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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hier, Madame«, rief sie und zerschmetterte einem Hund, der die Zähne in ihren festen Stiefelschaft geschlagen hatte, mit dem Kolben den Schädel. »Raus und auf einen Baum! Es sind zu viele.«
    Gregoria versuchte erst gar nicht zu widersprechen, sondern rutschte unter der Zeltwand hinaus, fand sich dort vor einem Stamm wieder und erklomm ihn sofort.
    Einer der Hunde folgte ihr. Er sprang weit in die Höhe, schnappte ihren Rock und hing wie eine Klette daran; knurrend schüttelte er sich. Sein Gewicht und das Zappeln zogen Gregoria wieder nach unten.
    »Fort von ihr, du Ausgeburt der Hölle!« Sarai erschien, durchstach den Hinterleib des Hundes mit dem Bajonett und schob Gregoria wieder ein Stück nach oben. »Ich decke Euch, bis Ihr weit genug geklettert seid«, rief sie, stellte sich mit dem Rücken an den Baum und achtete auf jede Bewegung.
    Lichtschein schimmerte auf, das Zelt hatte Feuer gefangen und stand an einer Ecke bald in lodernden Flammen. Nun brachte sich auch die Seraph auf dem Baum in Sicherheit.
    Die Hunde flüchteten ins Freie und warteten geduldig, bis sich die letzten überlebenden Jäger hinauswagen mussten, wo sie sie erneut anfielen und mit zahlreichen Bissen töteten. Die Schreie der Sterbenden waren furchtbar. Und dann, so plötzlich, wie der Angriff begonnen hatte, war er auch wieder vorbei. Und mit ihm das Leben aller Jäger.
    Nun begann rund um den Baum, auf den sich die beiden Frauen geflüchtet hatten, und im Schein des Feuers das große Fressen. Überall kauerten sich die Hunde über ihre Opfer, nagten an Knochen, verschlangen große Bissen, vereinzelt balgten sie sich um die besten Stücke. Ihr unangefochtener König, Surtout, thronte löwengleich vor dem Leichnam des Jägers Bluche. Er hatte die Schnauze in die Gedärme gesenkt und suchte nach köstlichen Innereien.
    Zwischendurch erhob er den blutverschmierten Kopf, doch nicht, um andere Hunde in ihre Schranken zu weisen; keiner aus seiner Meute näherte sich ihm, um ihm sein Fressen streitig zu machen. Nein – der Mastiff ließ die Frauen nicht aus den Augen.
    Sarai und Gregoria saßen in fünf Schritt Höhe und konnten den Blick nicht von dem Grauen lösen, das sich unter ihren abspielte. Gregoria flüsterte ein Gebet nach dem anderen, bat um Frieden für die Seelen der geschundenen Männer, und versuchte so, ihre eigene Angst niederzukämpfen. Sarai beobachtete die Hunde mit kaltem Blick, schien die Wildheit jedes Einzelnen abschätzen zu wollen. Dann begann die Seraph mit dem Nachladen ihrer Muskete. »Drei oder vier von den schwächeren werde ich mit dem Messer erlegen müssen«, sagte sie mit fester, wenn auch tonloser Stimme. »Aber für die, die wirklich gefährlich sind, habe ich genügend Munition.« Sie führte die Kugel in den Lauf, stopfte ihn und legte auf Surtout an. Bevor sie abdrücken konnte, sprang er auf und versteckte sich hinter einem Baum. Er kannte die Wirkung von Feuerwaffen und stieß ein lautes Heulen aus. Sarai schwenkte den Lauf zur Seite und erschoss den nächstgroßen Hund.
    Sofort ließ die Meute von ihrem Mahl ab und suchte Deckung, strich um die dicken Stämme und wurde für die Frauen und ihre Waffen unsichtbar. Dann stimmten sie ein gemeinsames Heulen an.
    »Was haben sie vor?« Gregoria bekam von Sarai eine nachgeladene Pistole gereicht.
    »Es klingt, als … als riefen sie jemanden.« Die junge Frau schaute sich um, konnte aber trotz des hellen Scheins des brennenden Zeltes nichts erkennen.
    Einer der kleineren Hunde hetzte durch den Schnee, packte mit seinen Zähnen ein brennendes Stück Holz und schleifte es an den Stamm des Baums, auf dem die Frauen saßen.
    »Höllenkreatur!« Gregoria schoss nach ihm und verfehlte – da kam schon der Nächste, der dieses Mal einen Fetzen brennende Zeltplane heranzerrte. Sarai erlegte ihn, doch sofort kamen neue Hunde und vollendeten die Arbeit. Zwar starben noch drei weitere Tiere – aber die Rinde des Baums hatte Feuer gefangen!
    Gregoria war Surtouts Intelligenz unheimlich. Ihr Baum stand zu weit von anderen entfernt, als dass sie sich mit einem Sprung hätten in Sicherheit bringen können. Ihnen blieb nur, höher zu klettern und zu hoffen, dass die Flammen auf dem Weg nach oben von selbst erloschen.
    Sie stiegen weiter und weiter, bis Gregoria die Entfernung zum Boden auf gut und gerne fünfzehn Schritt schätzte. Die Wolkendecke riss auf und der pralle Mond zeigte sich über ihnen. Es war, als habe man eine Blendlaterne über dem Gevaudan entzündet.

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