Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Hand auf seiner Schulter
ließ David zu ihm herumfahren. Das flackernde Licht der Öllampe in der anderen
Hand des Paters spielte mit den Kanten von dessen Gesicht.
»Offensichtlich fürchten Sie um das Leben dieser Frau,
David, und sind mir deswegen endlich eine Erklärung schuldig.«
»Ihnen bin ich gar nichts schuldig, Pater.«
»Sie wollen mir keine Erklärung geben. Also warum
sollte ich Ihnen noch helfen, diese Frau zu finden?«
»Weil etwas auf diesem Kloster lastet, von dem Sie
nichts wissen. Weil er hier ist. Das weiß ich, und er wird Lena töten. Er muss
sie töten. Er hat keine Wahl.«
»Was reden Sie da, David? Das ist ja lächerlich.«
David fasst Pater Maximilian an den Arm, als der sich
abwenden wollte. »Wer es ist und was damals genau geschehen ist, kann ich
bisher selbst nur ahnen. Bitte, Sie müssen mir helfen.«
»Sie trauen mir nicht. Deshalb reden Sie in Rätseln.«
»Seit damals traue ich niemandem mehr, Pater.«
»Wenn Sie befürchteten, dass diese Frau in Kloster
Falzberg in Gefahr ist, warum haben Sie sie dann überhaupt erst mit hierhin
gebracht?«
David hielt Pater Maximilians Blick stand. »Weil ich
verrückt war, verrückt vor Hass auf Lena. Aber sie ist nicht so, wie ich
dachte. Sie ist … Ich hätte ihr von Anfang an die Wahrheit sagen müssen.«
»So wie mir auch. Verschonen Sie mich mit weiteren
Rätseln, David. Entweder Sie erzählen mir die ganze Geschichte, alles, was Sie
wissen, oder gar nichts.«
»Sie würden es mir sowieso nicht glauben, Pater.
Niemand hat das in all den Jahren.«
20
Als
der Anruf ihn an diesem Abend erreichte, hatte Commissario Carlo Bariello sein
Haus in Rom fast erreicht.
Stundenlang war er, nachdem sein Chef Edoardo Graziano
ihn wegen der misslungen Aktion im Forum Romanum beurlaubt hatte, mit seinem
grauen Privatwagen Citroen C4 sinnlos durch Rom gefahren, hatte irgendwo am
Tiber angehalten, war ausgestiegen, hatte auf den nachtdunklen Fluss gestarrt,
um irgendwann wieder einzusteigen und sinnlos weiterzufahren. Zuhause wartete
zurzeit niemand auf ihn. Alessia war in Florenz.
Alles Scheiße.
Drei tote Kardinäle, ein toter Carabinieri, mehrere
Verletzte und Kardinal Gutenberg und der Auftragskiller Albuin Sciutto spurlos
aus dem Forum Romanum verschwunden, und er – Bariello fühlte Wut in sich
hochkochen – musste jetzt als Sündenbock dafür herhalten.
Der Citroen schnurrte, als Bariello nach rechts abbog.
»Sie fehlen mir gerade noch!«, blaffte er, als auf dem
Display der Freisprechanlage die Telefonnummer dieser Reporterin Rebecca
Favelli aufleuchtete, die ihm am Morgen den Tipp mit dem Forum Romanum gegeben
hatte.
»Die Sache im Forum Romanum ist wohl schiefgegangen,
Commissario.« Ihre Stimme hatte nichts Ironisches. »Es kam in den Nachrichten.«
»Lassen Sie mich in Ruhe, Rebecca.«
»Dass der Killer im Forum Romanum aufgetaucht ist,
sagt doch alles. Die Frau, die mich angerufen hat, hat also die Wahrheit
gesagt.«
»Ja, natürlich die große Unbekannte. Wahrscheinlich
gibt es sie gar nicht und Sie stecken selbst mit drin.«
»Ich möchte mich mit Ihnen treffen, Commissario.«
»Keine Chance, Rebecca.«
»Ich werde Ihnen auch die ganze Wahrheit sagen.«
»Sie bluffen.«
»Probieren Sie es aus.«
Verdammt noch mal! Hinter der nächsten Straßenecke war er zuhause. Die Sache wird mir
ja doch keine Ruhe lassen. Zuhause sitzen und abwarten, was noch passierte. Unmöglich! »Wo sind Sie, Rebecca?«
»Via Aurelia Antica.«
Der Fahrer des Wagens hinter Bariello fuhr hupend
vorbei, als Bariello bremste, um zu wenden.
»Wo befinden Sie sich genau?«
»Ecke Via Aurelia Antica, Via della Noccetta.«
»Warten Sie dort auf mich, Rebecca.«
*
»Wohin
fahren Sie?«, sagte Bariello, als Rebecca mit ihm bereits zwanzig Minuten
später in ihrem knallroter Lancia in halsbrecherischem Tempo durch die engen
Kurven der Via della Noccetta fuhr.
»Ich konnte Ihnen vorhin am Telefon nicht sagen, worum
es geht, Commissario. Nach der Sache im Forum Romanum wären Sie vielleicht
nicht gekommen.«
Bariello warf einen Blick auf das schöne Profil der
jungen Reporterin. Eine rassige Italienerin, wie man sie sich erträumt. Doch im
Wechsel von Licht und Schatten der Laternen hatte ihr Profil etwas
Gespenstisches. »Dann sagen Sie es mir jetzt, Rebecca.«
»Diese Frau, die mich angerufen hat …«
»Hören Sie auf. Ich glaube Ihnen kein Wort. Diese
mysteriöse Signora X gibt es nicht. In Wahrheit haben Sie die Finger im
Spiel. Was
Weitere Kostenlose Bücher