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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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geschlossen, die ihr von der Tür entgegenflogen.
    Schließlich öffnete sie die Augen wieder. Der Treppenabsatz war leer. Voller Panik, der Dämon könne ins Kinderzimmer gelaufen sein, sprang Bonnie auf, und die Naht der OP-Wunde drohte zu reißen, doch sie ignorierte den Schmerz. Mit Tränen der Wut und der Angst in den Augen stürmte sie hinaus. Ihre Ohren klingelten noch immer von der Schießerei. Schussbereit lief sie zur Treppe. Und dann sah sie ihn. Er lag am Fuß der Treppe auf dem Rücken. Die Kugeln hatten ihn dorthin geworfen.
    Bonnie riss die Waffe herum und schaute sich mit pochendem Herzen um. Die Zwillinge schrien noch immer.
    Blut war an die Wand und auf die Stufen gespritzt. Auf halbem Weg nach unten lag seine Waffe auf einer Stufe wie ein zerbrochenes schwarzes Kreuz. Bonnie stieg nach unten und hob sie auf, die eigene Waffe weiter auf den Mann gerichtet. Dann sah sie ein Einschussloch in seiner Seite und ein weiteres in seinem Kopf. Seine Augen waren noch offen, aber starr. Das Einzige, was sich an ihm noch bewegte, war das Blut, das aus ihm sickerte. Bonnie trat näher an ihn heran. Plötzlich sah sie einen leblosen Fuß, der in einem Pantoffel steckte, aus der Küche und in den Flur ragen.
    Sie wusste sofort, was geschehen war. Und dann schrie auch sie, lauter noch als ihre vaterlosen Kinder.

K APITEL 114
    In der immer dunkler werdenden Nacht hielt ein Van neben einem der verlassenen Lagerhäuser, nicht weit von dem Hangar mit dem alten Transportflugzeug entfernt. Johann schaltete den Motor aus. Cornelius schaute aus dem Fenster und zu dem Zivilstreifenwagen, der vor dem leicht offen stehenden Hangartor stand. Drinnen brannte Licht. Kutlar schwieg. Er hielt den Kopf gesenkt und schaute auf die beiden Pfeile auf dem Monitor, von denen einer Cornelius’ Handy symbolisierte und der andere das letzte Signal von Kathryn Mann. Sie lagen fast übereinander.
    Ein leises Summen ertönte in Cornelius’ Tasche, und er holte sein Handy heraus. Nachdem er die SMS gelesen hatte, runzelte er die Stirn. Er zeigte sie Johann, der daraufhin nur nickte, ausstieg und die Schlüssel mitnahm. Kutlar spürte, wie der Van leicht schaukelte, als die Hecktür geöffnet wurde, und er hörte, wie hinten Dinge bewegt wurden. Auf der Fahrt zum Flughafen war die Wirkung des Morphiums abgeklungen, und nun spürte er wieder den Schmerz in seinem Bein. Der Marsch das steile Kopfsteinpflaster der Altstadt hinauf hatte die meisten Nähte reißen lassen, und nun hatte Kutlar das Gefühl, als halte nur noch seine Hose das Fleisch zusammen. Er versuchte, es vor den anderen zu verbergen, indem er sich die Jacke auf den Schoß legte, doch das Blut war deutlich zu riechen.
    Dann wurde die Hecktür wieder geschlossen, und ein paar Sekunden später tauchte Johann wieder auf und ging langsam über den Asphalt in Richtung des Transportflugzeugs, die rote Windjacke eng um sich geschlungen und über der Schulter eine große Tasche. Im Zwielicht sah er aus wie ein Flughafenangestellter auf Kontrollgang.
    *
    Liv starrte Arkadian noch immer an, als endlich jemand ans Telefon ging. Im Hintergrund hörte sie Babys schreien.
    »Bonnie?«, sagte sie.
    »Er hat Myron umgebracht«, schluchzte Bonnie. »Er hat ihn erschossen.«
    »Wer hat ihn erschossen? Und wo ist er jetzt?«
    »Im Flur. Er wird meinen Babys nicht mehr wehtun.«
    Liv schaute zu Arkadian. Der Inspektor hatte den Blick auf sie und die Waffe auf Gabriel gerichtet.
    »Hören Sie zu, Bonnie«, sagte Liv. »Ich möchte, dass Sie sich die Kinder schnappen und von da verschwinden, okay? Ich möchte, dass Sie jemanden auf dem Revier anrufen, jemanden, dem Sie vertrauen. Er soll Sie und Ihre Kinder in ein sicheres Haus bringen, wo niemand sie finden kann. Werden Sie das für mich tun?«
    »Niemand wird meinen Babys wehtun«, erwiderte die krächzende Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Sehr gut, Bonnie. Sie rufen jetzt auf dem Revier an, okay?« Liv schaute wieder zu Arkadian. Sie wünschte, sie könnte auch die Polizei anrufen, aber sie wollte ihr Glück nicht herausfordern.
    Das gedämpfte Geräusch der hungrigen Babys hallte wie das Heulen der Verdammten durch die transatlantische Leitung. Liv dachte daran, dass die Kinder ihren Vater nie kennenlernen würden, und das nur, weil sie ihre Mutter angerufen hatte. »Es tut mir ja so leid«, flüsterte sie ins Telefon und legte auf.

K APITEL 115
    Cornelius schaute zu, wie Johann sich dem Polizeiwagen näherte. Die SMS des Abts hatte alles

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