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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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oder schauten fasziniert hin, als dunkles Blut sich unter seinem Körper sammelte und zwischen den von der Sonne gebleichten Pflastersteinen versickerte oder dem grünen Tuch seiner zerfetzten Soutane einen finsteren Ton verlieh.

K APITEL 15
    Kathryn Mann schnappte nach Luft, als sie es live im Fernsehen sah. Im einen Moment hatte der Mönch noch fest auf dem Gipfel gestanden, im nächsten war er verschwunden. Um dem Sturz zu folgen, riss der Kameramann seine Kamera so schnell nach unten, dass nichts mehr zu erkennen war, und die Sendeleitung schaltete ins Studio um, wo ein vollkommen überraschter Nachrichtensprecher an seinem Knopf im Ohr fummelte und versuchte, die Schockstarre zu überwinden. Kathryn sprang zum Fenster und schaute durchs Fernglas. Die fantastische Aussicht auf den menschenleeren Gipfel und das Sirenengeheul heranrasender Rettungswagen reichte ihr als Bestätigung.
    Kathryn ging wieder zum Tisch, schnappte sich das Telefon und drückte mit tauben Fingern die Schnellwahltaste. Der Anrufbeantworter sprang an, und die tiefe Stimme ihres Vaters bat sie, eine Nachricht zu hinterlassen. Kathryn versuchte es auf seinem Handy. Warum war er so schnell aufgebrochen und wohin? Und Mariella hatte ihn offensichtlich begleitet, sonst hätte sie abgenommen.
    Auch auf dem Handy sprang sofort der Anrufbeantworter an, und diesmal hinterließ Kathryn eine Nachricht für ihren Vater.
    »Der Mönch ist gefallen«, sagte sie schlicht.
    Als sie auflegte, bemerkte sie, dass ihr Tränen in die Augen getreten waren. Wie schon Generationen von Wächtern vor ihr hatte sie nun schon so lange Ausschau nach dem Zeichen gehalten, und jetzt sah es so aus, als sei es auch diesmal ein falsches Zeichen gewesen. Kathryn warf einen letzten Blick auf den leeren Gipfel, verstaute das Fernglas dann wieder in dem verborgenen Schrank und gab einen fünfzehnstelligen Code auf dem Tastenfeld ihres Safes ein. Ein paar Sekunden später war ein leises Klicken zu hören.
    Hinter der Panzertür aus Titan lag ein Kasten so groß wie ein Laptop, aber ungefähr dreimal so dick und von grauem Hartschaum umschlossen. Kathryn holte ihn heraus und trug ihn zum Sofa.
    Das unglaublich harte Polycarbonat sah wie Stein aus und fühlte sich auch so an. Kathryn löste die versteckten Riegel, die den Deckel hielten. Im Inneren des Kastens befanden sich zwei Schieferbruchstücke; Zeichen waren darauf eingeritzt. Kathryn schaute sich die vertrauten Stücke an: zwei Teile einer Tafel, sorgfältig geteilt von prähistorischer Hand. Das hier war der Rest eines uralten Buches, die eingravierten Symbole älter als das Alte Testament, nur der Hauch eines Hinweises darauf, was der Text tatsächlich enthalten haben mochte. Die Sprache war als Mala bekannt, benannt nach dem alten Stamm gleichen Namens ... Kathryns Vorfahren. Nun betrachtete sie wieder einmal die vertrauten Zeichen.
    Gemeinsam bildeten sie das heilige Zeichen Tau, das die Griechen als Buchstabe adaptiert hatten; dabei war es älter als jede Schrift. Es war das Zeichen der Sonne, der ältesten aller Gottheiten. Die Sumerer hatten sie Tammuz genannt, die Römer Mithras und die Griechen Attis. Das Symbol war so heilig, dass man es den Pharaonen auf die Lippen gelegt hatte, wenn sie in die Mysterien eingeführt worden waren. Es symbolisierte Leben, Wiederauferstehung und Blutopfer. Es war das Symbol, das der Mönch oben auf der Zitadelle mit seinem Körper dargestellt hatte, sodass die ganze Welt es sehen konnte.
    Kathryn las die Worte, übersetzte sie in ihrem Kopf und brachte sie mit den Ereignissen der letzten Stunden in Einklang.
    Das Eine Wahre Kreuz wird auf Erden erscheinen
    Und alle werden es in einem Augenblick sehen und staunen
    Und das Kreuz wird fallen
    Das Kreuz wird sich erheben
    Das Sakrament zu befreien
    Am Beginn der neuen Zeit
    Unter der letzten Zeile sah Kathryn die Reste weiterer Symbole, doch der Schiefer war so gespalten, dass man nicht mehr erkennen konnte, was dort einst gestanden hatte.
    Die ersten beiden Zeilen waren leicht zu deuten.
    Das wahre Kreuzzeichen war das Tau, weit älter als das christliche Kreuz, und es war in dem Moment auf Erden erschienen, da der Mönch auf dem Gipfel die Arme ausgebreitet hatte.
    Und dank der modernen Nachrichtentechnik hatten es alle Menschen im selben Augenblick gesehen, und alle hatten sie gestaunt, denn so etwas hatte es nie gegeben, und niemand wusste, was das zu bedeuten hatte.
    Der Rest war schwieriger.
    Kathryn wusste, dass der Text

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