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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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nicht mehr weiterarbeiten.
    Heimzufahren aber wäre ebenfalls keine Option.
    Deshalb fuhr sie dorthin, wo sie, wie sie wusste, stets willkommen war. Zu der Frau, die ihre älteste und beste Freundin war.
    Mavis lebte in einem Apartmenthaus, in dem sie selbst einmal gelebt hatte und das eine von Roarkes unzähligen Immobilien war. Eine weitere Verbindung zwischen ihnen, nahm sie an. Mavis und ihr Mann hatten ihre alte Wohnung übernommen, kurz nachdem sie selbst zu Roarke gezogen war, und hatten sie in Absprache mit Roarke durch Hinzunahme der Nachbarwohnung auf das Doppelte vergrößert und vollständig renoviert.
    Da Mavis ein Musikstar und ihr Gatte Leonardo ein erfolgreicher Designer war, hätten sie natürlich auch das Geld für ein schickes, eigenes Haus gehabt, doch sie wollten in der Wohnung leben, Tür an Tür mit Peabody und dem flippigen McNab.
    Sie selber hatte nie derart an der Wohnung gehangen, dachte sie. Hatte an keiner Wohnung je gehangen, hatte jede Bleibe immer nur als Ort zum Umziehen und Schlafen zwischen ihren Diensten angesehen.
    Auch an die Wärme und die Pracht von Roarkes Zuhause hatte sie sich nicht gewöhnen wollen, hatte diesen Kampf jedoch bereits nach kurzer Zeit verloren, denn obwohl sie sicher immer noch nicht jeden Winkel des Gebäudes kannte, liebte sie ihr neues Heim. Liebte jeden Raum, die ausgedehnte Rasenfläche, die hoch aufragenden Bäume, einfach alles, was von ihm an diesem Ort geschaffen worden war.
    Und jetzt war sie wieder dort, wo alles angefangen hatte, und brachte es nicht über sich, in das Haus zurückzukehren, das sie liebte. Oder zu dem Mann.
    Als sie klingelte, kam Leonardo an die Tür. Sie sah das warme Mitgefühl in seinem Blick, ehe er sie einfach wortlos in die Arme nahm.
    Bei der Geste schössen ihr die Tränen in die Augen, aber sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, erklärte er, während er mit seinen riesengroßen Pranken zärtlich wie mit Vogelschwingen über ihren Rücken strich. »Mavis wickelt gerade Belle. Komm rein.« Er umfasste ihr Gesicht und gab ihr einen aufmunternden Kuss. »Wie wäre es mit einem Gläschen Wein?«
    Sie wollte ablehnen. Wein, ein leerer Magen, Stress. Dann aber dachte sie, verdammt, was soll's, und nickte dankbar mit dem Kopf. »Das wäre schön.«
    Er nahm ihr ihren Mantel ab und - Gott segne ihn - fragte sie nicht, wie es ihr ging oder weshalb sie ohne Roarke gekommen war. »Warum gehst du nicht nach hinten durch zu Mavis und zu Belle? Ich bringe dir den Wein.«
    »Nach hinten durch?«
    »Ins Kinderzimmer«, klärte er sie strahlend auf. Sein Gesicht war groß wie alles andere an ihm, sah wie blank poliertes Kupfer aus und hob sich von dem blendend weißen Seidenpulli ab, den er über einer leuchtend blauen Hose mit Beinen weit wie Utah trug.
    Als sie zögerte, schob er sie an. »Los. Rechts durch die Bogentür und dann nach links. Mavis wird sich riesig freuen.«
    Die Wohnung sah vollkommen anders aus als zu ihrer Zeit. Sie wies so viele Farben auf, dass einem davon beinahe schwindlig wurde, und sah mit all dem bunten Schnickschnack ungeheuer fröhlich aus.
    Sie ging durch eine Bogentür, deren Stil wahrscheinlich marokkanisch war, und bog in das Kinderzimmer ein.
    Unweigerlich musste sie an Rayleens Kinderzimmer denken, das ganz in Pink und Weiß gehalten war. Auch hier gab es viel Pink und etwas Weiß. Dazu aber noch blaue, gelbe, grüne, violette Streifen, Tupfen, Dreiecke und Schlangenlinien. Es gab von allem etwas.
    Auch die Wiege und der Schaukelstuhl, den Eve Mavis geschenkt hatte, waren kunterbunt. Es gab Puppen, Stofftiere und hübsche kleine Lampen, an den Wänden tanzten Feen unter schillernden Regenbögen und um Fantasiebäume herum, an deren dicken Ästen schimmerndes Obst und Blumen hingen.
    Und unter den Sternen, die unter der Decke funkelten, stand Mavis über einen hohen, gepolsterten Tisch gebeugt und sang einem zappelnden Baby etwas mit der schrillen Stimme vor, der das halbe Land verfallen war.
    »Jetzt hat meine kleine Bella Eve kein Aa mehr am Po. Du hast den schönsten Popo, den es je gegeben hat, meine wunderhübsche, kleine Belle, und jetzt ist er wieder blitzeblank. Meine wunderschöne, wunderschöne Belle. Mami ist in ihre wunderschöne Bellarina absolut verliebt.«
    Jetzt nahm sie das Baby, das ein weich fallendes, zart pinkfarbenes Kleidchen sowie ein paar Blumenschleifen in den weichen, dunklen Haaren trug, vorsichtig auf den Arm.
    Sie drückte es an

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