Sanft kommt der Tod
Valentinstagen reden, ramme ich Ihnen meinen Stiefel so tief in den Hintern, dass Sie denken, mein großer Zeh wäre ein Teil von Ihrer Zunge oder so.«
»Die Woche am Strand hat Ihnen wirklich gutgetan«, murmelte Peabody, als Eves Blick die obersten Schichten ihrer Haut zu verbrennen schien.
Eve machte auf dem Absatz kehrt, marschierte zum Empfang und klatschte ihre Marke auf den Tisch. »Lissette Foster.«
»Einen Augenblick, bitte.« Der Portier überprüfte ihre Dienstnummer und sah sich auch ihren Ausweis gründlich an. »Sehr wohl, Madam. Lissette Foster ... Foster, Foster. Ah, ja, hier. Sie ist in der Redaktion von Blackburn. Uh ... das ist im neunten Stock. Die Fahrstühle sind rechts von Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen produktiven Tag.«
»Den haben wir auf jeden Fall. Gebürtig auf Martinique«, begann Eve, als sie einen der Lifte betrat, in dem leise Musik die Hirnzellen schmelzen ließ. »Wahrscheinlich ist sie mit einem Studenten-oder Arbeitsvisum hergekommen. Durch die Heirat mit einem amerikanischen Staatsbürger hat sie eine permanente Aufenthalts-und Arbeitserlaubnis bekommen, die sie auch als seine Witwe behält.«
»Es gibt einfachere Wege, um an diese Erlaubnis zu gelangen.«
»Sicher. Aber vielleicht ist es zwischen den beiden ja nicht so gelaufen, wie sie dachten, und durch eine Scheidung innerhalb der ersten beiden Jahre hätte sie ihr Aufenthaltsrecht verwirkt. Vielleicht ist es bei diesen Treffen mittwochabends mit Hallywell ja doch nicht nur ums Studium gegangen. Lissette hat eine Arbeit hier, will anscheinend auch hier leben. Da ist es nicht allzu weit hergeholt, dass sie dafür vielleicht sogar einen Mord begeht.«
Sie betraten einen kleinen Empfangsbereich, in dem eine Frau hinter einem weißen Tresen saß. Sie hatte ein Headset auf und sah sie mit einem breiten, einladenden Lächeln an.
»Guten Tag«, grüßte sie so enthusiastisch, dass Eve argwöhnisch die Augen zusammenkniff. »Willkommen bei Blackburn. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Lissette Foster.«
»Selbstverständlich. Ich sehe gerne nach, ob sie gerade frei ist. Darf ich ihr sagen, wer sie sehen möchte und worum es geht?«
Abermals zog Eve einfach ihre Dienstmarke hervor. »Das werden wir ihr selbst erklären.«
»Oh.« Als die Frau die Marke sah, quollen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf. »Oje. Bitte entschuldigen Sie mich.« Sie wirbelte herum und sprach mit Flüsterstimme in das Mundstück ihres Headsets: »Lissette Foster.« Dann räusperte sie sich und blickte kurz auf Eve. »Lissette, hier ist jemand am Empfang, der Sie sprechen möchte. Jemand von der Polizei. Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Okay.«
Mit einem etwas angestrengten Lächeln wandte sie sich wieder an Eve. »Sie wird sofort da sein. Falls Sie sich solange setzen möchten ...«
»Wir bleiben lieber stehen.«
Bis Eve ihren Schal von ihrem Hals gewickelt hatte, kam eine Frau auf Absätzen wie Eispickel, die für Eve ein Zeichen von Wahnsinn waren, auf sie zumarschiert. Die Schuhe waren dunkelrot und passten ausgezeichnet zu dem eng geschnittenen, steingrauen Kostüm, das den phänomenalen Körper seiner Trägerin ausnehmend vorteilhaft zur Geltung kommen ließ.
Lissette Foster hatte seidig weiche Haut, haselnuss-braune Augen, deren Ausdruck augenblicklich leicht verärgert war, und glattes, schulterlanges Haar in genau demselben Ton.
Sie bewegte sich wie eine Frau, die jede Menge Feuer hatte, dachte Eve. Sie hatte keine Ahnung, ob aus Ärger, Ehrgeiz oder Leidenschaft, doch auf alle Fälle loderte es heiß.
»Sie sind von der Polizei?«, fragte sie in barschem Ton, der durch den französischen Akzent exotisch klang.
»Ich bin Lieutenant Dallas und das ist Detective Peabody. Wir ...«
»Oh, um Himmels willen! Ich habe ihm gesagt, dass wir die Musik runterdrehen würden. Aber, bitte, nehmen Sie mich fest.« Sie streckte dramatisch beide Arme aus. »Nehmen Sie mich fest, weil ich nach einundzwanzig Uhr an einem Samstagabend - also zu einer wahrhaft unchristlichen Zeit - Musik gehört habe. Legen Sie mich in Ketten und zerren mich mit auf Ihr Revier! Dass ein pensionierter Cop Probleme hat, ist ja wohl kein Grund, mich hier an meiner Arbeitsstelle aufzusuchen. Will er, dass ich gefeuert werde, oder was?«
»Mrs Foster, wir sind nicht wegen Samstagabend hier. Wir würden gern unter vier Augen mit Ihnen sprechen. Am besten in Ihrem Büro.«
»In meinem Büro?« Lissette fing schallend an zu lachen. »Ich bin
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