Sanft kommt der Tod
würde, dass er immer noch der Haushaltsvorstand war. Mit ausdrucksloser Miene las er den Durchsuchungsbefehl für das Penthouse durch. Trotzdem wusste Eve, dass es hinter der gelassenen Fassade brodelte, dass er stinksauer war.
»In Ordnung«, meinte er und sah sie an. »Ich erwarte, dass Sie und Ihre Leute möglichst respektvoll und vorsichtig mit allen Sachen umgehen. Ich werde Sie nämlich für sämtliche Schäden haftbar machen.«
»Okay. Der Rekorder ist eingeschaltet und wird es während der gesamten Durchsuchung Ihrer Wohnung bleiben. Detective McNab wird sich die elektronischen Geräte ansehen. Falls wir irgendwelche Gegenstände konfiszieren müssen, stellen wir Ihnen dafür eine Quittung aus. Möchten Sie während der Durchsuchung in der Wohnung bleiben?«
»Selbstverständlich.«
»Das ist gut.« Sie nickte erst McNab und dann Baxter und Trueheart zu. »Baxter, Sie und Trueheart nehmen sich die untere Etage vor. Peabody, Sie kommen mit mir.«
Auf dem Weg zur Treppe kamen sie an Straffos Frau vorbei. Sie hielt ihre Tochter an der Hand.
»Entschuldigung, Lieutenant?«
Eve blieb stehen und sah das Mädchen an. »Ja?«
»Werden Sie mein Zimmer wirklich durchsuchen?«
»Wir werden uns in allen Zimmern umsehen, auch in dem von dir.«
»Wow. Könnte ich vielleicht...«
»Rayleen«, herrschte Straffo seine Tochter an. »Lass die Leute ihre Arbeit machen, ja?«
Rayleen blickte zu Boden und flüsterte: »Ja«, wirkte aber weniger zerknirscht als vielmehr aufgeregt.
Eve fing in der obersten Etage an, in der es so etwas wie ein Familienzimmer mit zwei langen, bequemen Sofas, gemütlichen, extra breiten Sesseln und einem überdimensionalen Fernseher gab.
Auf dem breiten, weißen Sims eines Kamins waren ein paar Kupferurnen sowie eine Reihe von Familienfotos in passenden kupfernen Rahmen aufgestellt. Die Familie am Strand, Rayleen in ihrer Schuluniform, Rayleen in einem pinkfarbenen Tutu, die Eltern in Abendgarderobe, glücklich und elegant.
Neben diesem Zimmer lag ein Fitnessraum. Gut eingerichtet, merkte Eve, und mit einer langen Fensterreihe, die den Sporttreibenden einen wunderbaren Blick über die City bot.
Außerdem gab es noch eine kleine, zweite Küche mit einem Minikühlschrank, einem kleinen AutoChef sowie einem kurzen Tresen, an dem man auf zwei Hockern sitzen konnte, und ein elegantes Bad, in dem es neben einer Dusche einen kleinen Whirlpool gab.
Ein Arbeitszimmer gab es nicht.
Eve machte die Schubladen und Schranktüren auf, schüttelte die Sofakissen aus und nahm sogar die Bilder von den Wänden, um zu sehen, ob es irgendwo einen versteckten Safe oder einen Hohlraum gab.
»Scheint alles sauber zu sein«, sagte sie zu ihrer Partnerin. »Um die Elektronik kümmert sich McNab.«
»Der Rückzugsort der Familie.« Peabody sah sich noch einmal um. »Diesen Raum scheinen sie öfter zu benutzen als das Wohnzimmer unten. Hier sehen sie fern oder sitzen an dem Tisch neben dem Fenster und spielen irgendwelche Spiele. Unten das Wohnzimmer ist wahrscheinlich eher für Besuch gedacht. Das hier ist der Raum, in dem die Familie zusammenkommt.«
»Das denke ich auch.« Eve blickte noch einmal in Richtung des Kamins und sah sich die Fotos an. »Gehen wir eine Etage tiefer, ja?«
Unten angekommen teilten sie sich auf. Peabody bekam Olivers Arbeitszimmer zugewiesen, während Eve Allikas Zimmer übernahm. Wieder sah sie sich als Erstes die auf dem Kaminsims aufgereihten Fotos der Familie an und wandte sich erst dann den anderen Dingen zu.
Das gesamte Zimmer hatte eine feminine Note. Zeitschriften und Disketten über Mode, Inneneinrichtung und Kindererziehung, Memowürfel, die daran erinnerten, sich für Einladungen oder Geschenke zu bedanken oder Einladungen zum Essen oder zu einer Cocktailparty auszusprechen, Gastgeschenke oder Geburtstagsgeschenke zu kaufen - lauter Dinge, wie sie Ehefrauen erfolg-und einflussreicher Männer taten, dachte Eve.
Dinge, die sie selbst immer vergaß.
Aber wer tat sie dann für Roarke? Machte er das vielleicht selbst, oder bat er Caro oder Summerset darum?
Außerdem führte Allika drei verschiedene Terminkalender für sich selbst, für ihren Mann und für ihr Kind.
Straffos Golftermine, Essensverabredungen - wobei sie sorgfältig notierte, ob sie ihn begleiten würde oder nicht -, Arzt-und Friseurbesuche, Anproben bei seinem Schneider, berufliche Termine außerhalb der Stadt. Für März, wenn die Tochter Frühjahrsferien hatte, war ein Kurzurlaub mit der Familie
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