Sanft kommt der Tod
gesagt. Ich schätze, das war gegen elf. Oder eher gesagt, kurz vor. Der Unterricht beginnt Punkt elf, und ich war nicht zu spät.«
»Wie sind Sie mit ihm ausgekommen?«
»Gut. Wir kamen prima miteinander klar.«
»Sie habe beide gerne Action-Filme gesehen. Hatten Sie auch privat Kontakt?«
»Hin und wieder, sicher. Letztes Jahr war ich auf seiner Hochzeit - wie die meisten anderen Kollegen auch. Und ab und zu haben wir ein Bier zusammen getrunken.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir waren keine wirklich engen Freunde, aber kamen gut zurecht. Ich würde sagen, Mirri hat ihn von uns allen am besten gekannt.«
»Mirri?«
»Hallywell. Sie unterrichtet Englisch und leitet die Theatergruppe. Die beiden haben sich auch privat des Öfteren gesehen.«
»Sie waren also gut miteinander bekannt.«
»Oh ja.« Abermals verzog er seinen Mund zu einem Lächeln, das jedoch etwas gehässig war. »Sie haben sich immer mittwochabends getroffen. Haben zusammen gelernt ....«
Nachdem die ersten Gespräche abgeschlossen waren, rief Eve noch einmal Peaobdy an. »Bixley«, sagte sie.
»Hernando M., der Hausmeister. Er hat sich um ein Problem mit einem der Abflüsse auf der Jungentoilette beschäftigt, die ein Stück unterhalb von Fosters Klassenzimmer liegt. Er ist an den beiden Zeuginnen und an Dawson vorbeigekommen, als er die Toilette wieder verlassen hat.«
»Kommt Ihnen irgendetwas komisch an ihm vor?«
»Nein. Er ist Ende sechzig und seit zwölf Jahren hier angestellt. Seine beiden Enkel besuchen die Akademie, denn für sie als Verwandte eines Angestellten sind die Gebühren nicht so hoch. Erscheint mir wie ein grundsolider Typ.«
»Hallywell.«
»Mirri C. Ich habe bis vor einer Viertelstunde mit ihr gesprochen. Englischlehrerin und Leiterin der Theatergruppe. Ich wollte gerade die letzte Person auf meiner Liste aufrufen. Stimmt etwas nicht mit Hallywell? Ich hatte auch bei ihr kein komisches Gefühl.«
»Trotzdem würde ich gerne noch einmal selber mit ihr sprechen. Falls sie also noch im Haus ist, schicken Sie sie mir. Und wenn Sie mit den Gesprächen fertig sind, suchen Sie mich, ja?«
»Sie war ganz schön fertig - Hallywell. Vielleicht fangen Sie mit Ihrer Suche auf den Toiletten an. Ich würde nämlich sagen, dass sie sich erst mal ein bisschen sammeln muss, bevor sie das Haus verlassen kann.«
Eve befolgte ihren Rat, und da Hallywell von Peabody im Lehrerzimmer vernommen worden war, sah sie auf der Toilette nach, die dem Raum am nächsten lag. Man brauchte eine Schlüsselkarte, um die Tür zu öffnen, weshalb Eve ihren Generalschlüssel aus ihrer Tasche zog.
Sie betrat den Raum und stieß auf eine Frau, die schluchzend vor den Waschbecken auf dem gefliesten Boden saß.
»Mirri Hallywell.«
»Ja. Ja.« Sie unterdrückte einen neuerlichen Schluchzer, schniefte leise und fuhr sich mit einem Taschentuch durch das vom Weinen fleckige Gesicht. Sie hatte hellblaue, momentan verquollene Augen, dunkles, radikal zu einem kurzen Cäsarenschnitt gekürztes Haar, unter dem man kleine Silberreifen an den Ohren baumeln sah.
»Es tut mir leid. Sind Sie von der Polizei? Ich habe bereits mit einem Detective gesprochen.«
»Mit meiner Partnerin. Ich bin Lieutenant Dallas. Ich muss Ihnen noch ein paar zusätzliche Fragen stellen.«
»Oh Gott, oh Gott. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Eve ging vor ihr in die Hocke. »Es ist schwer, wenn plötzlich ein Kollege stirbt.«
»Es ist einfach grauenhaft. Wir waren nicht nur Kollegen, sondern Freunde. Gute Freunde. All das kann einfach nicht sein.«
»Wie gut waren Sie miteinander befreundet?«
Mirri ließ den Kopf nach hinten fallen. »Wie können Sie so etwas auch nur andeuten? Wie können Sie so etwas denken? Von jemandem wie Craig, der nicht mehr selber für sich sprechen kann.«
»Jetzt spreche ich für ihn.«
»Wenn Sie für ihn sprechen wollen, sollten Sie zumindest wissen, dass er seine Frau geliebt hat. Dass sie sich geliebt haben. Ich habe die beiden um das, was sie miteinander hatten, regelrecht beneidet. Ich bin auch mit ihr befreundet. Ich bin ihre Freundin, und ich habe keine Ahnung, wie ich ihr in dieser fürchterlichen Sache helfen soll.«
»Sie und Craig haben sich jede Woche außerhalb der Schule gesehen.«
»Wir haben uns immer mittwochs getroffen und zusammen gelernt.« Ihre Augen blitzten auf. »Um Gottes willen, ist das alles, worum es Leuten wie Ihnen geht?«
»Wenn es unschuldige Treffen waren, warum
Weitere Kostenlose Bücher