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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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aber Hals Lächeln verschwand. Er zuckte die Schultern, schüttelte den Kopf und ging zu Bett.
    Nach einiger Zeit versiegten die Tränen, und Janey war allein, sie betrachtete die durch den Raum rasenden pinkfarbenen Schatten. Nach einer geraumen Weile wanderte ihr Blick zu Golden Boy, der auf der Couch schlief. Sie ging zu ihm hin und rollte sich so auf dem Fußboden zusammen, daß ihr Gesicht ganz nah an seinem war. Sie streichelte sein silbernes Haar und lächelte ihn an. Sie dachte nach.
    Aber sie hatte natürlich gar keine Wahl. Bei Tagesanbruch gab Janey Hal die Antwort, die sie geben mußte.
    Er lächelte sie an. Sie lächelte nicht zurück. »Du wirst auf der Silver Plaza arbeiten«, erklärte er ihr, während er ihr gegenüber am Tisch stand und seinen Kunststoffgürtel schloß. »Starlady ist frisch und jung und riecht nach Sternen, und so was ist gut fürs Geschäft.
    Mayliss wird den Concourse nehmen. Hal wird dich heute herumführen und dir die Regeln erklären. Hör zu!«
    Sie sah zur Couch hinüber. »Und was ist mit dem Jungen?«
»Mayliss!« schnaubte Hal. Er winkte ab, als sie auf ihn zukam. »Bleib hier und füttere Golden Boy, sei nett zu ihm, wenn er nicht will, und laß ihn nicht weg. Hal hat noch Pläne mit Golden Boy.« Er ging zurück in sein Schlafzimmer.
    Mayliss sah finster zu, wie er die Tür schloß, und wandte sich dann an Janey. »Warum verschwindest du nicht, Raumschiffmieze?« fragte sie. »Geh zurück auf dein Schiff. Du kommst hier nicht an, und Hairy Hal kommt selbst nicht mal gut an. Du und Golden Boy, ihr werdet schon merken, was ihr davon habt, wenn ihr den Unsinn glaubt, den er verzapft.«
    Hal kam wieder aus dem Schlafzimmer, bekleidet mit einem schwarzen Hemd und seinem Umhang. »Vergiß es, Rotschopf«, meinte er zu Mayliss. Dann zu Janey: »Erste Lektion, paß auf!« Er griff unter sein Cape, und als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einen fingerlangen Stab aus schwarzem Metall. »Lichtdolch«, erklärte er ihr. Er machte irgendeine Bewegung mit seinem Daumen, plötzlich ein Summen, und ein fußlanger blauer Lichtschein schoß aus seiner Faust hervor. »Sie werden, hm, nicht hier hergestellt. Sie kommen auf Schiffen. Diese Superklinge schneidet alles außer Durallit, und es ist eine schnelle und saubere Sache. Hal war einmal gut damit, jetzt ist er zwar nicht mehr so gut, aber immer noch besser als die meisten anderen. Dies ist dein Schutz, Starlady. Aus diesem Grund wird dir niemand mehr etwas tun. Hal führt dich heute rund um die Plaza, daß alle es mitkriegen. Morgen  wird dir kein Mensch zu nahe kommen.«
    »Außer dem Marquis«, sagte Mayliss. Ihre Stimme war schneidend. »Außer dem Marquis und Crawney und Stumblecat und jedem anderen Schwarzschädel, der dich will. Sie bekommen dich umsonst, Starlady, und sie machen alles mit dir, was sie wollen, und Hal wird keinen Finger rühren. Stimmt's, Hairy Hal? Mach ihr das klar.«
    Eine Handbewegung von Hairy Hal — die geisterhafte Klinge blitzte auf und verschwand unter seinem Umhang. »Zieh dich an, Starlady!« befahl er Janey. »Nimm irgendwas von Mayliss' Sachen, was dir gefällt, und mach es für dich passend.«
»Moment mal«, begann Mayliss, doch Hal hob die Stimme und brüllte sie nieder.
    »Du nimmst, was du willst, Starlady«, erklärte er. »Laß deine Haare, wie sie sind, damit man weiß, daß du für Hal arbeitest, aber binde irgendwas Rotes in dein Haar, damit man weiß, daß du arbeitest.«
    Kurz darauf verließen sie Mayliss und Golden Boy und gingen auf die Straße, den Concourse hinunter in Richtung auf die Plaza. Janey Small trug ein rotes Stirnband und ein spinnwebfeines, enganliegendes Gewand. Ihr Gesicht war kühl und blaß. Sie sprach nicht. Ausschließlich Hal redete, Hal in Schwarz und Grün, der lächelte und seinen Arm um Janey legte.
    Der Concourse war bereits überfüllt, Hal zog Janey zu einer Imbißstube, nickte dem Mann hinter der Theke zu, und beide aßen knuspriges braunes Brot und Käsewürfel. Janey stützte die Ellbogen auf die Theke. Hal legte einen Arm um sie, streichelte ihre Schulter und deutete mit den Augen auf die Leute.
    »Der da ist ein Dieb«, erzählte er ihr, »und der verkauft
    Träume, und der andere mit den weit aufgerissenen Augen und dem abwesenden Ausdruck, nun, der kauft die Träume. Der da ist auch Zuhälter, aber seine Mädchen sind alt und runzelig. Und das ist Bad Tanks, dem ein Laden in der Nähe der Plaza gehört. Iß niemals dort, denn er streut

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