Sandra die Detektivin in Jeans
Gartenhaus und den Rasen zu säubern. Frau Ansbach wußte es von Frau Holtkamp, die im Morgengrauen gekommen war, um Herrn Seibolds Beistand zu erbitten.
Florian Seibold rief seinen Sohn zu sich. Egbert Seibold führte die Anwaltspraxis seines Vaters, seitdem dieser sich zur Ruhe gesetzt hatte. Vater und Sohn fuhren zum Polizeipräsidium. Egbert Seibold stellte sich als Torstens Anwalt vor und bat, mit Torsten sprechen zu dürfen. Florian Seibold unterhielt sich währenddessen mit den in der Sache ermittelnden Beamten. Glücklicherweise war der Leiter der Abteilung sein alter Freund, Kriminalhauptkommissar Kresser.
Doch was er erfuhr, war niederschmetternd.
Torsten wurde beschuldigt, den „Anker“-Wirt mit einer Flasche niedergeschlagen zu haben, um seine Entlarvung als Dieb zu verhindern. Frau Siegmund hatte ihn als den Mann identifiziert, den sie, wie sie angab, über ihren bewußtlosen Mann gebeugt antraf. Torstens Flucht aus dem Lokal, die von ihm hinterlassenen Fingerabdrücke, die Segeltuchschuhe, die er trug und die von der Polizei hinter einem Holzverschlag in der Matrosenunterkunft gefunden wurden, wo Torsten sie nach seiner Rückkehr versteckt hatte — all das überführte ihn. Belastend war auch sein Anruf bei Frau Arnold, den er offensichtlich getätigt hatte, um sich ein Alibi zu verschaffen. Die Polizei hatte Torsten eine Blutprobe entnommen und errechnet, daß er zur Tatzeit nicht so betrunken gewesen sein konnte, wie er Frau Arnold gegenüber angab.
Es war auch festgestellt worden, daß Torsten nicht von der „Charlotte“ aus angerufen hatte. Der Matrose des Nachbarschiffes sah auf seinem Heimweg von weitem, wie Torsten die „Charlotte“ in Richtung „Anker“ verließ. Und er hörte ihn etwa eine Viertelstunde später zurückkehren. Er richtete sich in seiner Koje auf, blickte durchs Fenster und beobachtete, wie Torsten in die Matrosenunterkunft schlich.
„Ich glaub‚s trotzdem nicht“, sagte Sandra. „Die können mir noch so viele Belastungszeugen anführen. Torsten ist in die Sache hineingeraten, ohne daß er was dazukonnte. Er ist kein Dieb. Und er schlägt auch niemanden nieder.“
„Aber er hat schon einmal einen Mann verletzt, Sandra“, erinnerte Joschi.
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!“ Sandra stampfte wütend den Besen, mit dem sie das Gartenhaus ausfegte, auf den Boden.
„Dann wird die Polizei das herausfinden“, sagte Joschi.
„Pfff...!“ Sandra fegte die Scherben eines zerbrochenen Glases in weitem Bogen durch die offene Tür.
„Was willst du tun?“ fragte Joschi. Er machte sich Sorgen um Sandra. Er wußte, wozu sie fähig war, wenn sie glaubte, einem Freund beistehen zu müssen.
„Das weiß ich noch nicht. Aber auf keinen Fall werde ich zulassen, daß ..
Frau Ansbachs Stimme, die vom Haus her nach ihr rief, unterbrach Sandras Drohung.
Sandra eilte mit Joschi vor die Tür.
Frau Ansbach, Herr Seibold und zwei fremde Männer standen auf der Terrasse. Herr Seibold winkte Sandra, zu bleiben, wo sie war. Er schritt mit den beiden Fremden die Terrassentreppe hinab und kam mit ihnen durch den Garten zum Gartenhaus.
„Das sind Kripoleute“, entschied Sandra.
„Was mögen sie von uns wollen?“ fragte Andrea, die mit Oliver dabei war, die leeren Bierflaschen, die auf dem Rasen verstreut lagen, einzusammeln.
„Verhören werden sie uns. Schließlich waren wir gestern abend mit Torsten zusammen“, antwortete Sandra überzeugt.
Florian Seibold stellte seine Begleiter als Oberinspektor Ruhwedel und Inspektor Panke vor und machte die Kriminalbeamten mit den Jugendlichen bekannt.
Sandra ging sofort zum Angriff über.
„Hören Sie mal“, tönte sie, die Fäuste in die Hüften gestemmt. „Sie werden Torsten ja wohl nicht aufgrund der alten Sache verdächtigen — oder?“
Oberinspektor Ruhwedel wirkte einen Moment verdutzt. Dann lächelte er. „Gewiß nicht. Da dürfen Sie beruhigt sein.“ Sandra blitzte ihn an. „Es wäre nämlich nicht richtig, ihn deshalb als Täter abzustempeln, weil er wegen einer Messerstecherei verurteilt wurde. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen.“
Wieder lächelte Ruhwedel. „Sandra Faber, nicht?“ vergewisserte er sich. „Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen. Ihr Ruf als Detektivin ist ja im ganzen Präsidium bekannt.“
Dann wurde seine Miene ernst. „Leider spricht eine Menge gegen Ihren Freund Torsten Holtkamp. Oder besser gesagt, dafür, daß er die Tat begangen hat. Deshalb sind wir
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