Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
entgegen. Die Flammen
wandelten sich zu einem knisternden Inferno, als eine Windböe hineinpeitschte.
Eine Wand aus Hitze. Selbst die Luft schien zu brennen.
Schreie!Panische Schreie!
IspettoreVisconti lief es eiskalt den Rücken
hinunter .
Pater Jerome rannte an den Flammen vorbei nach links
um die Ecke des Klosters.
Die Hitze des Feuers legte sich auf Viscontis Haut,
trieb ihm den Schweiß aus allen Poren, als er ihm folgte.
Irgendwann lagen die Flammen hinter ihnen. Bis hier
waren sie noch nicht vorgedrungen.
Vor einer schmalen Eichentür blieb Pater Jerome
stehen, riss sie auf, hielt sich den Ärmel seiner Kutte vor Mund und Nase, als
dunkler Rauch aus der Tür quoll und rannte in das Kloster.
Die verzweifelten Schreie waren jetzt laut und
deutlich. Zwei Stimmen, ein Mann und eine Frau.
Rechts von Visconti steckte jemand einen Arm aus einem
vergitterten Fenster.
Visconti hielt sich ein Stofftaschentuch vor Nase und
Mund.
Der Rauch war ätzend und aggressiv, als er Pater
Jerome in das Kloster folgte, biss ihm in die Augen, in die Kehle, ließ ihn
hustend und würgend durch den schmalen Gang vorwärtsstolpern.
»Neeeeeiiiiin!«
Der verzweifelte Aufschrei fuhr Visconti durch die
Glieder. Die Hitze war brutal, gab ihm das Gefühl, seine Haut würde sich von
seinem Fleisch schälen.
Der Rauch lichtete sich, als er einen Säulengang
erreichte, und ließ ihn einen Lichtschein erkennen.
Die Gestalt dieses Pater Jeromes in dem verwilderten
Klostergarten war nur ein wimmerndes Etwas, das auf dem Boden kniete.
Den Blick hatte der Mönch starr auf eine Stelle links
von Visconti gerichtet.
Sie brannte lichterloh! Das feuchte Gras und Unkraut
in dem Garten zischte, als das Feuer danach leckte.
»Amelie! Nein! Amelie! Amelie!« Die Stimme des Paters war
ein Schluchzen. »Ameliiieee!«
Wieder die Schreie.
Jemand hämmerte gegen eine Tür. Sie war durch einen
breiten Holzbalken verriegelt.
Nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Fabio Visconti
den Balken entfernt und die Tür geöffnet hatte.
Ein dunkelhaariger Mann taumelte ihm entgegen. Einen
Augenblick lang trafen sich ihre Blicke. »Helfen Sie uns. Wir müssen ihn hier
rausschaffen.«
Erst jetzt sah Visconti die Frau am
Fenster, die sich zu einem bewusstlosen Mönch hinabbeugte.
*
»Pater
Jerome!«
Hustend lief Lena durch die unerträgliche Hitze zu dem
augenscheinlich vor Entsetzen starren Mann in dem verwilderten Klostergarten,
während David und der Fremde Pater Maximilian aus dem Kloster trugen.
Pater Jeromes Hände waren gefaltet. Seine Lippen bewegten
sich zu einem stummen Gebet, während seine schlanke Gestalt aufrecht, wie zu
einer Statue erstarrt, in dem Garten kniete.
Lena folgte seinem Blick zu dem Meer aus tosenden
Flammen, das einmal ein Teil des Säulengangs mit angrenzenden Räumen gewesen war.
Sie schüttelte ihn. »Wir müssen hier raus, Pater!«
Im ersten Moment begriff sie es nicht, glaubte, er
würde mit ihr kommen, als er aufstand.
Eine Sekunde des Begreifens, dass es nicht so war,
dass er in das tosende Flammeninferno laufen wollte. Eine Sekunde, aber noch
schnell genug, ihn daran zu hindern, in den Tod zu rennen, ihn abzufangen, ihn
festzuhalten, ihn zu Boden zu reißen.
Die züngelnden Flammen, die durch das feuchte Gras zischten,
leckten nach ihrer Kleidung, als sie gemeinsam niedergingen.
»Amelie! Nein! Lass mich, Lena. Amelie!«
»Ich glaube, sie war nicht mehr da drin, Pater. Hören
Sie? David und ich haben gehört, wie Amelie weggebracht wurde.«
Es dauerte einen Augenblick, bis er es begriff.
Ihre Blicke trafen sich. Lena sah den Schweißfilm auf
seinem Gesicht.
Ein Ruck ging durch seinen Körper. »Nathan. Er war
nicht mehr er selbst, seit ich ihm gedroht habe, sein Verhalten gegenüber den
Kindern der Diözese zu melden.«
»Wir müssen hier raus, Pater!« Lena ließ von ihm ab.
»Hier entlang, Lena. Durch die Tür bin ich gekommen.«
Flammen züngelten von dem Brandherd über die erhitzten
Steine des Säulenganges, schienen Lena trotz ihrer Schuhe die Haut von den
Fußsohlen zu schälen, als sie zu dem kurzen Gang liefen, der nach draußen
führte.
David kam ihnen in dem Gang entgegen, zerrte Lena mit
sich nach draußen und von den Flammen weg. »Alles in Ordnung, Lena?« Als sie
hustend nickte, rannte er zurück in den Gang.
Lena sah Pater Maximilian ein Stück entfernt unter den
Kiefern auf dem Boden liegen.
Der Fremde, der sie befreit hatte, stand vor ihr.
»Danke«, sagte sie. »Wer immer Sie auch
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