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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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verbrannt hatte. Erneut spürte er den furchtbaren Schmerz, als ihm das Brandeisen auf die Haut gedrückt wurde. Er biss die Zähne zusammen und schluckte einen Schrei hinunter. Der Gestank von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft.
    Schließlich wurde das Eisen wieder weggenommen, doch der Schmerz blieb, und Cornelius zwang sich, die Wunde anzusehen, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es vorbei war. Er atmete flach und schnell und schaute auf das verbrannte Fleisch, das ihn für immer als einen der Auserwählten kennzeichnete. Dann sah er, wie das Fleisch zu heilen begann.
    Ein Knirschen erfüllte den Raum, und alle Augen drehten sich zu ihm um. Der Wächter drehte den großen Stein mit Hilfe der Stäbe und rollte ihn entlang der uralten Kanäle, um dahinter eine Kammer zu enthüllen. Auf den ersten Blick schien sie leer zu sein. Dann, als Cornelius’ Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er Kerzen im Inneren flackern.
    »Komm«, sagte der Abt, nahm ihn am Arm und führte ihn zur Tür. »Sieh selbst. Jetzt bist du einer von uns.«

K APITEL 130
    Athanasius ließ seinen Blick durch die Dunkelheit im Gewölbe der Philosophie schweifen und suchte nach den Lichtern anderer.
    Da waren keine.
    Er lief zu den gesammelten Werken von Kierkegaard, und seine Finger schlossen sich um den dünnen Band von Nietzsche. Er holte ihn heraus und steckte ihn sich in den Ärmel. Ohne es anzusehen – das wagte er nicht –, eilte er vom Hauptgang weg und zu den Lesetischen im hinteren Teil des Gewölbes. Er fand einen direkt an der Wand, fast vollständig hinter den obskursten und am wenigsten verlangten Titeln versteckt, und noch einmal suchte er die Dunkelheit ab; dann legte er das Buch vorsichtig auf den Tisch.
    Einen Augenblick lang starrte Athanasius es einfach nur an. Es wirkte seltsam isoliert so ganz allein auf dem Tisch; also griff Athanasius ins nächste Regal und legte willkürlich ein paar andere Titel dazu und schlug sie auf. Zufrieden mit seiner Tarnung, setzte er sich, schaute ein letztes Mal in die Dunkelheit und schlug den Band dann dort auf, wo er die Papiere versteckt hatte. Er nahm das erste, entfaltete es vorsichtig und strich es auf dem Tisch glatt.
    Die Seite war leer.
    Athanasius griff in seine Tasche und holte ein kleines Stück Holzkohle heraus, das er sich zuvor aus dem Kaminfeuer des Abts genommen hatte. Er zerdrückte es auf dem Tisch, bis er einen kleinen Haufen feinen schwarzen Pulvers vor sich liegen hatte. Dann rieb er den Staub mit dem Finger aufs Papier, und kleine schwarze Symbole schälten sich aus dem cremefarbenen Papier, bis zwei dicht beschriebene Folien Text die Seite füllten.
    Athanasius schaute sich an, was der Staub sichtbar gemacht hatte. Er hatte noch nie einen so langen Text in der verbotenen Sprache der Mala gesehen. Er hielt die Luft an und beugte sich vor. Ein falscher Atemzug konnte den Staub von der Seite blasen. Und dann begann er zu lesen und übersetzte die Worte im Kopf.
    Am Anfang war die Welt,
    Und die Welt war Gott, und die Welt war gut.
    Und die Welt war das Weib der Sonne
    Und der Schöpfer von allem.
    Am Anfang war die Welt wild,
    Ein Garten voller Leben.
    Und ein Wesen erschien, die Verkörperung der Erde,
    Ein Wesen, Ordnung zu bringen in den Garten.
    Und wo der Eine wandelte, da blühte das Land,
    Und Pflanzen wuchsen, wo keine gewachsen waren,
    Und Kreaturen bauten Nester und gediehen.
    Und jeder gab der Eine einen Namen
    Und sie nahm sich von der Erde, was sie brauchte, und nicht mehr.
    Und jede Kreatur gab sich selbst der Erde zurück
    Wenn ihr Leben vollendet war.
    Und so war es in der Zeit der großen Farne,
    Und in der Zeit der großen Echsen,
    Und selbst in der ersten Zeit des Eises.
    Dann erschien eines Tages der Mensch, das größte aller Tiere.
    Und der Mensch war fast wie ein Gott, doch das reichte ihm nicht.
    Und er sah nicht mehr die großen Gaben, die ihm gegeben worden waren,
    Sondern nur noch das, was ihm fehlte.
    So strebte er nach dem, was nicht ihm gehörte.
    Und eine Leere wuchs in ihm.
    Und je mehr er sich danach sehnte, was er nicht besaß,
    Desto größer wurde die Leere.
    Er versuchte, sie mit Dingen zu füllen, die er besitzen konnte:
    Land, Hab und Gut, Macht über Tiere, Macht über andere.
    Er sah seinen Mitmenschen und gierte nach mehr, als ihm zustand.
    Er wollte mehr Nahrung, mehr Wasser, mehr Obdach.
    Doch keines dieser Dinge vermochte die große Leere zu füllen.
    Und vor allem wollte der Mensch mehr Leben.
    Er wollte

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