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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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auf und rannte über die schmale Straße.
    *
    Gabriel hörte ihre fernen Schritte auf dem fernen Asphalt und beobachtete, wie sie über die Einfahrt zum Parkplatz hinwegsprang, die Richtung wechselte und dann in einem Meer von Blech verschwand.
    Er drehte sich um und ließ seinen Blick über den Ort des Überfalls schweifen. Waren sie kompromittiert? Am Rand des Parkplatzes befanden sich ein paar Sicherheitskameras, doch die waren alle nach innen auf die Autos gerichtet. Gleiches galt für die Lagerhallen, oder was auch immer das war. Die Straße wurde nicht von Kameras überwacht. Deshalb konnte man wohl davon ausgehen, dass das, was in den letzten Minuten geschehen war, nicht aufgezeichnet worden war.
    Gabriel hob die Patronenhülsen der sieben Schuss auf, die er auf das flüchtende Fahrzeug abgefeuert hatte. Die meisten hatten getroffen, doch keiner hatte den Fahrer von der Flucht abgehalten. Gabriel ließ die Hülsen in seiner Tasche verschwinden und wandte seine Aufmerksamkeit der Leiche zu.

K APITEL 49
    Liv hätte fast vor Erleichterung geweint, als sie durch die Drehtür in die wunderbare Helligkeit des Terminals stolperte. Sie humpelte weiter und zog eine Spur aus Schlamm und Regenwasser hinter sich her. Ängstliche Touristen wichen vor ihr zurück. Einer der Cops an der Passkontrolle bemerkte den Aufruhr und hob den Blick. Liv sah, wie er seinen Partner anstieß und in ihre Richtung nickte. Der zweite Mann zuckte unwillkürlich zurück, als er die verdreckte, halb wahnsinnige Kreatur sah, die auf ihn zukam. Er drückte einen Knopf an seinem Walkie-Talkie und sprach hinein. Dann packten beide Männer ihre Maschinenpistolen.
    Na toll ...
    Da schaffe ich es bis hierher, und das nur, um von diesen beiden Volltrotteln niedergeschossen zu werden.
    Liv nahm ihren letzten Rest Kraft zusammen und hob die zitternden Hände zum international anerkannten Zeichen der Kapitulation. »Bitte«, keuchte sie und sank vor den beiden Polizisten auf die Knie. »Rufen Sie Inspektor Arkadian vom Morddezernat in Trahpah an. Ich muss mit ihm reden.«
    *
    Rodriguez stand am Zoll und schaute zu, wie ein Beamter seine Reisetasche auf einem Stahltisch leerte und den Inhalt untersuchte. Ein Alarm ertönte aus dem Walkie-Talkie an seinem Gürtel, doch er kümmerte sich nicht darum. Ein Mann forderte Unterstützung bei einer Frau an. Rodriguez drehte sich um und schaute an der Schlange vorbei nach hinten. Dank seiner Größe hatte er freie Sicht auf die Halle; trotzdem konnte er die Quelle des Aufruhrs nicht ausmachen.
    »Danke, Sir. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug.« Der Beamte schob die Reisetasche zur Seite und griff nach der nächsten, die über das Band des Röntgenapparats zu ihm kam.
    Rodriguez trat zur Seite und packte rasch den Pass wieder ein, von dem er geglaubt hatte, er würde ihn nie wieder brauchen, die Bibel, die seine Mutter auf dem Totenbett gehalten hatte, und die Kleidung, die ihm inzwischen ein wenig zu weit war. Das Letzte packte er so sorgfältig weg, als wäre es die Flagge vom Sarg eines toten Soldaten. Es war eine rote Nylonwindjacke mit Kapuze. Für die meisten Menschen war sie vollkommen bedeutungslos, doch für ihn hatte sie Symbolwert.
    Dann griff Rodriguez zu einem in Leder gebundenen Buch, das der Abt ihm gegeben hatte und das von den Taten der Roten Ritter berichtete. Der Abt hatte den Namen einer Frau und zwei Adressen auf die Innenseite des Einbands geschrieben. Die erste Adresse war die einer Zeitung in New Jersey, die zweite hier in der Gegend.
    Rodriguez warf sich die Tasche über die Schulter und machte sich auf den Weg zum Gate. Er schaute nicht zurück. Was auch immer im Terminal los war, es ging ihn nichts an. Seine Mission führte ihn an einen anderen Ort.

T EIL III
    D ENN ES IST NICHTS VERBORGEN ,
WAS NICHT OFFENBAR WERDEN SOLL ,
UND ES IST NICHTS GEHEIM ,
WAS NICHT AN DEN T AG KOMMEN SOLL .
    Markus 4:22

K APITEL 50
    Liv starrte auf die kahlen, schalldichten Wände und den kleinen Spiegel, von dem sie aus Erfahrung wusste, dass sich dahinter ein Beobachtungsraum verbarg. Sie fragte sich, ob dort wohl gerade jemand war und sie überwachte. Sie betrachtete ihr Spiegelbild in dem verstärkten Glas. Ihre Kleidung war verdreckt, und ihr Haar klebte an ihrem Schädel. Sie hob die Hand, um ihren Pony glatt zu streichen, gab jedoch rasch wieder auf. Das war Zeitverschwendung.
    Zunächst hatte sie geglaubt, man hätte sie hierhergebracht, weil die Verhörzimmer heutzutage die einzigen Räume auf

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