Sanft kommt der Tod
Freunden und bleiben heute Abend dort. Ich kümmere mich um Mr Straffo und Rayleen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Aber wenn Sie mir nicht versprechen zu tun, was ich Ihnen sagen, lasse ich Sie auf die Wache bringen und dort als wichtige Zeugin festhalten. Sie haben die Wahl.«
»Das ist ganz schön hart.«
»Ich kann Ihnen versichern, dass es noch viel härter werden wird. Straffo und das Kind sind gerade auf dem Weg in die Intensivstation. Sie können auch kurz raufgehen, Rayleen ihren Saft bringen, mit den beiden reden und sich davon überzeugen, dass mit ihnen alles in Ordnung ist. Dann will ich, dass Sie gehen und tun, was ich Ihnen gesagt habe.«
»Also gut, okay. Ich nehme an, dass sie ihm Augenblick sowieso nur ihren Daddy will.«
Zufrieden machte Eve sich auf die Suche nach Louise.
»Dallas. Die Welt ist wirklich klein.«
»Was machen Sie hier im Krankenhaus?«
Louise blickte sie lächelnd an. »Ich helfe hier hin und wieder aus und habe mich freiwillig für die Schicht am Valentinstag gemeldet. Charles ist heute ausgebucht, deshalb haben wir unser romantisches Rendezvous einfach auf morgen verlegt.«
Der Mann in Louises Leben verdiente als hoch bezahlter Callboy seinen Lebensunterhalt und war deshalb am Tag der Liebe natürlich ausgebucht.
»Sie sehen ziemlich fertig aus.«
»War auch ein ganz schön harter Kampf. Und sie ist immer noch nicht über den Berg. Sie atmet noch nicht allein und fängt möglicherweise nie mehr damit an. Aber wenn sie auch nur zehn Minuten später hier gelandet wäre, hätte sie gar keine Chance gehabt.«
»Ich brauche eine Probe von dem Zeug, das sie im Magen hatte, für unser Labor.«
»Kein Problem. Das Au-pair hat einen überraschend kühlen Kopf bewahrt. Hat den Sanitätern den Namen des Medikaments genannt und ihnen sogar noch die Flasche mitgegeben. Deshalb wussten wir sofort, womit wir es zu tun hatten, was uns eine große Hilfe war. Außerdem hat sie sofort mit Herz-Lungen-Wiederbelebung angefangen und die Patientin dadurch vor dem Herzstillstand bewahrt. Eine wunderschöne Frau, unsere Patientin. Verheiratet und Mutter eines süßen kleinen Mädchens. Man kann eben niemandem hinter die Stirn gucken.«
»Nein, das kann man nicht.«
21
Louise musste hinauf in die Intensivstation, und Eve wandte sich Mira zu: »Und?« »Sie ist eine hervorragende Schauspielerin.«
»Sie ist in der Theater-AG der Schule.«
»Das überrascht mich nicht. Natürlich müsste ich mich noch länger mit ihr unterhalten, um ganz sicher zu sein, aber wahrscheinlich haben Sie mit Ihrer Analyse recht. Sie hat es genossen, dass ich mich auf sie konzentriert habe, obwohl sie genau darauf geachtet hat, was Sie währenddessen tun. Sie wollte ganz sicher sein, dass Sie ihr zuhören.«
»Das habe ich getan. Die Wiedergabe des Gesprächs, das sie angeblich mit ihrer Mutter hatte, war erstaunli c h detailliert. >Ich liebe dich am allermeisten. Ich weiß, du wirst tapfer sein.< Und dann hat sie extra noch eingeflochten, dass sich ihre Mutter öfter nicht gut fühlt. Sie hatte alles sorgfältig geplant, aber dann musste sie mit einem Mal improvisieren, nachdem Cora ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.«
»Vielleicht sieht sie Coras Eingreifen ja auch nur als Verzögerung, denn möglicherweise wacht Allika Straffo nie mehr aus dem Koma auf. Sie hat Riesenspaß an dieser ganzen Sache, Eve. Daran, im Krankenhaus zu sitzen, an der Krise, daran, wie nett die Leute zu ihr sind, an der Angst und Sorge ihres Vaters, der besonderen Zuwendung, die sie durch ihre Kinderfrau erfährt.«
»All das nutzt sie nach Kräften aus. Nur wird dieses Glück bestimmt nicht lange währen. Sie und Louise müssen Ihren Einfluss geltend machen, damit Straffo und die Kleine heute Nacht eins der Familienzimmer kriegen. Ich will nicht, dass das Kind zu seiner Mutter kommt.«
»In einer Situation wie dieser, und da der Zustand der Mutter kritisch ist, wird das Personal die Familie noch ermutigen, Zeit mit der Patientin zu verbringen.« Mira dachte eilig nach. »Falls Sie die Schwestern alarmieren, wird man ihnen das wahrscheinlich ansehen«, stellte Mira fest. »Dann würde sie sicher merken, dass etwas nicht stimmt.«
»Ja, ja, das stimmt.« Eve marschierte den Korridor ein Stück hinab und kam dann wieder zurück. »Okay. Ich werde Allika rund um die Uhr bewachen lassen. Ich werde jemanden besorgen, der über medizinische Kenntnisse verfügt und der sie nicht eine Sekunde
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