Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
der Kutsche. Erschrocken erkannte sie dort auf dem linken Lakaientritt den Koloss, der sie angegriffen hatte. Sofort zog sie den Kopf zurück und ließ sich wieder auf den Sitz sinken. Jedenfalls kannte sie jetzt die Antwort: Wenigstens zwei der drei Männer sowie der Kutscher befanden sich mit ihnen in dem Wagen. Wozu diese Kenntnis gut war, wusste sie noch nicht.
    „Sie muss den Zettel mitgenommen haben“, rief Beth, als sie ein wenig außer Atem in den Raum zurückkehrte.
    Radcliffe wunderte sich sehr – nicht über diese Mitteilung, sondern über Elizabeths Verwandlung. Fort waren ihr Gewand und die aufgesteckte Frisur. Sogar ihre Brüste waren verschwunden.
    Beth war jetzt „Charles“, und eine dieser scheußlichen Perücken, welche Charlie immer getragen hatte, seit Radcliffe dem Pärchen begegnet war, saß auf ihrem Kopf. Sie trug jetzt eine schwarze Kniehose sowie eine graue Weste, unter der ihre Brüste verborgen waren.
    „Erstaunlich“, sagte Stokes und zog damit Radcliffes Blick auf sich.
    Als dieser die Miene des alten Dieners sah, verzog er die Lippen, denn ihm war klar, dass sein eigener Gesichtsausdruck nicht viel anders aussah. Er wusste nur nicht, was erstaunlicher war – die Tatsache, dass sich die beiden Schwestern wirklich aufs Haar glichen, wie ähnlich und doch anders Elizabeth in jeder Rolle wirkte, oder die Tatsache, dass die Zwillinge so lange alle Leute hatten narren können. Charlies Schritt war etwas länger und selbstsicherer, doch trotzdem eindeutig weiblich, was auch auf ihre Gesten zutraf. Wieso war es eigentlich niemandem aufgefallen, dass die beiden Zwillinge waren und Mädchen?
    „Ich dachte, Herrenbekleidung könnte praktischer sein“, meinte Beth.
    „Charlie ist doch jetzt Charles“, wandte Tomas ein.
    Beth nickte. „Schon richtig, doch vertrau mir nur. Ich habe so das Gefühl, dass es sich als nützlich erweisen könnte, wenn ich so täte, als wäre ich sie.“
    An die Köchin gewandt fragte sie: „Erinnern Sie sich inzwischen an den Namen des Gasthauses?“ Als Mrs. Hartshair entschuldigend den Kopf schüttelte, streichelte ihr Beth beruhigend den Arm. „Ich bezweifle nicht, dass er Ihnen wieder einfällt, wenn wir in diese Gegend kommen. Können wir dann fahren?“ fragte sie die Männer.
    „Jawohl“, antwortete Radcliffe. „Wir werden Ihren Wagen nehmen müssen, Mowbray. Mein Kutscher musste für mich etwas erledigen und wird ein paar Stunden ausbleiben.“
    „Oh nein!“ rief Tomas.
    Radcliffe blickte zwischen Beth und Mowbray hin und her. „Was?“
    „Meinen Kutscher habe ich nach Haus ins Bett geschickt“, gestand der junge Mann unglücklich. „Er ist immerhin zwei Tage und eine Nacht fast ohne jeden Schlaf durchgefahren. Auf dem Kutschbock nickte er fast ein. Ich hatte gehofft, Ihr Kutscher würde uns befördern.“
    „Vielleicht ist Fred ja noch nicht fort“, sagte Stokes hoffnungsvoll und meinte damit Radcliffes Kutscher. Er eilte umgehend davon, um sich zu vergewissern.
    „Alles wird gut.“
    Bessies ruhige Bemerkung riss Charlie aus ihren Gedanken. Sie hatte sich das Hirn zermartert, um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden, war jedoch bisher noch auf keinen klugen Einfall gekommen. Was sie natürlich Bessie nicht erzählen wollte. Sie hatte das Mädchen schließlich in die Sache hineingezogen und war fest entschlossen, es da auch wieder herauszubringen – vorzugsweise heil und gesund.
    Nicht, dass Bessie irgendwie besorgt erschienen wäre, vielmehr wirkte sie sehr gelassen. War ihr eigentlich nicht klar, in welchen Schwierigkeiten sie steckten?
    „Gibt es etwas, das ich im Gegensatz zu dir nicht weiß?“ fragte Charlie argwöhnisch.
    Das Mädchen zog bei dieser Frage leicht die Augenbrauen hoch. „Nein.“
    Charlie schaute kurz zur Seite und konnte sich über die Zuversicht des Mädchens nur wundern. „Weshalb sagst du dann so merkwürdig, es werde alles gut?“
    Bessie lächelte still. „Ich habe zum Heiligen Sebastian gebetet.“
    „St. Sebastian? Ist das nicht der für die Pest zuständige Heilige?“
    „Schon richtig, doch da es ja gegenwärtig hier keine Pestepidemien gibt, dachte ich mir, er wäre vielleicht nicht so beschäftigt. Als ich bei Aggie eingeschlossen war, hat es ja auch funktioniert. Da hat er mir Sie geschickt.“
    Charlie nickte nur. Sie hielt sehr viel von Gebeten und dergleichen, hatte jedoch in ihrem Leben festgestellt, dass es immer ungemein nützlich war, Gebeten mit eigenen Anstrengungen nachzuhelfen.

Weitere Kostenlose Bücher