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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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aus dem Fahrerfenster und zog eine Karte durch das Lesegerät an der Einfahrt. Dann schaute er zurück.
    Gabriel erstarrte.
    Da es hier kein Sonnenlicht gab, das von dem Spiegel hätte reflektiert werden können, konnte nur Bewegung ihn verraten.
    Gabriel betrachtete den Fahrer. Der Mann sah mehr wie ein Rockstar oder Schauspieler aus als wie ein Schläger. Ein paar Augenblicke später setzte der Van sich wieder in Bewegung und verschwand in dem Gebäude.
    Gabriel holte den PDA aus seiner Tasche. Der pulsierende weiße Punkt bewegte sich an der Rückseite des Parkhauses entlang, dort, wo das Gebäude auf die Felswand traf. Gabriel steckte den Spiegel in die Tasche und stand auf. Links von ihm lugten Hunderte von Scheinwerfern über eine niedrige Mauer hinweg wie Strafgefangene, die sich nach Freiheit sehnten. Gabriel sprang über die Mauer und lief hinein.
    In dem Gebäude war es feucht und kalt, und es roch nach Öl, Benzin und Urin. Da es hier vermutlich auch Überwachungskameras gab, ging Gabriel zielstrebig zu einem Audi, bückte sich dann, als habe er den Schlüssel verloren, und warf erneut einen Blick auf seinen PDA.
    Der weiße Punkt befand sich nicht länger in dem Parkhaus, sondern im Felsgestein dahinter. Gabriel schaute zu, wie der Punkt die Straßen und Gebäude der Altstadt durchschnitt und direkt auf die Zitadelle zuhielt. Als er zwei Drittel des Wegs hinter sich gebracht hatte, hielt er an, blinkte und verschwand.
    Gabriel ging zur Rückwand und hielt seinen PDA direkt an den Beton, um das Signal zu verstärken. Der Punkt erschien wieder, näher an der Zitadelle dran.
    Als er fast den alten Graben erreicht hatte, verschwand er endgültig.

K APITEL 68
    Kutlar saß vorne und starrte in die Dunkelheit des Tunnels. Das Rumpeln von Reifen auf dem unebenen Untergrund und das Hämmern des Dieselmotors verschmolzen zu einem einzigen traurigen Geräusch. Die Vibrationen ließen das Armaturenbrett beben und zogen an den Nähten in Kutlars Bein. Er freute sich über den Schmerz – er half ihm, sich zu konzentrieren, und war gleichzeitig Zeichen dafür, dass er noch lebte.
    In Kutlars Kopf drehte sich noch immer alles von den Pillen, die er genommen hatte. Dabei musste er bei klarem Verstand bleiben, wollte er hier je wieder rauskommen. Als Cornelius und Johann ihm aus der Klinik und in den Van geholfen hatten, war alles klar geworden.
    »Du musst uns sagen, was passiert ist«, hatte Cornelius ihn in freundlichem Ton aufgefordert. »Du musst uns sagen, wie die Frau hat fliehen können. Und vor allem«, hatte er hinzugefügt und sich dabei so dicht an Kutlars Ohr gebeugt, dass er die Barthaare spüren konnte, »und vor allem musst du uns sagen, wie sie aussieht.«
    Deshalb atmete er noch. Sie besaßen nur ihren Namen, wussten aber nicht, wie sie aussah. Solange sie die Frau noch suchten, war Kutlar lebend mehr wert als tot.
    Der Tunnel stieg plötzlich an und lief in eine höhlenartige Kammer aus. Johann lenkte den Wagen herum, und das Licht der Scheinwerfer fiel auf eine Stahltür. Johann schaltete den Motor aus, und er und Cornelius stiegen aus. Kutlar rührte sich nicht. Er beobachtete sie in den Außenspiegeln. Die Karosserie bewegte sich leicht, als die Hecktür geöffnet und die erste Leiche herausgeholt wurde.
    Kutlar war entsetzt gewesen, als Johann und Cornelius die beiden Sanitäter erschossen hatten. Der Tod des Arztes war hingegen kein Problem für ihn gewesen. Es würde niemanden überraschen, den Kerl kalt auf seinem Stuhl zu finden. Der Mann hatte die Grenze schon vor langem überschritten und sich über Jahre hinweg mit allem möglichen Zeug vollgepumpt. Aber die Sanitäter ... Das waren Zivilisten.
    Im roten Licht der Heckscheinwerfer traten die Mönche hinter dem Van vor und legten den ersten Leichensack neben die Stahltür. Nachdem sie diesen Prozess noch zweimal wiederholt hatten, holte Johann seine Karte heraus und zog sie durch das Lesegerät. Die Tür schwang nach innen. Kurz darauf schloss sie sich wieder, und die Leichen waren dahinter verschwunden.
    Cornelius und Johann stiegen wieder in den Van.
    »Ich kann euch helfen, sie zu finden«, sagte Kutlar.
    Cornelius drehte sich zu ihm um und schürzte die Lippen. »Wie?«
    »Bring uns hier raus, und ich werde es euch zeigen.« Kutlar versuchte sich an einem Lächeln, brachte aber nur eine Grimasse zustande. »Ich muss jemanden anrufen.« Theatralisch zuckte er mit den Schultern. »Aber hier unten habe ich keinen Empfang.«
    Cornelius

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