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Sand & Blut

Sand & Blut

Titel: Sand & Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xander Morus , Isabell Schmitt-Egner
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reizte ihre Kehle.
    »Schwimm zu mir, Meike, dann können wir reden!«
    Meikes Herz machte einen Satz und begann zu rasen. Das war Vincents Stimme durch das Megaphon. Sie versuchte, ihren Mund anzufeuchten, damit sie überhaupt einen Ton heraus bringen konnte.
    »Ich bin doch nicht bescheuert! Sobald ich bei dir bin, legst du mich um! Ich bin die Letzte, die übrig ist! Das weißt du!«
    »Ja, ich weiß«, sagte Vincent. Und seine Stimme klang so viel souveräner, da er durch das Megaphon nicht schreien musste, wie sie. »Aber wir werden nur reden. Ich verspreche es.«
    Meike blieb noch eine Weile stehen und wartete, ob er noch etwas sagen würde. Alles blieb still. Er wartete auf sie. Und Meike musste sich entscheiden.
    Langsam ging sie zum Wasser hinunter. Die Wellen strichen über ihre kalten Füße und es fühlte sich beinahe warm an. Sie ging weiter und stieß sich ab. Sie schwamm. Das Licht an Bord der Motoryacht schien auf das Wasser.
    Unecht, unecht, unecht. Sie schwamm zu einem Psychopathen, der auf einer Motoryacht darauf wartete, sie umzubringen. Wenn das nicht unecht war, was dann? Komischerweise kam ihr der Film »Notting Hill« in den Sinn.
    Surreal, aber schön.
    Nein. Leider nur surreal.
    Sie konzentrierte sich darauf, gleichmäßige Schwimmzüge zu machen, auch wenn es ihr schwerfiel. Am liebsten hätte sie sich in das weiche, tragende Wasser gelegt und die Augen geschlossen. Sie fror nicht mehr, das Wasser erschien ihr warm. Sie wollte nicht an Bord des Psychopathenschiffes klettern, frieren und um ihr Leben kämpfen. Sie wollte schlafen, wegdriften, und, wenn irgend möglich, in der normalen Welt wieder aufwachen. Dies war so ein Moment, in dem sie dringend jemand gebraucht hätte, der ihr eine Ohrfeige gab, damit sie sich zusammenriss. Die dafür in Frage kommenden Menschen befanden sich zwar in diesem Meer, in dem sie auch schwamm, aber sie lebten alle nicht mehr. Die schöne Vorstellung, sich auf die warmen Wellen zu legen, verflüchtigte sich. Sie konnte nicht auf dem Rücken im Wasser liegen, wenn unter ihr Till und Konny oder Teile von Doreen entlang trieben ... sie stöhnte auf, schwamm schneller und näher an der Oberfläche, damit nichts ihren Fuß berührte, von dem sie nicht wusste, was es war.
    Meike erreichte das Schiff. Die weiße, glatte Wand vor ihr. Sie sah nach oben. Vincent wartete auf sie. Er stand an der Reling und das Licht an Deck bildete eine Korona um seinen Körper.
    Ein Todesengel in schneeweißer Kleidung.
    »Ich klappe jetzt die Treppe aus und du kannst an Bord kommen.«
    »Und dann bringst du mich um.« Meike schwamm immer noch auf der Stelle. Etwas in ihr wollte die Flucht ergreifen, sie dazu bringen, schnell wieder zu der Sandbank zurück zu kraulen. Ein harmloser Ausflug zum Boot und wieder zurück. Es war einen Versuch wert gewesen, aber mit Vincent zu reden , das war von Anfang an ein idiotischer Gedanke, ein zum Scheitern verurteiltes Unternehmen.
    »Nein, tue ich nicht. Ich verspreche es.«
    Er sah auf sie herab und sie versuchte, im Gegenlicht etwas von seiner Mimik zu erkennen und zu deuten.
    »Woher weiß ich, dass du es ernst meinst?«, fragte sie.
    »Ich sage es. Wissen kannst du das nicht. Ich verstehe, dass du mir nicht traust. Aber was hast du zu verlieren? Du wirst verdursten, wenn du dort unten bleibst.«
    Manchmal sind die simpelsten Argumente die besten, dachte Meike.
     »Okay«, sagte sie schlicht.
    Vincent ging und klappte die Treppe aus. Dann trat er wieder zurück und entzog sich ihrem Blickfeld. Sie glitt durch das schwarze Wasser und dachte für eine Sekunde noch mal daran, es doch nicht zu tun. Vincent wollte kurzen Prozess mit ihr machen. Was sollte er sonst mit einer lästigen Zeugin anfangen? Aber an Bord hatte sie eine Chance, wenn auch nur eine winzige, ihn zu überwältigen und sich zu retten.
    Vincent stand auf dem Deck, genau in der Mitte, als Meike sich an der Treppe hochzog. Er hielt keine Waffe in der Hand.
    »Da liegt ein Handtuch für dich«, sagte er. Meike griff nach dem Badetuch und hängte es sich um.
    »Ich habe dir Wasser hingestellt.« Er deutete auf eine Flasche, die Meike erst in dem Moment bemerkte. Sie griff schnell danach. Selbst wenn Vincent das Wasser vergiftet haben sollte, war ihr das in diesem Moment vollkommen gleichgültig. Sie wollte trinken, trinken, trinken.
    Sie schraubte den Verschluss ab und er knackte, als sich die Versiegelung löste. Gierig schluckte sie diese köstliche, salzfreie Flüssigkeit. Das

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