Sanft kommt der Tod
aus den Augen lässt.«
»Weil Sie denken, dass Rayleen versuchen könnte, zu Ende zu bringen, was sie angefangen hat.«
»Wahrscheinlich nicht, oder zumindest nicht sofort, aber ich werde kein Risiko mehr eingehen. Ich werde Louise bitten, dafür zu sorgen, dass die Kleine mitbekommt, dass ihre Mutter aus medizinischen Gründen durchgängig unter Beobachtung steht. Dann werde ich Straffo das Messer ins Herz rammen und ihm erklären müssen, dass Allika zweier Morde verdächtigt wird, und einen Beamten vor ihrer Zimmertür postieren.«
»Der Mann hält sich nur noch mühsam auf den Beinen.«
»Genau darauf zähle ich«, antwortete Eve. »Ich muss einfach darauf hoffen, dass er irgendwann zusammenbricht. Rayleen tut nichts spontan oder aus Verzweiflung, weshalb Allika meiner Meinung nach erst einmal sicher ist. Ich stelle nur deshalb jemanden vor ihrem Zimmer auf, weil ich auf Nummer sicher gehen will.«
»Und wie wollen Sie die Sache weiterführen?«
»Ich werde Rayleen das Gefühl geben, dass sie mit ihrem Treiben durchgekommen ist. Sie soll sich entspannen und denken, sie hätte mich erfolgreich hinters Licht geführt. Das arme Kind - erst bringt seine Mom zwei Leute um und dann versucht sie auch noch, sich selber umzubringen. Aber erst mal muss ich Straffo davon überzeugen, dass es so gewesen ist, das wird bestimmt nicht leicht.«
»Er wird Ihnen nicht glauben.«
»Keine Ahnung, vielleicht nicht. Warten wir es ab.«
Daddy war wütend. Rayleen konnte nicht alles hören, was er mit dem Lieutenant sprach, doch sie wusste, dass er wütend war. Trotzdem riefen die paar Worte, die sie hören konnte, wenn ihr Vater lauter wurde, ein Gefühl der Freude in ihr wach.
Diese dumme Polizistin, dachte sie, während sie zusammengerollt auf dem Sofa in dem Wartezimmer lag und so tat, als ob sie schlief. Dieser Lieutenant hielt sich für besonders schlau, nur war es einfach so, dass sie selbst noch viel schlauer war.
Wenn die neugierige Cora nicht zurückgekommen wäre, wäre ihre Mutter bereits tot. Wobei das, was jetzt geschah, vielleicht sogar noch besser war. Denn die angespannten Mienen all der Schwestern und der Ärzte, die an ihr vorüberliefen, machten deutlich, dass sie alle wussten, dass es keine Rettung für Allika gab. Deshalb war das alles noch viel interessanter als erhofft.
Es war wie das, was Ms Hallywell darüber sagte, wenn man auf der Bühne stand. Falls jemand einen Satz vergaß oder etwas Falsches sagte, musste man improvisieren, damit es ohne Störung weiterging.
Sie kniff die Augen weiter zu und lächelte innerlich, als ihr Vater wieder sprach.
»Meine Frau kämpft um ihr Leben.«
»Ihre Frau hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Tut mir leid«, entgegnete der Lieutenant ruhig. »Ich hoffe, dass sie es schaffen wird. Ehrlich.«
»Damit Sie Anklage wegen zweier Morde gegen sie erheben können? Allika könnte niemals einem Menschen etwas antun.«
»Abgesehen von sich selbst? Hören Sie, es tut mir wirklich leid. Ich sage nicht, dass wir Anklage gegen sie erheben werden. Schließlich müssen wir diesen Selbstmordversuch mit in die Beurteilung einbeziehen. Aber falls sie jemals wieder sprechen kann, werde ich sie vernehmen müssen. Ich weiß, das ist nicht leicht für Sie und für Ihr Kind. Deshalb versuche ich, Ihnen ein wenig Zeit zu geben, um sich für all das zu wappnen.«
»Gehen Sie. Verschwinden Sie und lassen mich mit meiner Familie allein.«
»Ich werde gehen, aber falls sie aufwacht, komme ich zurück. Passen Sie auf sich und Ihre Tochter auf. Die Kleine hat mehr durchgemacht, als ein Kind durchmachen sollte, Oliver.«
Auch als ihr Vater sich zu ihr aufs Sofa setzte, ihr ganz sanft über die blonden Locken strich und dabei leise schluchzte, kniff Rayleen die Augen weiter zu.
Und fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis endlich die Pizza und die Limo für sie kamen.
Auf dem Weg nach unten zog Eve ihr Handy aus der Tasche, doch noch während sie den Kurzwahlknopf für Peabodys Nummer drückte, klingelte es schon. »Dallas?«
»Können Sie reden?«, fragte ihre Partnerin.
»Ja, ich verlasse gerade das Krankenhaus. Allikas Zustand ist noch immer kritisch. Sie wird noch künstlich beatmet und ihre Chancen stehen weiterhin ziemlich schlecht. Ich habe einen Beamten vor die Zimmertür gestellt und einen anderen mit medizinischen Kenntnissen direkt neben dem Bett postiert. Als Allika eingeliefert wurde, hatte Louise zufällig gerade
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