Sanctum
Sicht trübte sich erneut, ein Gruß des Silbers in seinem Körper.
»Verschwinde!«, fauchte sie ihn an.
Eric rutschte vorwärts, ließ die Beine halb in die Luke pendeln. »Ich gehe jetzt da runter und bringe es zu Ende«, kündigte er an. »Versuch, mich daran zu hindern, und ich töte dich.«
Die Löwin schnellte vorwärts, die langen Krallen zielten auf Erics Kopf. Sie hatte sich entschieden.
Er hatte sich gewünscht, es nicht tun zu müssen. Er schoss zweimal, absichtlich zielte er dabei auf die Schulter, um sie vom Angriff abzuhalten und nicht unbedingt zu töten.
Der Schuss stoppte die Löwin mitten in der Luft, sie krachte auf das Dach, sprang aber sofort wieder auf. Sie brüllte wütend und stieß sich erneut ab, die Arme nach vorn gestreckt.
Eric fluchte und feuerte den Rest des Magazins ab, hielt auf Brust und Kopf. Die Kugeln trafen ihre Ziele, doch diesmal war der Schwung zu stark, trug das sterbende Wandelwesen vorwärts und mit den scharfen Krallen direkt auf ihn zu. Es blieb Eric nichts anderes übrig, als sich blitzschnell durch die Luke in den Verschlag mit der kleinen Bestie zu werfen. Im Sturz sah er über sich den Leichnam der Löwin vorbeiziehen, bei der die Rückverwandlung zur Frau einsetzte; das austretende Blut zog sie wie rote Schnüre hinter sich her.
Eric fiel ins Stroh und wälzte sich herum. Durch ein leises Maunzen und das Rascheln der Strohhalme verriet sich der Welpe. Er hatte sich in die finsterste Ecke zurückgezogen und wühlte sich zwischen die aufgetürmten Strohballen, um dem Angreifer zu entkommen.
Um den Wagen herum erklangen immer noch Schüsse. Schreie und wütendes, tierhaftes Gebrüll mischten sich darunter, gefolgt von Todeskreischen und noch mehr Gewehrfeuer. Der Kampf tobte heftig; auch das MG sprach wieder, ab und zu prallte ein Querschläger gegen den Wagen, schlug einen schrägen Riss ins Holz.
»Gleich, mein Kleiner.« Eric ließ das leere Magazin aus dem Schacht gleiten und führte eine neues ein. Er wollte gerade durchladen, als die Schiebetür mit viel Schwung geöffnet wurde. Zwei der Maskierten sprangen herein und sahen ihn zuerst nicht.
Eric zog den Schlitten der Waffe nach hinten, um durchzuladen. Das Geräusch machte die Angreifer aufmerksam, die Mündungen der M16 zuckten in seine Richtung.
Zu spät.
Zwei Schüsse in den Kopf erledigten den vorderen, zwei weitere ins Knie des Begleiters ließen den Mann rückwärts aus dem Wagen fallen.
Als Antwort wurde eine Granate hineingeworfen.
Sie prallte gegen die Wand, fiel ins Stroh, wo sie mit einem unglaublichen Blitz und Dröhnen detonierte. Die Schockgranate blendete ihn und machte ihn halb taub, außerdem setzte der chemisch erzeugte Blitz die Strohballen in Brand.
Eric kämpfte sich mühsam auf die Beine – und wurde von oben angesprungen. Stiefel trafen ihn ins Kreuz und schleuderten ihn heftig gegen die Wand; Blut schoss aus einer Platzwunde auf der Stirn hervor und lief ihm in die Augen. Eric fuhr herum, zog seine zweite Pistole und richtete sie auf den Angreifer, der vor ihm stand.
»Herr von Kastell. Ich wusste, dass wir uns wieder begegnen.«
Zanettini machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu beeilen, sondern schien es darauf anzulegen, ein gutes Ziel zu sein. Er hatte das Kardinalsgewand gegen eine Schneetarnuniform eingetauscht. »Sie sind nach unserem letzten Treffen überhastet abgereist, bevor ich mich für die Schüsse auf mich bedanken konnte. Heute bin ich besser vorbereitet.«
Eric ersparte sich eine Antwort. Stattdessen schoss er aus beiden Waffen nach ihm.
Plötzlich stand der Kardinal neben ihm und riss ihm die Pistolen aus den Fingern. »Lassen Sie das«, knurrte er und rammte Eric das Knie dreimal in den Magen, worauf er würgend zusammenbrach und sich ins Stroh übergab.
Zanettini hatte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit angegriffen. Und er war noch nicht fertig.
Der Stiefelabsatz knallte gegen Erics rechte Gesichtshälfte, sein Kopf schnappte herum und krachte wieder gegen die Wand.
Den nächsten Tritt sah er als Schemen auf sich zufliegen und hob die Arme zur Verteidigung, aber der Fuß zischte unter ihnen hindurch. Die Weste fing die Wucht nicht ab, die gerade verheilten Rippen brachen wieder und perforierten seine Lunge. Eric blieb die Luft weg.
Zanettini gönnte ihm keine Pause. Mit einer Hand packte er ihn im Nacken, riss ihn hoch und warf ihn gegen das Wagendach. Der Einschlag schmerzte mehr als der unmittelbar danach folgende Aufprall auf dem
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