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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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dem Labor bekommen hat, könnte es sich als ausgesprochen hilfreich erweisen, Ihre DNA mit der Ihres Bruders zu vergleichen. Außerdem wäre dann die Verwandtschaftsfrage geklärt.« Er schob das Probenglas mit dem Wattestäbchen über den Tisch.
    Liv zupfte das letzte welke Blatt von der Geranie. Dann nahm sie sich das Probenglas, holte das Wattestäbchen heraus, machte einen Abstrich und gab Arkadian die Probe zurück.
    Hinter den Gebäuden auf der anderen Straßenseite erhob sich düster und kalt die Zitadelle. Allein der Anblick ließ Liv schon schaudern.
    Arkadian folgte ihrem Blick und bemerkte dabei eine Bewegung auf der Straße unten. »Himmel!«, rief er und sprang auf. Ein Übertragungswagen stand vor dem Gebäude.
    »Ich habe die nicht gerufen«, sagte Liv rasch. »Ich mache nur Zeitung. Wir hassen diese Jungs.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Ich wollte nur Meldung machen«, sagte Petersen, »ich habe alles von der Plastikplane runtergeholt, was ich runterholen konnte. Ich nehme an, Sie wollen erst einmal eine Schnellanalyse, korrekt?«
    »Moment. Ich komme mit.« Arkadian drehte sich zu Liv um. »Ich weiß, dass Sie dieses Nachrichtenteam nicht gerufen haben; also bitte missverstehen Sie mich jetzt nicht falsch, aber ich glaube, wir sollten Sie besser aus dem Gebäude bringen.«
    Ein Schatten huschte über Livs Gesicht.
    »Das ist kein Versuch, Sie loszuwerden«, fügte Arkadian rasch hinzu. »Ich glaube einfach nur, dass Sie an einem anderen Ort sicherer sind. Wenn die Presse weiß, was hier passiert ist, werden sie den Laden gleich belagern. Ich möchte nicht, dass die Leute, die Ihren Bruder geklaut haben, Sie in den Abendnachrichten sehen. Ich werde Sie von jemandem ins Polizeihauptquartier zurückbringen lassen. Da können Sie sich dann erst einmal duschen und was Frisches anziehen. Ich komme später dann wieder zu Ihnen, okay?«
    Liv schaute an ihrer verdreckten Kleidung runter.
    »Okay«, sagte sie. »Aber wenn Sie versuchen sollten, mich aufs Abstellgleis zu stellen, dann marschiere ich schnurstracks raus und gebe eine Pressekonferenz.«
    »Wie Sie wollen«, sagte Arkadian. »Halten Sie sich nur von den Fenstern fern. Wie gesagt: Ich will Ihr Gesicht nicht in den Nachrichten sehen.«
    Und ich auch nicht , dachte Liv und inspizierte ihre mit Dreck verkrustete Bluse. Sie schaute zum Fenster und versuchte, dort ihr Spiegelbild zu erkennen. Doch stattdessen wanderte ihr Blick wieder zu dem spitzen, dunklen Berg, der in den klaren blauen Himmel ragte.

K APITEL 70
    Kurz nach der Matutin war Athanasius ins Arbeitszimmer seines Herrn und Meisters gerufen worden, und der Abt hatte ihn gebeten, ihn bei einer Aufgabe zu begleiten – ›zum Wohle der Bruderschaft‹, hatte er gesagt, und Athanasius dürfe mit niemandem darüber sprechen.
    Nun waren sie also hier, stiegen eine schmale, mit Trümmern übersäte Treppe hinunter, und der Weg vor ihnen wurde nur von der Fackel in Athanasius’ Hand erhellt. Dann und wann kamen sie an anderen schmalen Gängen vorbei.
    Sie waren fast fünf Minuten lang stetig bergab gestiegen, als Athanasius plötzlich einen schwachen Lichtschimmer sah. Er kam aus einer offen stehenden Tür, die wesentlich neuer aussah als der Rest der Umgebung.
    Athanasius folgte dem Abt in eine kleine Höhle. Zwei Mönche standen dort, jeder mit einer Fackel, und beide trugen sie die grünen Soutanen der Sancti.
    Athanasius wandte den Blick ab und bemerkte dabei eine weitere Tür in der Wand. Sie bestand aus massivem Stahl und hatte einen Schlitz an der Seite wie die Hochsicherheitstüren am Eingang zur Großen Bibliothek. Der Abt nickt den beiden Sancti zum Gruß zu, griff in seinen Ärmel und holte eine Schlüsselkarte hervor. Dann zog er den Magnetstreifen durch den Schlitz und ein dumpfes Klang war zu hören. Der Abt öffnete die Tür, und die drei Sancti gingen hindurch. Athanasius zögerte kurz, bevor er ihnen folgte.
    Hinter der Tür befand sich eine kleine Kammer. Hier war es ein wenig wärmer als draußen und die Luft stickig von Staub. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine weitere Stahltür, und davor lagen drei Kokons aus dickem Plastik. Athanasius ahnte sofort, was sich darin befinden musste.
    Einer der Sancti öffnete einen davon gerade weit genug, dass man einen Kopf erkennen konnte. Blut rann aus einem kleinen Loch in der Schläfe. Athanasius erkannte den Mann ebenso wenig wie die zweite Leiche, die dritte jedoch schon. Er schaute in das Gesicht seines toten Freundes und

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