Sanft kommt der Tod
von Mosebly an. »Eine beeindruckende Frau. Eine Autoritätsperson. Wohingegen die Köchin nur eine kleine Angestellte ist. Williams' Avancen haben sie aus dem Gleichgewicht gebracht, Mosebly aber offensichtlich nicht.«
»Ja, denn die Behauptung, dass der Kerl sie vergewaltigt hat, ist totaler Quatsch. Weshalb also hätte sie Foster umbringen sollen, wenn er sowieso beschlossen hatte, sich nicht in Dinge einzumischen, die ihn seiner Meinung nach nichts angehen? Weshalb hätte sie riskieren sollen, dass die Schule durch einen derartigen Skandal erschüttert wird?«
Eve schüttelte den Kopf. Es passte einfach nicht, haute ganz einfach nicht hin. »Also bin ich wieder bei Rache oder Selbstschutz oder einfach Wut. Was mir alles nicht wirklich gefällt.«
»Dann mach dir ein klareres Bild. Schließlich warst du in den letzten Tagen etwas aus dem Gleichgewicht.«
»Das ist noch milde ausgedrückt. Wir werden ja sehen, ob die Durchsuchung von Straffos Penthouse irgendwas ergibt.«
1 6
Es lag nicht nur daran, dass sie aus dem Gleichgewicht gewesen war, erkannte Eve, während sie auf ihre Partnerin und den elektronischen Ermittler wartete. Der Fall selbst war nicht solide auf den Punkt zu bringen, es gab nichts, worauf sich das Hauptaugenmerk richten ließ.
Weil das mögliche Motiv noch immer schwammig war.
Die Wahrscheinlichkeitsberechnungen ihres Computers brachten keinen konkreten Hauptverdächtigen hervor, siedelten jedoch Allika Straffo aufgrund ihres Profils ganz unten auf der Liste an.
Trotzdem stimmte irgendetwas nicht mit ihr, und es hatte nicht nur was damit zu tun, dass sie auf dem Pfad der ehelichen Tugend einmal kurz gestolpert war. Was wusste sie? Was dachte sie? Was machte sie so verletzlich und nervös?
Hatte vielleicht der Tod von einem ihrer Kinder sie derart in ihren Grundfesten erschüttert? Eve konnte es nicht sagen, denn sie hatte selbst noch nie ein Kind gehabt. Anscheinend hatte Oliver gelernt, mit dem Verlust zu leben.
Was vielleicht für eine Mutter nicht so einfach war.
Dabei hatte sie noch eine Tochter, die gesund und munter war.
Aber das reichte Allika offenbar nicht aus. Das aufgeweckte Kind, der beruflich erfolgreiche und angesehene Mann, das Penthouse, das Au-pair - all das reichte offenbar nicht aus. Und Williams war zur Stelle gewesen, um sie aufzufangen, als sie deshalb abgeglitten war.
Aber vielleicht war sie auch schon vorher einmal ausgerutscht.
»Vielleicht«, murmelte Eve. »Und ... was würde das bedeuten?«
Sie wandte ihren Kopf und sah, dass Roarke in der Verbindungstür zwischen ihren Arbeitszimmern stand. »Was würde es bedeuten«, wiederholte sie, »wenn Allika nicht zum ersten Mal fremdgegangen wäre? Würde ein so scharfsinniger Mann wie Straffo so etwas nicht merken?«
»Täglich gehen Menschen fremd, und nicht alle Ehemänner oder -frauen, egal, wie scharfsinnig sie sind, bekommen etwas davon mit. Oder geben zu, dass sie etwas davon mitbekommen. Oder«, fügte Roarke als dritte Möglichkeit hinzu, »stören sich daran, wenn sie wissen, dass ihr Partner oder ihre Partnerin sie mit jemand anderem betrügt.«
»Er ist ein stolzer Mann, der sich sehr für die Familie engagiert. Es würde ihn auf alle Fälle stören, wenn er wüsste, dass Allika ihn betrügt. Aber würde er deshalb einen unschuldigen Zeugen umbringen? Und dann noch an einem Ort, an dem seine eigene Tochter von der Tat betroffen ist?« Eve schüttelte den Kopf.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das täte«, fuhr sie fort. »Aber wenn er wusste, dass ihn seine Frau mit
Williams betrogen hat, weshalb hätte er sich dann bereit erklären sollen, den Mann zu verteidigen? Und weshalb sollte er es sich dann plötzlich anders überlegen und den Kerl ermorden, den er eben noch vertreten hat?«
»Vielleicht, damit sich die Ermittlungsleiterin genau diese Fragen stellt.«
»Hm. Das könnte durchaus sein.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und dachte kurz darüber nach. »Vor Gericht ist er aalglatt. Er hat immer alles genauestens durchdacht und weiß immer ganz genau, wie er es drehen muss, damit... warte. Warte. Was ist, wenn er Williams nur vertreten hat, um dafür zu sorgen, dass der Kerl verurteilt wird? Dazu hätte er den Ball noch nicht mal fallen lassen müssen, sondern nur dafür zu sorgen brauchen, dass er nicht im Tor landet.«
»Du meinst, dass er das Mandat vielleicht nur übernommen hat, damit der Kerl schuldig gesprochen wird. Clever und unmöglich zu beweisen.«
»Wie
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