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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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öffnete, in der der Kasten lag, stellte Eve ihren Rekorder an und gab die erforderlichen Daten ein. Dann erst nahm sie die mit großblütigen Blumen verzierte Kiste in die Hand und stellte sie auf ihrem Schreibtisch ab.
    »Peabody hat sie aus dem Küchen-Recycler gefischt.«
    »Clever«, antwortete Roarke und nahm ein kleines Werkzeug in die Hand.
    »Wenn sich die Dinge nicht so schnell entwickelt hätten - wenn das Au-pair nicht zurückgekommen wäre, Allika gefunden und den Krankenwagen gerufen hätte, und Peabody nicht praktisch extra mit dem Ziel, das Tagebuch zu finden, in dem Penthouse geblieben wäre -, hätte dieser Kasten vielleicht schon morgen nicht mehr existiert. Für ein Ding von dieser Größe und aus diesem Material muss man den Recycler öfter anstellen, damit er es zermalmt. So aber wurde die Kiste nur etwas verbeult.«
    »Was wirklich schade ist. Denn sie ist hübsch. Aus gutem Material und hervorragend verarbeitet, weshalb sie nicht sofort kaputtgegangen ist. Das Mädchen hätte das Buch rausnehmen sollen. Ohne das Metall drum herum wäre es vielleicht zerstört worden, bevor man es gefunden hat.«
    »Sie weiß ganz schön viel, aber eben nicht alles. Es gibt jede Menge Sachen, die wir im Labor wieder zusammensetzen können. Und ... okay, gut gemacht«, fügte sie hinzu, als das Schloss bereits nach weniger als zehn Sekunden offen war.
    »Schließlich ist es kein Titantresor«, tat Roarke ihr Lob mit einem Schulterzucken ab.
    Eve hatte ihre Hände bereits vorsorglich versiegelt, jetzt nahm sie das leuchtend pinkfarbene Buch aus der offenen Box. Es war ledergebunden und wie viele andere Gegenstände mit Rayleens Namen in glitzernden Silberbuchstaben verziert. Es hatte ebenfalls ein Schloss, das mit einem altmodischen, kleinen Schlüsselchen zu öffnen war.
    »Der Computer wäre schneller gewesen, als alles handschriftlich festzuhalten«, meinte sie.
    »Ich gehe jede Wette ein, dass ihre Eltern, so nachsichtig sie auch in vielen Dingen sind, ihr niemals erlauben würden, irgendwas auf ihrer Kiste mit einem Passwort zu versehen. Wohingegen das hier«, er klopfte mit einem Finger auf das Buch, »völlig harmlos und altbacken erscheint, wie etwas, woran ein junges Mädchen seine Freude hat.«
    Eve trat einen Schritt zurück und wartete, bis auch das zweite Schloss geöffnet war.
    »Ich will Kopien von allem, was sie aufgeschrieben hat.«
    »Bevor du es selbst liest?«
    »Nein. Als Erstes will ich die letzten paar Seiten filmen und danach die Kopien machen. Aber vor allem will ich selber wissen, was Rayleen geschrieben hat.«
    Sie blätterte die Seiten um, bis sie den letzten Eintrag fand. Dann richtete sie den Rekorder auf die ordentlichen Buchstaben, mit denen die blass pinkfarbenen Seiten mit den goldenen Rändern beschrieben waren, und las gleichzeitig laut vor.
     
    Heute Morgen hatte ich meinen pink-schwarzen Faltenrock, meine pinkfarbenen Stiefel und den weißen Pullover mit Blumen am Saum und an den Bündchen an. Ich habe sehr hübsch ausgesehen. Zum Frühstück habe ich Obst, Joghurt und Siebenkorn-Toast gegessen und Cora gebeten, mir echte Orangen auszupressen. Dafür wird sie schließlich bezahlt. Danach war ich bei den Gehirnjoggern. Allmählich wird es dort ein bisschen langweilig, also suche ich vielleicht nach einem Weg, damit ich nicht mehr hingehen muss. Trotzdem macht es mir Spaß zu wissen, dass ich schlauer als die anderen Kinder bin. Genau, wie ich besser als all die anderen Mädchen in meinem Tanzkurs bin. Wenn ich wollte, könnte ich eines Tages eine Primaballerina werden.
    Nach den Gehirnjoggern sind Cora und ich mit einem Taxi ins Metropolitan Museum gefahren. Ich verstehe wirklich nicht, warum wir keinen Fahrdienst nehmen konnten. Ich werde Daddy danach fragen. Ich mag die Bilder, obwohl fast alle, die irgendwas gemalt haben, längst gestorben sind. Wenn ich wollte, könnte ich auch eine berühmte Künstlerin werden und meine Gemälde im Met ausstellen lassen. Dann würden die Leute sehr viel Geld bezahlen, um sich meine Bilder anzusehen. Aber ich denke, ich verkaufe meine Bilder lieber an reiche Sammler. Ich will nämlich nicht, dass Leute, die keine Ahnung haben und es deshalb nicht verdienen, vor meinen Werken stehen und sie anstarren.
     
    »Interessantes Ego«, stellte Roarke beiläufig fest und Eve blickte kurz auf.
    »Sie muss das alles aufgeschrieben haben, nachdem ihre Mutter sie nach Hause kommen lassen hat. Trotzdem ist es voller ich, ich, ich. Mira wird ihren Spaß

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