Sanft kommt der Tod
verrückt oder blind gewesen wären, an dem Tag, an dem sie sich begegnet waren, aneinander vorbeizugehen.
»Ich liebe dich.« Sie knabberte an seinem Oberarm und rang erstickt nach Luft, als er mit seinen Zähnen über ihre Kehle glitt. Dann schlang sie ihm die Beine um die Taille, rollte sich erneut mit ihm herum, bis sie wieder auf ihm lag, und glitt mit ihrem fiebrig heißen Mund über seine Lippen und sein Fleisch.
Dann würde es also nicht romantisch und verträumt, es würde kein Schnee vor Butzenscheiben fallen und die Luft wäre nicht mit süßem Geigenklang erfüllt. Es würde verzweifelt, etwas rau und genauso drängend und real wie das Schlagen ihres Herzens, das an seine Rippen drang.
Er hatte das Gefühl, als hinge auch sein eigenes Überleben vom Geschmack und der Textur ihres Körpers ab. Weshalb er wie ein Besessener an ihren Kleidern zog und riss.
»Du wirst mir alles von dir geben. Alles.«
»Nimm es«, antwortete sie und rollte sich abermals mit ihm herum.
Sein Mund plünderte ihre Brust und seine Hände ... seine Hände, seine Hände ...
Sie schrie gellend auf, hatte das Gefühl, als zucke ein gleißend heller Blitz durch ihren Leib, hörte, dass er etwas auf Gälisch murmelte, und spürte das Zittern seines Körpers, weil er selber noch nicht kam.
Doch das ließe sie nicht zu. »Du wirst mir genauso alles von dir geben. Alles«, sagte sie.
Ihre Hände und ihr Mund nahmen ihn so, wie er sie zuvor genommen hatte, raubten ihm die Beherrschung, nahmen ihm die Willenskraft und jeglichen Verstand. Kurz vor dem Delirium presste er ihr seine Lippen auf den Mund und sog ihren herrlichen Geschmack begierig in sich auf.
Lippen, Zähne, Zungen forderten und nahmen, bis es beinahe schmerzhaft war. Ihre Lungen brannten und das Blut in seinen Adern kochte, während sie sich alles von ihm nahm und ihm alles von sich gab.
»Jetzt, jetzt, jetzt.« Sie bäumte sich begehrlich auf, und als er endlich in sie eindrang, schrie sie nochmals schluchzend auf. Trotzdem pumpten ihre Hüften schnell und kraftvoll weiter, bis auch er in wundervoller Dunkelheit versank.
Ihre Hände lockerten den Griff um seine Hüften, glitten matt zur Seite und trafen mit einem leisen Krachen auf dem Boden auf. Er hatte auf sie eingetrommelt, sie erschöpft und aus dem Gleichgewicht gebracht, bis sie herrlich weich und schlaff geworden war. Am liebsten hätten sich die Nägel ihrer Zehen vor Vergnügen aufgerollt, nur fehlte ihr dazu die erforderliche Energie.
»Himmel«, stieß sie mühsam aus. »Heiliger tanzender Jesus.«
»Wenn ich irgendwann in ferner Zukunft wieder stehen kann, werde ich mir noch mal einen Kinnhaken von dir verpassen lassen, um zu sehen, ob es dann so weitergeht.«
»Okay.«
»Oder vielleicht probieren wir doch das romantische Abendessen aus. Danach kannst du mir schließlich immer noch eine verpassen, wenn du willst.« Er konnte spüren, dass sie zusammenfuhr. »Gibt es irgendein Problem?« Er hob den Kopf und sah ihr an, dass wirklich irgendetwas nicht in Ordnung war. »Was ist?«
»Es tut mir wirklich leid.«
»Ich finde, dass eine Entschuldigung angesichts des Zustands, in dem wir uns momentan befinden, irgendwie nicht nötig ist.« Dann aber sah er ihren Blick und stellte richtig fest: »Es geht nicht darum, dass du mich geschlagen hast. Geht es um den Fall?«
»Ich habe dich nicht angerufen, um das Abendessen zu verschieben, weil ich dachte, dass es besser ist, wenn ich dir gegenüberstehe und dir alles sage. Und jetzt liegst du sogar direkt neben mir. Es gibt sehr viel zu erklären, und das werde ich auch tun. Es gibt da etwas, was ich tun muss, wobei du mir helfen kannst.«
»Okay.«
»Vielleicht kriegen wir das mit dem Kerzenschein und so nachher noch hin, aber ...«
»Kein Problem, wenn nicht. Versprochen, Eve.«
Oh ja, wir haben wirklich Glück, ging es ihr durch den Kopf. Gott, sie hatten wirklich alles Glück der Welt. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
»Ach ja?«
»Ein Gedichtband - lauter romantisches Zeug. Ich dachte, schmalziger geht's einfach nicht mehr, deshalb kam es mir passend vor. Aber dann habe ich es mal wieder vermasselt und das Ding auf dem Revier in meinem Schreibtisch liegen lassen.«
Lächelnd beugte er sich über sie und gab ihr einen sanften Kuss. »Trotzdem vielen Dank.«
Sie berührte seine Wange. »Ich werde kurz unter die Dusche springen und dann weitermachen. Eigentlich wollte ich die Sache sofort erledigen, damit wir vielleicht später noch hätten
Weitere Kostenlose Bücher