Sanctum
losen Stroh.
Der Qualm von der anderen Seite des Wagens wurde dichter, das Prasseln und Knistern des brennenden Strohs lauter. Eine Hitzewelle rollte über die Männer, die Flammen schlugen hoch, züngelten an der Decke entlang und schlugen aus der Luke.
Eric sah nur noch Sterne und die Silhouette eines Mannes vor dem gewaltigen Feuer, die sich bückte. Der Welpe kläffte erschrocken, dann winselte er. Zanettini hatte die kleine Bestie gefunden, die von den Lohen aus dem Versteck getrieben worden war, und sie gepackt.
»So, Herr von Kastell. Ich denke, dass ich Sie nun getrost erlösen darf«, sagte der Kardinal. Es knallte, ein Schlag traf Eric gegen die Brust. Diesen Schuss hatte die Weste noch abgehalten. »Ist es nicht Fügung, dass Sie durch die Silberkugeln Ihrer eigenen Waffe sterben?«
Eric kroch auf den halb im Rauch verborgenen Ausgang zu, krallte die Finger in die Bodenbretter und zog sich vorwärts. Er musste flüchten und zu Kräften kommen, um den Kampf zu mit mehr Aussicht auf Erfolg fortzuführen. Nur ein paar Minuten …
Er bekam die zweite Pistole zu fassen. Der Priester hatte den Fehler begangen, sie nicht weit genug wegzuwerfen. »Nein, hören Sie, ich nehme Ihr Angebot an, das Sie mir in Rom gemacht haben!« Eric wandte sich um, schob sich an der Wand nach oben und tat so, als wollte er um Gnade bitten – dabei hob er den Arm mit der P9.
Er verschoss das ganze Magazin, jagte die Kugeln in Zanettini und streifte dabei sogar die Bestie. Sie heulte auf, kläffte und zappelte auf dem Arm; ihr Blut lief über den Ärmel.
Eric sah deutlich, dass sich Zanettinis Wunden wieder schlossen. Aber das Wichtigste war erreicht: Die Bestie würde den Treffer nicht überleben. »Sieht schlecht aus«, sagte er schwach und senkte den Arm. »Die Bestie wird aussterben.«
Zanettini blickte ihn voller Hass an. »Sie Narr!« Als er sah, dass die Wunde die kleine Bestie schwer verletzt hatte, ließ er sie fallen und kam auf Eric zu. »Dann werden Sie dafür sorgen, dass Gottes Ruhm erstrahlt.« Er schoss ihm ins Knie, Eric schrie auf. Noch mehr Silber! »Damit werden Sie mir nicht weglaufen.«
Die Hitze wurde unerträglich. Hinter Zanettini spielten die Flammen an den Wänden und der Decke. Sie zuckten und vermittelten den Eindruck, als öffnete sich gerade ein Portal direkt in die Hölle.
Eric hob die leergeschossene P9, seine Hand zitterte. »Noch einen Schritt, Zanettini, und ich verteile Ihr Gehirn an der Wand«, bluffte er.
»Und dann? Mich mögen Sie töten, aber meine Leute werden Sie überwältigen. Nur das zählt!« Er machte einen weiteren Schritt auf ihn zu, unerschrocken und voller Zuversicht.
»Sie haben Recht.« Eric ließ die Waffe fallen. »Das hier macht mehr Sinn.« Er stieß sich von der Wagenwand ab, breitete die Arme aus und warf sich gegen Zanettini, um ihn mit in das aufbrüllende, tobende Feuer zu reißen.
Der Mann wich ihm aus, Eric flog an ihm vorbei.
Die Flammen schlugen gierig über ihm zusammen.
XXVI.
KAPITEL
22. März 1769,
in der Nähe von Villefort, Südfrankreich
Der Eingang zur Hölle kann nicht düsterer sein als der Wald von Mercoire«, keuchte Gregoria und lehnte sich gegen einen Stamm.
»Als würden aus diesem verfluchten Boden nur Bäume wachsen, die Finsternis statt Blätter tragen«, fügte Sarai schaudernd hinzu. Sie sah, dass die Äbtissin dringend eine Rast benötigte, rief nach dem Anführer ihrer Jagdtruppe und ließ anhalten.
Es kam dem Dutzend Männer, das sie begleitete, nur recht. Ihre vier Spürhunde bellten, kläfften und jaulten ständig, ohne dass die Menschen etwas sahen; die Jäger schimpften ununterbrochen, kämpften sich durch das Unterholz und mussten sich mehr als einmal gegenseitig aus tückischen Schlammlöchern ziehen, die einfach nicht gefroren waren.
Gregoria griff nach der Wasserflasche und nahm einen Schluck. Sie beobachtete, wie die Männer ein Lager für die Nacht herrichteten. Es war unmöglich, durch den nassen Schnee und den Matsch bis zum Ausgang des Waldes zu gelangen. »Je weiter wir in das Gebiet vordringen, desto mehr stemmt sich uns der Wald entgegen«, meinte sie nachdenklich. Er bremste sie so stark in ihrem Vorwärtskommen, dass sie am Tag nicht mehr als zwei Meilen schafften.
»Wenigstens haben wir endlich Spuren gefunden.« Sarai hielt ihr den Arm als Stütze hin, und sie folgte ihr zu den ersten kleinen Flämmchen des Lagerfeuers. Selbst das bisschen Wärme empfand sie als Wohltat, denn der Wind pfiff schneidend
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