Sanft kommt der Tod
mit den Fingern auf dem Lenkrad ihres Dienstwagens herum.
»Rufen Sie Reo noch mal an. Ich will auch einen Durchsuchungsbefehl für das Penthouse der Straffos«, meinte sie nach einem Augenblick.
»Glauben Sie wirklich, dass Allika die beiden auf dem Gewissen hat?«
»Ich glaube, dass schöne Frauen es verstehen, sich als Opfer darzustellen. Außerdem halte ich Oliver Straffo für eine wirklich harte Nuss. Vielleicht hat er ja rausgefunden, dass seine Frau was mit dem Lehrer hatte. Vielleicht hat er auch rausgefunden, dass Foster etwas davon wusste und die Sache an die große Glocke hängen wollte. Vielleicht wollte er die Fassade des glücklichen Ehepaars um jeden Preis aufrechterhalten und seinen Ruf und seinen Stolz bewahren.«
»Das erscheint mir ein bisschen weit hergeholt.«
»Ach ja?« Eve stieß einen Seufzer aus. »Wenn ich etwas von dem Nachrichtenbeitrag gewusst hätte, der heute Morgen kam, wäre ich durchaus versucht gewesen, den Kameramann, die Reporterin, den Produzenten oder wen auch immer aufzutreiben und ihm oder ihr ernsthaften körperlichen Schaden zuzufügen. Ich hätte diesen Leuten eher in den Arsch getreten, statt mich öffentlich demütigen zu lassen und danach auf das Revier zu kommen und das Ganze noch mal durchzustehen.«
»Tut mir leid. Hm, ist die Frage gestattet, warum Sie neben all den anderen Leuten dieses Flittchen Magdalena nicht erwähnt haben?«
»Sie hätte ich mir bis zum Schluss aufgehoben.« Eve umklammerte das Lenkrad etwas fester. »Was heißt, dass ich wahrscheinlich bereits mein Pulver verschossen hätte, bis ich bei ihr angekommen wäre. Und genauso komme ich mir vor. Denn was soll es mir schon nützen, wenn ich mir die Tussi vorknöpfe?«
»So dürfen Sie nicht reden, Dallas. Sie können doch wohl unmöglich ...«
»Ich will überhaupt nicht darüber reden.« Am besten hätte sie es gar nicht erst erwähnt. »Ich habe die Sache nur zur Sprache gebracht, um Ihnen zu verdeutlichen, dass es Straffo vielleicht genauso geht. Er ist Anwalt, und eins muss ich ihm lassen, er ist wirklich gut. Er ist es gewohnt zu planen, zu kalkulieren, Strategien zu entwickeln. Als Strafverteidiger weiß er ganz genau, dass er diese Dinge häufig tut, um dafür zu sorgen, dass ein Angeklagter straffrei ausgeht, obwohl er schuldig ist.«
»Was zeigt, dass er kein Gewissen hat.«
»Wir beide sind Polizistinnen und sehen Strafverteidiger deshalb gerne als gewissenlose Menschen an. Aber es ist nun mal sein Job. Es ist das, womit der Mann sein Geld verdient. Es ist sein Job, und es gehört zu unserem Rechtssystem, dass er seine Arbeit macht. Trotzdem braucht man eine gewisse Skrupellosigkeit, um dafür zu sorgen, dass ein Mörder, Vergewaltiger oder Drogenhändler entweder freigesprochen oder diesem Kerl wenigstens ein Deal angeboten wird. Deshalb passt er ins Profil, und wir sehen ihn uns besser ein bisschen genauer an.«
Nur, um ganz sicherzugehen, ging Peabody noch einmal ihre Notizen durch. »Er war heute Morgen nicht in der Schule.«
»Egal, wie gut die Security dort ist, gibt es immer einen Weg, um sie zu umgehen.« Das hatte sie von Roarke gelernt. »Und die Security in der Akademie ist ordentlich, aber nicht besonders ausgefeilt. Wir sollten also überprüfen, ob man unbemerkt ins Haus gelangen kann.«
Normalerweise hätte sie Roarke gebeten, ihr dabei zu helfen. Sie hatte es sich angewöhnt, ihn in ihre Arbeit einzubeziehen. Dieses Mal jedoch fiel ihr ziviler Helfer aus.
Sie zog ihren Generalschlüssel hervor, schloss die Eingangstür der Schule auf, betrat die Eingangshalle, stopfte die Hände in die Manteltaschen und sah sich den Scanner gründlich an.
Die Schüler und das Personal wiesen sich mit ihrem Daumenabdruck aus. Gäste mussten sich ausweisen, bevor sie eingelassen wurden, Rucksäcke und Taschen wurden nach Waffen und Drogen durchsucht.
An einem Ort wie diesem funktionierten die Scanner wahrscheinlich in neunzig Prozent der Fälle, überlegte Eve. In den staatlichen Schulen, in denen sie selber unterrichtet worden war, hatten sie in neun von zehn Fällen versagt.
Also brachte Geld ein gewisses Maß an Sicherheit.
Gleichzeitig aber nahm sie an, dass sich das System wahrscheinlich selbst von einem fünfjährigen Kind mit ein paar grundlegenden Kenntnissen lahmlegen ließ.
»Am besten sehen sich die elektronischen Ermittler die Überwachungsanlage einmal an. Sie sollen gucken, ob sie irgendwann mal ausgefallen ist.«
Ihre Schritte hallten laut, als sie durch
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