Sanft kommt der Tod
all die anderen Emotionen, die man während der Ermittlungen verdrängen sollte, waren ihr bei diesen Worten deutlich anzuhören und anzusehen. »Sie hat sich daran geklammert, als wäre sie das Einzige, was ihren Kopf im Augenblick noch über Wasser hält.«
»Dann sollten wir sehen, dass wir die Antworten finden, die sie braucht.«
Eve ließ Peabody im Schlafzimmer zurück und ging in die untere Etage, wo Oliver Straffo vor dem Sofa auf und ab marschierte und über ein Headset mit jemandem sprach, während Allika tat, als wäre sie in die Lektüre eines Magazins vertieft. Sobald Straffo jedoch Eve entdeckte, beendete er sein Gespräch.
»Fertig?«
»Nein. Sie haben eine ziemlich große Wohnung. Deshalb dauert es, bis man sich alles angesehen hat. Im Schrank in Ihrem Schlafzimmer befindet sich ein Safe. Jemand muss ihn mir bitte aufmachen.«
Er presste zornig die Lippen aufeinander, aber als sich seine Frau erheben wollte, winkte er sie zurück an ihren Platz. »Ich werde mich darum kümmern«, sagte er zu ihr und wandte sich erneut an Eve. »Müssen Sie noch einmal in die oberste Etage?«
»Nein.«
»Allika, warum schickst du nicht Cora und Rayleen in das obere Wohnzimmer, wenn sie zurückkommen?«
»Okay.«
Er blieb noch einmal stehen und seine Miene wurde weich, als er ihr kurz über die Schulter strich. Okay, er liebt sie, dachte Eve. Aber was hieß das für ihren Fall?
Erst als sie weit genug entfernt waren, damit ihn seine Frau nicht mehr verstand, wandte sich Straffo abermals an Eve. »Ich frage mich, wie Sie sich fühlen würden, wenn Ihr Zuhause derart auf den Kopf gestellt und Ihre persönlichen Dinge derart durchwühlt würden.«
»Wir versuchen, möglichst nicht zu wühlen. Aber wir haben zwei Tote, Straffo, die Sie beide gekannt und von denen Sie einen sogar vertreten haben.« Ein wenig sarkastisch fügte sie hinzu: »Eine ziemlich unangenehme Art, einen Mandanten zu verlieren, finden Sie nicht auch?«
»Eine idiotische Art, sich eines Mandanten zu entledigen«, gab er zurück. »Und ja, ich habe sie beide flüchtig gekannt. Vielleicht haben Sie ja die Theorie, dass ich mit Rayleens Ausbildung an der Akademie so unzufrieden bin, dass ich jetzt ihre Lehrer einen nach dem anderen kaltmache.«
»Vielleicht frage ich mich einfach, weshalb Sie einen Widerling wie Williams als Mandanten angenommen haben. Wenn ich das wüsste, hätten wir Ihnen die Durchsuchung Ihres Penthouses vielleicht erspart.«
»Ich bin Strafverteidiger.« Sein Ton war genauso ausdruckslos und kühl wie der von Eve. »Meine Mandanten sind nicht immer die hellsten Sterne der Stadt.«
»Davon bin ich überzeugt. Aber Sie machen natürlich nur Ihre Arbeit, weiter nichts.«
»Ja, genau, ich mache nur meine Arbeit, weiter nichts. Aber das tun Sie schließlich auch.« Er betrat das Schlafzimmer und marschierte an Peabody vorbei schnurstracks in Richtung Schrank. »Den Safe in meinem Arbeitszimmer habe ich bereits für Ihren Kollegen aufgemacht. « Er drehte an dem Zahlenschloss und wies sich zusätzlich mit seinem Daumenabdruck aus.
»Danke.«
In dem Safe lag ihrer beider Schmuck. Glitzernde Steine, schimmernde Perlen, teure Armbanduhren, einige davon antik. Während er daneben stand, ging Eve die Sachen durch und suchte den Safe nach einem möglichen doppelten Boden oder einem Geheimfach ab.
Als sie nichts entdeckte, trat sie einen Schritt zurück. »Sie können ihn wieder abschließen.«
Was er umgehend tat. »Wie lange werden Sie noch brauchen?«
»Vielleicht ein, zwei Stunden«, antwortete Eve. »Aber erst mal habe ich noch eine Frage. In der Wohnung stehen jede Menge Fotos Ihrer Familie herum. Aber nirgends steht ein Bild von Ihrem Sohn. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
Während eines flüchtigen Moments flackerte etwas in seinen Augen auf, dann aber wurde seine Miene wieder völlig ausdruckslos. »Das ist eine schmerzliche und vor allem private Angelegenheit.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Eve sah ihm hinterher, dabei gingen ihr zahlreiche Fragen durch den Kopf. »Schicken Sie Baxter und Trueheart ins Gästezimmer rüber, Peabody, und sehen Sie sich selbst die Badezimmer an. Ich übernehme das Zimmer von Rayleen.«
Eve fand es interessant, dass Rayleen bei der Unzahl ihrer Termine überhaupt noch Zeit zum Nutzen des aufwändig eingerichteten Zimmers fand. Die halb fertig gemalten Bilder, die Disketten für die Hausaufgaben in dem pinkfarbenen, mit ihrem Monogramm versehenen
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