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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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hatte.
    Er ließ sich jetzt nicht mehr von anderen führen, sondern ging auf eigene Faust durch die Gänge und stellte fest, daß die Aussicht von ein und demselben Tor wechseln konnte. Er stand unter einem quadratischen Portal. Vor ihm lagen die riesigen Ebenen von ai-Emerel, und Holt mußte an den alten Cain denken, der wohl sehr weit gereist war, aber nicht weit genug. Holt sah die Emereli-Türme und wünschte, er könnte sie aus nächster Nähe betrachten. Plötzlich gab das Tor den Blick auf einen der Türme frei. Genauso unerwartet tauchte der Schuppenaufseher neben ihm auf, und Holt starrte in sein profilloses Gesicht. Dann steckte er den Laser weg, lüftete den Helm (er hatte zu glühen aufgehört — seltsam, warum war es ihm nicht vorher aufgefallen?) und trat hinaus.
    Er stand auf einem Balkon aus schwarzem Emereli-Metall, und kalter Wind fuhr ihm durch die Haare. Die untergehende Sonne überschüttete den Himmel mit rotgelbem Licht. Am Horizont ragten andere Türme auf, und Holt wußte, daß jeder einzelne eine Millionenstadt war. Aber von seinem Standpunkt aus wirkten sie eher wie lange, schwarze Nadeln.
    Eine Welt. Cains Welt. Holt fragte sich, wie sie wohl vor zweihundert Jahren, in Cains Jugend, ausgesehen haben mochte. Aber auch das würde er herausfinden.
    Holt nahm sich fest vor, bald zurückzukehren, um Sunderland, Alaina und Takker-Rey von seinen  Entdeckungen zu berichten. Er würde sie durch die Tunnel der Steinstadt und schließlich nach Hause führen. Ja, das würde er tun. Aber erst später. Zuerst wollte er ai-Emerel besuchen, dann die Erde und die Mutanten von Prometheus. Ja.
    In der Steinstadt verstreicht die Zeit nur langsam. Aber noch langsamer tickt sie in den darunterliegenden Höhlen, dahin, wo die Erbauer ein Netz aus Raum und Zeit geknüpft haben. Trotzdem, die Zeit läuft unerbittlich weiter. Die großen grauen Gebäude sind zerfallen, so wie die Pyramiden und die pilzförmigen Türme. Von den Windwällen ist nichts übriggeblieben, und seit Jahrtausenden schon landen keine Schiffe mehr auf dem Raumhafen. Die Ul-mennaleith sterben aus. Die letzten ihrer Rasse sind unscheinbar und scheu. Gepanzerte Hüpftiere folgen ihnen auf Schritt und Tritt. Das Volk der Dan'lai ist nach tausend Jahren Blütezeit, die dem Sprungantrieb zu verdanken war, in die Barbarei zurückgefallen. Die Kresh sind aus dem All verschwunden, die Linkellars wurden versklavt, und die Geisterschiffe haben sich immer noch nicht zu erkennen gegeben. Das Reich der Damoosh geht seinem Ende entgegen, doch die Weisheitspools leben weiter, sind in nachdenkliches Schweigen versunken und warten auf Fragen, die keiner mehr stellt. Neue Rassen bevölkern die Welten, alte wachsen und machen große Veränderungen durch. Kein Mensch hat die Galaxismitte erreicht.
    Die Sonne der Durchgangswelt verliert an Kraft.  In den leeren Tunnels unter den Ruinen wandert Holt von Stern zu Stern.
    *   *   *   *
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Windgassen

STARLADY
    Am Tag, als alles begann, war er abends noch spät aus und machte einen Spaziergang fern von der Plaza im Dockviertel, nicht weit vom oberen Ende des Concourses. Es war Nacht; die großen hochangebrachten Lichtpaneele waren erloschen, Wandlaternen waren hier selten und schummrig. Woanders, nur eben den Concourse hinunter, war die Silver Plaza voller Leben mit Musik, vielfarbigen Lichtblitzen, und Freudenrauch strömte durch die Luftkanäle. Aber Hairy Hal wanderte durch die Dunkelheit, durch stille Hallen voll verlassener, beladener Waggons, vorbei an düsteren Warenstapeln. Hier, in der Nähe der Docks, war Thisrock anders, als die Imperialen es gekannt hatten. Die Korridore nahe der Plaza waren voller Läden und gestaltetem Kunststoff; die Wände des Concourses waren mit Sprüchen, Slogans und Obszönitäten bedeckt. Aber hier, hier waren die einzigen Zeichen auf dem schimmernden Durallit die Korridornummern, die die Männer des Federal Empire hinterlassen hatten. Hairy Hal wußte, daß sich Geschäfte woanders abspielten. Aber für diese Nacht hatte er seine Geschäfte aufgegeben, und er war hier.
    Aus diesem Grund hörte er das Wimmern.
    Warum er ihm folgte, stand auf einem anderen Blatt. Die Starslums waren voller Wimmern und Schreien, Rufen und Klagen. Hairy Hal war ein Kind der Starslums, und er kannte die Regeln. In dieser Nacht jedoch brach er sie.
    In der Schwärze eines Querkorridors, an einige Verschlage gelehnt, fand er Crawney und seine Leute mit

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