Sand & Blut
ein wenig.
Konny riss ein Messer in die Höhe, das er wohl aus einer Schublade genommen hatte und war mit zwei Schritten neben Vincent, der benommen am Boden lag. Das Messer sauste durch die Luft und Meike hörte sich selbst und Vincent aufschreien, als die Klinge in seinen Körper eindrang. Konny zog das Messer aus Vincents Schulter. Blut klebte daran und in Konnys Gesicht leuchtete etwas auf, das Meike bis ins Mark erschreckte.
Konny wollte Vincent töten. Er hatte Spaß daran. Freude am Töten lag in seinem Blick und dieses Alibi, dass Vincent ein Täter war und er, Konny, ihn zu recht kalt machen durfte. Niemand würde ihn zur Rechenschaft ziehen. Er hob das Messer und zielte auf Vincents Kehle.
»Nein!«, schrie Meike. »Hör auf, Konny! Hör auf!«
Das Messer schwebte silbrig glänzend eine Sekunde in der Luft und Meike glaubte fast, dass Konny zögerte. Dann stieß er zu.
Vincents hob die Arme schützend vor sein Gesicht und das Messer fuhr ihm in den nackten Unterarm. Konny riss die Klinge aus dem Fleisch seines Opfers. Er grinste und holte wieder aus. Etwas traf ihn an der Schläfe und er keuchte auf vor Überraschung.
Meike stand hinter ihm und hielt ihre Trinkflasche in der Hand. Sie holte wieder aus, aber diesmal parierte Konny den Schlag. Er ließ von Vincent ab und stürzte sich auf Meike. Sie fielen neben die Couch und Konny landete auf ihr. Er ließ das Messer fallen und würgte sie. Meike packte seine Hände, die um ihre Kehle lagen. Ihre Zunge wollte aus ihrem Mund herauskommen, so stark drückte Konrad ihren Hals zu.
»Du Schlampe, du elende Drecksschlampe«, keuchte er und wieder sah sie die Freude in seinen Augen. Konny war verrückt. Er wollte töten. Das lag in seiner Natur. Ihm fehlte nur die Lizenz, der Freibrief.
Sonst hättest du es längst getan, was Konny? Du hättest längst jemanden umgebracht.
Ja, schienen seinen Augen zu sagen. Ja, jetzt weißt du auch, warum es mir nichts ausgemacht hat, Doreen sterben zu sehen. Ich habe ihr extra nicht geholfen. Extra nicht.
Meike tastete neben sich und ihre Hand fand den Messergriff.
Hast du schon mal getötet, Konny?
Vielleicht ... wer weiß ... vielleicht.
Meike holte aus und stieß mit aller Kraft zu. Ein Widerstand, ein kurzes Geräusch. Dann ließ Konrad von ihr ab und kippte langsam nach vorne. Das Messer steckte fast bis zum Heft in seiner Brust. Meike war Rechtshänderin und hatte ihn links getroffen. Ins Herz.
Mitten ins Herz . Wie der Titel eines billigen Lovesongs. Schnell rollte sie sich unter ihm weg. Meike keuchte und sog immer wieder Luft durch ihre geschundene Kehle. Was hatte sie getan? Konny lag reglos da.
Sie kroch zu ihm und griff an seinen Hals. Kein Puls. Konny war tot. Für ein paar Sekunden wurde ihr schwarz vor Augen und sie spürte, wie ihr Geist wegdriftete. Wurde sie ohnmächtig? Sie wusste nicht, wie sich so etwas anfühlte. Meike lehnte den Kopf an das Sofa und schloss die Augen. Aber das half nicht. Man konnte sich weder auf das warme Meer legen, noch mit geschlossenen Augen auf einem Psychopathenschiff warten, dass das Richtig wieder kam und das Leben alles für einen regelte. Ehrlich und konsequent hinzuschauen und zu handeln, das war so unendlich schwer.
Mühsam richtete Meike sich auf. Sie hatte Konny umgebracht. Es gab kein Richtig mehr. Endgültig. Meike zog das Messer aus Konnys Körper. Dazu musste sie ihn umdrehen. Sie sah sein Gesicht. Er lag einfach da und starrte glasig, fast ein wenig überrascht, auf das Sofa. Blut sickerte aus seiner Brust.
Meike stand auf und ging mit dem Messer in der Hand zu Vincent. Was sie bei ihm wollte, konnte sie nicht mal sagen. Es war ein Automatismus. Vincent lebte noch. Seine Verletzungen waren sicher schmerzhaft, aber nicht tödlich. Der Schlag auf den Kopf, den Konny ihm verpasst hatte, lähmte ihn wohl, denn er machte keine Anstalten, aufzustehen. Meike stand mit dem blutigen Messer in der Hand neben ihm. Auf eine unechte Situation mehr oder weniger in ihrem Leben kam es nun wirklich nicht mehr an.
Vincent sah ruhig mit seinen blauen Augen zu ihr auf. Er flehte nicht um Gnade und er versuchte nicht, sie anzugreifen. Er lag einfach nur da und presste die Hand auf seine Schulterwunde. Und Meike schaute auf ihn herab. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Dieselben Finger hatte er noch vor kurzer Zeit in dieser besonderen Art um den Türpfosten gelegt. Meike kniete sich neben ihn.
»Fällt mir schwer, das zuzugeben«, flüsterte Vincent. »Aber jetzt
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