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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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lästig.
    Falls Clarissa jemals einen Ehemann fände, dann würde der Ärmste bald an Überanstrengung zu Grunde gehen. Charlie nahm sich jedenfalls vor, unbedingt etwas gegen die junge, wild entschlossene Lady zu unternehmen, um keinen absolut scheußlichen Nachmittag verbringen zu müssen.
    „Da sind Sie!“ rief Clarissa aus, als hätten sie nicht seit einer Stunde Verstecken gespielt. Schon hakte sie sich wieder bei Charlie ein und strahlte triumphierend. „Also wirklich, Sie sind so schlüpfrig wie ein Fischlein! Ich wollte Ihnen eine Stelle ein wenig flussaufwärts zeigen, doch Sie sind mir immer entwischt.“
    Schweigend ließ sich Charlie davon zerren. Ihrer lachenden Schwester warf sie noch einen wütenden Blick zu und konzentrierte sich dann nur darauf, sich einen Weg durch die zahlreichen, jetzt von Bord gehenden Passagiere zu bahnen.
    Die Vorstellung der Mowbrays von einem „kleinen Picknick“ bestand darin, sechzig Gäste und beinahe ebenso viele Dienstboten auf ein Lustboot zu verfrachten, sie flussabwärts zu transportieren, bis man zu einem grasigen Fleckchen gelangte, wo ein leichter Imbiss auf Klapptischen und -stühlen serviert wurde. Hätte Charlie gewusst, was für ein Trubel sich bei diesem Unternehmen abspielte, würde sie die Einladung höflich abgelehnt haben, um den Tag daheim zu verbringen.
    Nun, möglicherweise ja auch nicht. Zwar fand sie diesen Ausflug ganz furchtbar, doch allein in Radcliffes Stadthaus herumzulaufen wäre noch schlimmer gewesen. Jetzt konnte sie wenigstens verfolgen, wie Radcliffe und Beth miteinander umgingen.
    Allerdings geschah bei diesem Abenteuer nichts von Interesse. Bei ihrem Eintreffen war Radcliffe begrüßt und dann in eine Gruppe gesetzter, älterer Herren hineingezogen worden, während Beth und Charlie sich unter das jüngere Volk mischten.
    Im Augenblick stand Radcliffe noch immer bei den Herren, die mindestens zwanzig Jahre älter waren als er. Charlie erinnerte sich, dass Beth ihr berichtet hatte, gestern im Club sei es genauso gewesen. Er habe sie bei den jungen Leuten zurückgelassen, während er Geschäftliches mit älteren Herren besprach.
    Wie jung ist Radcliffe eigentlich? Wie dreißig sieht er noch nicht aus, dachte Charlie. Sie schätzte ihn auf achtundzwanzig Jahre, also auf acht Jahre älter als sie und Beth. Trotzdem verhielt er sich so, als wäre er mindestens doppelt so alt. Wirklich traurig. Eine wahre Schande …
    Als sie das Mädchen neben sich leise aufschreien hörte, weil es über eine unebene Stelle im Boden gestolpert war, fasste Charlie Clarissa unwillkürlich beim Ellbogen, um sie zu stützen, worauf diese sofort die Hand festhielt und sie liebevoll drückte.
    „Vielen Dank, Mylord“, flüsterte Clarissa inniglich, bis Charlie ihre Hand abschüttelte und ihr bedeutete, sie möge weiter vorangehen.
    Sie brauchte nicht lange, um zu merken, dass Clarissa keine Ahnung hatte, wohin sie ging. Hier gab es auch keinen Pfad, dem sie hätte folgen können, und so stolperten sie durch den Wald wie zwei Kühe, die sich verlaufen hatten. Auf jeden Fall gab es hier keine „Stelle“, welche Clarissa ihr beziehungsweise Charles hätte zeigen können. Sie hatte ihn nur für sich haben wollen, und zu welchem Zweck, lag auf der Hand.
    Eines musste Charlie Clarissa ja lassen: Sie war ziemlich kühn! Und wahrscheinlich würde diese Kühnheit sie alle beide in Schwierigkeiten bringen.
    „Clarissa.“ Charlie fasste das Mädchen am Arm. „Wir sollten umkehren.“
    „Nicht doch! Wir sind doch gleich bei der bewussten Stelle!“ behauptete Clarissa drängend.
    Charlie schüttelte gereizt den Kopf. Das Mädchen log noch schlechter als Beth. „Mir reicht es jetzt!“ Sie drehte sich um und trat den Rückweg an. „Ganz offensichtlich wissen Sie nicht, wohin Sie gehen, und mir steht nicht der Sinn danach, mich heute in einem Wald zu verlaufen.“
    „Oh, ich …“ Clarissa klammerte sich verzweifelt an Charlies Arm und schaute sie flehentlich an, obwohl ihr Charlies Verärgerung nicht entgangen sein konnte. Als sie Charlies Gesichtsausdruck endlich einmal zur Kenntnis nahm, ließ sie sofort los, blickte zu Boden, und die Traurigkeit senkte sich wie ein Mantel über sie. „Es tut mir Leid, Charles. Ich merke schon, Sie wollten gar nicht mit mir spazieren gehen.“
    Charlie fühlte sich unbehaglich. Clarissa sah so bekümmert aus. Es war ganz unverkennbar, dass sie gemocht werden wollte. Leider schien sie keine Ahnung zu haben, wie sie das

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