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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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schwieg einen Moment lang und schaute auf den Schweiß, der sich trotz der Kälte hier unten auf Kutlars Stirn sammelte. »Sicher«, sagte er schließlich.
    Johann drehte den Zündschlüssel um.
    Der Motor erwachte wieder zum Leben, und das Geräusch war in dem engen Raum geradezu überwältigend. Kutlar schaute in den Außenspiegel und sah, wie die Stahltür rasch aus dem Licht der Rückscheinwerfer verschwand.
    *
    Die drei Leichensäcke lagen in der schwarzen Stille des Bergs, während jene, die sie holen kamen, Fackeln in dem Tunnellabyrinth über ihnen entzündeten. Wenig mehr als vierundzwanzig Stunden, nachdem er aus der Zitadelle entkommen war, kehrte Bruder Samuel wieder zurück.

T EIL IV
    A M A NFANG WAR DIE W ELT ,
U ND DIE W ELT WAR G OTT ,
UND DIE W ELT WAR GUT .
    Fragment aus der Ketzerbibel

K APITEL 69
    Die Kühlkammer der städtischen Leichenhalle war als Tatort einfach perfekt. Da hier nur wenige Leute Zugang hatten, fehlten all die fremden Fingerabdrücke, Haare und anderes Spurenmaterial, die die Ermittlungen üblicherweise beeinträchtigten. Sämtliche Oberflächen waren klinisch rein. Und die Überwachungskameras hatten genau festgehalten, wann die Verdächtigen wo gewesen waren und was sie angefasst hatten.
    »Da«, sagte Arkadian und deutete auf die zerknüllte Plastikplane auf der Bahre. »Der erste Verdächtige hat sie angefasst, als er sie über sich gezogen hat.«
    Petersen lächelte. Nur von Glas konnte man noch leichter Fingerabdrücke bekommen.
    »Und er hat auch die Schublade dort angefasst.« Arkadian deutete auf das Fach Nr. 8. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas finden.« Er ließ Petersen allein.
    An der Tür stand ein uniformierter Beamter und sorgte dafür, dass niemand hinein- oder herauskam. Reis lief vor seinem Büro auf und ab. Er hielt ein Probenglas in der Hand. Arkadian ging zu ihm.
    Der Inspektor schnappte sich das Probenglas, ohne auch nur einen Schritt langsamer zu werden. »Wo ist sie?«
    »Im Besprechungsraum im ersten Stock«, antwortete Reis. »Sie hilft uns bei den Ermittlungen.«
    *
    In dem Aussageprotokoll stand alles, was sie erlebt hatte, von dem Augenblick an, als sie die Leichenhalle betreten hatte, bis zu dem Moment, als sie den geheimnisvollen Mann auf den Aufnahmen der Überwachungskameras hatte identifizieren können. Liv wollte das Protokoll gerade unterschreiben, als Arkadian den Raum betrat. Liv fragte sich noch immer, welches Spiel Gabriel spielte und warum. Sie hatte ihn nicht als den Mann beschrieben, ›der versucht hat, mich zu entführen‹. Das Einzige, was er getan hatte, war, sich als Polizist auszugeben und ihr eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt anzubieten. Er war nicht derjenige gewesen, der ihr eine Waffe unter die Nase gehalten hatte. Und er hatte auch nicht die Leiche ihres Bruders gestohlen, obwohl Liv nach wie vor nicht wusste, was er in dem Kühlraum gewollt hatte. Zu guter Letzt hatte sie sich für ›der Mann, der mich am Flughafen abgeholt und gesagt hat, er sei meine Polizeieskorte‹ entschieden. Das war zwar nicht gerade elegant formuliert, aber es war akkurat. Liv kritzelte das Datum neben ihren Namen.
    Der uniformierte Beamte überprüfte ihre Unterschrift und ging hinaus. Arkadian schloss die Tür hinter ihm.
    Liv zog eine deprimiert dreinblickende Geranie zu sich und begann, die welken Blätter abzupflücken. »Und? Haben Sie ihn schon gefunden?«
    Arkadian schaute auf die Straße hinunter. Wenn jetzt ein Polizeivan kommen und drei Verdächtige abliefern würde ... Das wäre einfach perfekt gewesen, doch es geschah nicht.
    »Noch nicht«, antwortete er. Dort, wo die Feuerwehrwagen geparkt hatten, glitzerten Dieselpfützen. »Aber wir arbeiten daran.« Er drehte sich zu der zerknüllten Zeitung auf dem Tisch um, deren Titelblatt inzwischen ein ganzes Kaleidoskop von Zeichen und Buchstaben war. »Hatten Sie inzwischen Glück damit?«
    »Ich hatte nicht viel Zeit, mich darauf zu konzentrieren. Ich war ein wenig abgelenkt.«
    Arkadian erwiderte nichts darauf; er hoffte, das Schweigen würde Liv besänftigen.
    »Glauben Sie wirklich, das hier ist der Grund, warum sie ihn gestohlen haben?« Liv schaute sich noch einmal die Zeichen an.
    »Vielleicht. Sobald wir sie haben, werden wir sie fragen. Bis dahin möchte ich Sie aber um etwas bitten.«
    Liv sah, was er in der Hand hielt, und kniff die Augen zusammen. »Sie wollen mir einen Abstrich machen? Eine Genprobe?«
    Arkadian nickte. »Angesichts der Ergebnisse, die Reis aus

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