Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Mördeeer!
Er drückte die kühle Klinke nieder. Die Tür knarrte
leise, als er sie öffnete.
Wieder spürte er die Hand des Mannes, den er jetzt
leibhaftig vor sich sah, bemerkte sein mildes Lächeln, hörte dessen Worte von
damals. »Folge mir. Bete zu Gott. Schenk ihm deine Liebe. Das wird deinen
Schmerz lindern.«
Und er war ihm gefolgt.
Aber nichts war gewesen wie zuvor.
Sein Blick ruhte auf dem Gesicht des Papstes, als er
jetzt zu ihm ging.
34
»Wie
lange sind wir jetzt schon hier?«
David blickte durch das vergitterte Sprossenfenster in
dem Raum, in dem er mit Lena noch immer in Kloster Falzberg in Deutschland
eingesperrt war, nach draußen.
Ihre Hilferufe durch den schmalen Spalt, den das
Fenster sich im oberen Bereich hatte öffnen lassen, waren ungehört verhallt.
»Verdammt noch mal!« David blickte auf seine
Armbanduhr. Inzwischen war es später Nachmittag.
Er lief durch den Raum und warf sich gegen die schwere
Eichentür gegenüber dem Fenster. »Die können uns in diesem vergammelten
Klostertrakt doch nicht verrotten lassen.« Er schlug mit der Faust gegen die
Tür, lehnte die Stirn gegen das kühle Holz.
»Das ist sinnlos, David.«
Pater Maximilian lag noch immer bewusstlos und flach
atmend auf dem Boden.
Lena massierte seine Hand. »Der wacht gar nicht mehr
auf. Was haben die ihm nur gegeben?«
»Keine Ahnung.« David ließ sich an der Eichentür
entlang zu Boden gleiten und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Glaubst du
mir?«
»Was?«
»Das, was ich dir gerade erzählt habe. Dass ich nicht
der Mörder von Marie Herzog bin? Dass ich unschuldig im Gefängnis war, nur ein
Neunzehnjähriger, der in Marie verknallt war, sonst nichts? Marie war
unglaublich schön und unglaublich arrogant. Sie hat meine Liebe zu ihr mit Wonne
verspottet. Nahezu jeder hat über mich gelacht. Für die Polizei war das mein
Motiv für den Mord.«
Lena setzte sich neben ihn und lehnte sich ebenfalls
mit dem Rücken an die Eichentür. »Du hast mich die ganzen Jahre über gehasst,
ja?«
»Weil du mich damals vor Gericht nicht entlastet
hast.«
»Ich lag nach dem Unfall im Koma.«
»Ich wollte das aber nicht glauben, Lena. Ich wollte
nicht glauben, dass du dich nicht erinnern konntest, als du aus dem Koma
aufgewacht warst. Ja, ich habe dich gehasst. Ich konnte es nicht ertragen. Du
warst an jenem Abend da. Ich hab dich gesehen. Du musstest den Mord doch
gesehen haben. Du warst meine einzige Hoffnung. Du hättest mich aus dem
Gefängnis holen können.«
Lena strich ihm eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn.
»Ja, ich glaube dir, dass du nicht der Mörder von Marie Herzog bist.«
»Warum?«
»Nicht weil ich ein Naivling wäre, oder weil ich mich
in dich verliebt hätte und dir auf rosaroten Wolken schwebend alles glauben
würde.« Sie lächelte. »Auch wenn es so ist.«
Ihre Blicke hingen ineinander.
»Ganz einfach, David. Wenn du Marie ermordet hättest,
wären wir nicht hier. Kein Mensch hätte ein Problem mit uns.«
David lächelte. »Die Erklärung mit den rosaroten
Wolken ist mir sympathischer.«
Seine Miene wurde ernst. Er stand auf und kniete sich
neben Pater Maximilian, als der stöhnte. »Pater Maximilian.« Er tätschelte die
Wange des Paters.
»Warum haben die Mönche dich nicht erkannt, als du
dich hier als Hausmeister beworben hast, David?«
»Wie sollten sie? Damals war ich ein pickliger,
dicklicher Teenager. Und ein falscher Name … In Wahrheit heiße ich David Brunn,
nicht David Winter.«
Sie hörten ein Klirren.
»Josch! Josch kommen!«
»Amelie?« Lena stand auf und horchte an der Tür.
»Lena! Hnnn-nein!«
»Was geht da vor?« Lena trommelte gegen die Tür. »Lass
sie los, du Schwein! Lass sie los!«
»Lena!« Amelies Stimme wurde leiser und verstummte.
»Mann!« Lena schlug mit solcher Wucht ihre Faust gegen
die Tür, dass der Schmerz bis in ihren Arm zog. »Ich werde hier noch
wahnsinnig.«
Sie hielt inne. Draußen herrschte Stille.
Sie setzte sich wieder auf den Boden, lehnte sich mit
dem Rücken gegen die Tür und vergrub das Gesicht in den Händen.
Es war nicht sofort da.
Es dauerte, bis sie es wahrnahm.
Doch dann war es da, und für den Bruchteil einer
Sekunde verstand Lena nicht, was geschah, als es durch den Spalt unter der Tür
in den Raum kroch.
Sie nahm die Hände vom Gesicht und blickte neben sich
auf den Boden. »David.«
David sah, wie Lenas Augen sich weiteten, sah die
nackte Angst darin aufleuchten.
»Riechst du das nicht, David? Das ist
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