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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einen Wagen hinter ein Rad und schaute sich um.
    Neben ihm lief der Eisbär auf allen vieren vorbei und sprang einen der Bewaffneten an, das entsetzte Schreien des Mannes währte nur kurz, danach ging es in Gurgeln über und endete mit einem Knirschen. Lascar hatte ihm den Kopf abgebissen und hetzte weiter, die Angreifer folgten ihm.
    Das war die Ablenkung, auf die er gewartet hatte. Eric legte den Kopf in den Nacken und jaulte, dann lauschte er auf die Antwort.
    Er bekam sie. Der Welpe befand sich, seinen kläglichen, verängstigten Lauten nach, nicht weit von ihm entfernt in einem Anhänger mit der Aufschrift Taiga. Der Weg dorthin führte mitten durch eine Horde kämpfender Wandelwesen, die einen Teil der Angreifer in einen Hinterhalt gelockt hatten. Die Menschen setzten sich mit kurzschneidigen Schwertern zur Wehr, deren Klingen silbern schimmerten. Zwei der Männer lagen von Krallen und Zähnen zerfetzt zwischen ihren Mitstreitern, die Wandelwesen hatten bereits drei von ihren Freunden verloren. Eric konnte die Verluste der unterschiedlichen Parteien leicht auseinander halten: Die einen waren tot und nackt, die anderen tot und verstümmelt.
    »Na dann.« Er kroch aus seiner Deckung und hangelte sich am Wagen empor, bis er das Dach erreicht hatte. Eric sprintete darüber und gab höllisch Acht, nicht auf die Schräge zu treten und abzurutschen.
    Nach einem kräftigen Sprung gelangte er auf den nächsten Wagen, rollte sich über die Schulter ab und verlor dabei das G3. Es rutschte über die Kante und verschwand. »Fuck!«
    Noch ein Sprung, dann war er am Ziel, und noch hatten ihn die Kämpfenden nicht entdeckt. Das änderte sich, als er sich gerade abgestoßen hatte. Einer der Unbekannten riss seine Waffe hoch und schoss.
    Das M16 röhrte auf und spie seine Kugeln nach ihm, eine davon traf ihn in den Hintern. Es war ein glatter Durchschuss, das Silber würde ihn also nicht vergiften und ihm weiter schaden können, aber die Schmerzen waren widerlich. Eric landete nur zwei Meter von der Dachluke entfernt, rutschte aus und schlitterte bis kurz vor die Abdeckung. »Wer sagt’s denn?« Er riss sie auf.
    Unter einer wärmenden Rotlichtlampe lag ein harmloses rötlichbraunes Fellbündel zusammengerollt und zitterte vor Angst. Das Krachen der Schüsse und die Schreie waren zu viel für die kleine Bestie. Sie maunzte nach Hilfe wie eine Katze.
    Eric bedauerte beinahe, dass es keine Möglichkeit gab, den Welpen zu heilen. Die Gefahr, dass er bei seiner Flucht gestellt wurde, erschien ihm zu hoch. Er zog seine Pistole und legte an.
    Das Ziel war nicht zu verfehlen, eine Silberkugel würde den Körper unwiederbringlich zerfetzen und der vorletzten Bestie den Garaus machen. Danach schaffte Eric es entweder, ins Hotel zurückzukehren und das Sanctum zu nehmen – oder er wurde auf der Flucht von den Kugeln seiner Gegner zersiebt.
    So oder so: Die Ära der Bestie endete in dieser Nacht.
    In dieser Gegend, wo alles begonnen hatte.
    Durch Erics Hand lief ein schwaches Zittern, die Mündung vibrierte leicht, und er legte den Lauf vorsichtshalber auf. Die kleine Bestie hob den Kopf, schaute mit großen Augen zu ihm hinauf und stellte die Ohren auf.
    »Tut mir Leid.« Eric drückte ab –
    – doch im gleichen Moment landete etwas Schweres auf dem Wagendach.
    Die Vibrationen genügten, um den Lauf wackeln zu lassen. Der Schuss ging fehl und krachte neben dem Welpen ins Holz. Mit einem erschrockenen Kläffen hüpfte die kleine Bestie zur Seite und flüchtete ins Dunkel des Wagens, wo Eric sie nicht mehr sah.
    »Scheiße, verdammte!« Er warf sich auf den Rücken und zielte auf den Neuankömmling. Es war eine der Löwinnen, sie kauerte in halber Menschenform vor ihm, hatte sich zum Sprung geduckt, das Gebiss entblößt, der Schweif peitschte und zuckte. »Weg von der Luke«, grollte sie schwer verständlich. »Lass den Welpen in Frieden.«
    Eric wäre es ein Leichtes gewesen, das Werwesen vom Dach zu pusten. Ein größeres und einfacher zu treffendes Ziel gab es beinahe nicht mehr … und doch empfand er Skrupel wie noch bei keinem seiner Einsätze zuvor. Vielleicht weil er wusste, dass sich diese Wandelwesen von den anderen, gegen die er sonst antrat, unterschieden. Sein eigenes Zaudern passte ihm gar nicht, es machte ihn für die Jagd ungeeignet. Gut, dass bald damit Schluss war.
    »Ich muss ihn töten«, sagte er. »Sonst bekommen ihn diejenigen, die gerade dein Lager zerlegen, verstehst du? Das darf ich nicht zulassen.« Seine

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