Severina auf die Stirn. »Ich danke dir«, raunte er und warf sich auf das Bett. Sie legte sich neben ihn und bettete ihn an ihre Brust, er umarmte sie, klammerte sich fest und suchte Halt und Wärme. Lena.
Severina küsste ihn auf den schwarzen Schopf. »Geht es wieder?«
Er hob den Kopf, nicht im Stande, eine ehrliche Antwort zu geben. »Wie ist es geschehen?«, fragte er sie. »Wie ist sie gestorben?«
Severina legte die Rechte in seinen Nacken. »Es war ihr Kreislauf. Er stabilisierte sich nicht richtig, das Herz geriet ständig aus dem Takt.«
»Wie viel haben dir die Nonnen gesagt?«
»Von dem, in das du verwickelt bist?« Severina dachte nach. »Im Grunde kaum etwas. Ich bin von deinem Haus weggelaufen, keine Ahnung, wie lange. Sie fanden mich und wollten wissen, was geschehen war, und ich berichtete ihnen, was ich von diesem schrecklichen Tag und unseren Erlebnissen wusste. Sie haben meine Wunden versorgt und mich für ein paar Tage bei sich aufgenommen. Dann haben sie mich gebeten, dir zu folgen und von Lena zu berichten. Ich sei am unauffälligsten, weil sie Rom derzeit nicht verlassen könnten. Nach dem Mord an Rotonda sei alles zu sehr in Aufruhr.«
Eric schwieg, starrte auf die gemusterten Vorhänge, die durch das Licht von draußen durchscheinend wurden und das Muster auf alles warfen, was sich im Zimmer befand. Severinas Haut sah aus wie tätowiert. »Wie hast du mich gefunden?«
»Die Nonnen haben herausgefunden, dass du von München einen Flug nach St. Petersburg und von dort nach Clermont-Ferrand genommen hast. Es war nicht schwer, beim Autoverleih am Flughafen herauszufinden, dass du dort gewesen bist. Der einzige Porsche Cayenne ging an dich.«
»Ich habe die Nonnen wohl unterschätzt.« Eric wunderte sich, wie genau sie seine Schritte überwachen konnten. Die Schwesternschaft besaß wohl reichlich Übung, was die Verfolgung von Personen anging.
»Aber was tust du hier, Eric?«
Es klopfte, Monsieur Maiziere brachte das Essen, das Severina in Empfang nahm.
Eric hatte fürchterlichen Durst, stand auf und ging zu dem kleinen Waschbecken. Duschen gab es hier nicht, auch die Toilette befand sich auf dem Gang. Er drehte den Wasserhahn auf, ließ das Nass in die hohlen Hände laufen, trank davon, warf es sich danach ins Gesicht und ließ es über den Nacken laufen.
»Lenas Mörder ist vermutlich in Saugues«, sagte er schließlich und drehte sich zu ihr um. »Du wirst im Hotel bleiben, Severina.«
»Nein, das werde ich ganz sicher nicht.« Sie stellte das Tablett auf den Tisch, setzte sich und aß von dem Salat. »Aber lass mich jetzt erst einmal etwas essen, ich habe furchtbaren Hunger.«
Sie konnte gar nicht so schnell schauen, wie er plötzlich neben ihr stand und sie an den Schultern packte, die hellbraunen Augen funkelten. »Du wärst schon einmal beinahe gestorben, Severina! Und warum? Weil du in meiner Nähe warst. Ich will nicht noch eine Frau verlieren, für die ich etwas empfinde.«
Bei seinen ersten Worten hatte sich ihr Gesicht zunächst verschlossen, aber dann erkannte sie den Grund für seine Barschheit. Sie lächelte. »Keine Sorge, Eric. Ich halte Kugeln locker aus, wie du gesehen hast.«
»Du hattest Glück, Severina, und das ist nichts, auf was man sich verlassen kann.« Er ließ sie los und sah, dass sie vor ihm und seiner Heftigkeit erschrocken war. »Verzeih mir, bitte … Es ist nur so … Ich muss mich hier einer Herausforderung stellen, die etwas Besonderes ist. Danach werde ich nach Rom zurückkehren und von den Nonnen ein Medikament bekommen gegen … gegen mein Leiden.«
»Das Sanctum.«
»Du … . du weißt davon?«
»Eine der Nonnen hat mir alles darüber erzählt.« Sie nickte zu ihrem Mantel, der vom Stuhl auf den Boden gerutscht war. »Sie gab mir ein Röhrchen mit. Es wäre für dich. Du wüsstest, was du damit machen müsstest.« Sie schob sich etwas Käse in den Mund. »Ich verstehe nicht alles, was in den letzten Tagen passiert ist oder was es mit diesem … diesem Sanctum auf sich hat. Aber ich habe verstanden, dass ich Teil einer größeren Sache bin.« Sie lächelte ihn an. »Ich habe akzeptiert, dass ich die Wahrheit über das Spiel, das du und die Nonnen und wer weiß noch alles spielen, niemals erfahren werde. Es ist okay. Es wäre wahrscheinlich sowieso zu abgehoben für mich.«
Eric setzte sich neben sie und drückte ihren Arm. Sie tat ihm gut. »Danke. Wenn das alles vorbei ist …« Er stockte. Ursprünglich hatte er sagen
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