Sanft kommt der Tod
verbringen sollen. Weil ich schließlich die Erste war.«
»Also hast du ihn die Treppe runtergestoßen?«
»Es war total leicht.« Rayleen machte einen kleinen Sprung, bevor sie wieder nach ihrer Limonadenflasche griff. »Nur ein kleiner Stoß, und schon ist er losgepurzelt. Schnapp! Dabei hat er sich den Hals gebrochen, und ich war ihn los.« Kichernd trank sie einen Schluck - während sich Eves Magen schmerzlich zusammenzog.
»Alles war wieder so, wie es sein sollte. Jetzt gehörten wieder alle Sachen mir. Ich brauchte nur zu weinen, als Daddy anfing, Trevors Sachen wegzuräumen. Also habe ich alles bekommen und bekomme noch immer alles, was ich will.«
Sie drehte die nächste Pirouette, gefolgt von einem Plie, verbeugte sich und fügte stolz hinzu: »Ich wette, dass Sie noch nie von einem Kind geschlagen worden sind. Ich bin besser als die anderen. Besser als alle anderen. Sagen Sie's. Sagen Sie, dass Rayleen besser und klüger ist als jeder andere, dem Sie je begegnet sind.«
»Merk dir deine letzten Sätze«, meinte Eve, denn im selben Augenblick klopfte jemand an die Tür.
Sie öffnete ihrer Partnerin und die drückte ihr das Tagebuch des Mädchens in die Hand.
»Aber hallo, was haben wir denn da?«
»Wo haben Sie das her? Das gehört mir!« Keine Spur mehr von dem selbstzufriedenen Kind. Stattdessen stürzte eine zornbebende Killerin auf die Beamtinnen zu. »Geben Sie das her. Sofort!«
Eve ließ den bösen Stoß und selbst die ausgefahrenen Krallen über sich ergehen, während sie das Tagebuch weiter in die Höhe hielt. »Tja, nun, das nennen wir tätlichen Angriff auf eine Polizistin. Rayleen Straffo, ich nehme dich fest wegen ...«
»Halten Sie die Klappe. Halten Sie sofort die Klappe, oder es wird Ihnen leidtun. Das ist mein Tagebuch, ich will es wiederhaben! Dafür wird mein Vater Sie bezahlen lassen.«
Eve warf das Buch in Richtung ihrer Partnerin, packte Rayleens Arme, drehte sie zu sich herum und legte dem schreienden, tobenden, tretenden Kind Handschellen an.
»Du wirst dafür bezahlen, und zwar für alles. Du hattest recht, Ray. Ich kann während einer Vernehmung lügen. Ich war nicht verkabelt, dafür aber der Raum.«
»Sie haben mich nicht über meine Rechte aufgeklärt.«
»Stimmt. Aber ich brauche auch nichts von dem, was du mir hier erzählt hast. Das alles habe ich nämlich bereits. Und zwar aus dem Tagebuch, das wir gestern aus dem Recycler gezogen haben, von der Angestellten, die dir die Thermoskanne verkauft hat, die du gegen die von Mr Foster eingetauscht hast, von deiner Mutter, die uns - bevor du versucht hast, sie umzubringen - noch erzählt hat, dass sie wusste, dass du in der Weihnachtsnacht früher aufgestanden warst.«
»Niemand wird Ihnen glauben.« Rayleens Gesicht war rot vor Zorn, verriet jedoch nicht eine Spur von Angst. »Dafür wird mein Daddy sorgen.«
»Da irrst du dich schon wieder.« Eve nahm einen Arm des Mädchens, während Peabody den anderen ergriff.
Ein paar Meter entfernt stand Oliver Straffo wie ein Mann, der immer noch in einem schlimmen Traum gefangen war. »Rayleen.« Er starrte seine Tochter an.
»Daddy! Daddy! Sie tun mir weh. Mach, dass sie damit aufhören.«
Er machte zwei Riesenschritte auf sie zu. »Er war doch nur ein Baby. Er war doch nur ein kleiner Junge. Und er hat dich so geliebt. Wie konntest du das tun, Rayleen, wie konntest du das Menschen antun, die dich so geliebt haben?«
»Das sind alles Lügen, Daddy. Diese Polizistin lügt. Ich bin dein bestes Mädchen. Ich bin ... Mami war's. Ich habe gesehen, wie sie es getan hat, Daddy. Sie hat Trev geschubst, und dann hat sie Mr Foster und Mr Williams umgebracht. Ich wollte sie nicht verraten, Daddy. Ich wollte nicht, dass sie sie uns wegnehmen. Ich ...«
»Hör auf. Oh Gott.« Er warf sich die Hände vors Gesicht. »Oh Gott.«
»Nehmen Sie sie mit, Peabody. Fahren Sie mit ihr, Mira und dem Menschen vom Jugendamt auf das Revier. Ich komme so bald wie möglich nach.«
»Dafür werden Sie bezahlen«, murmelte Rayleen Eve zu, während Peabody einem Beamten winkte, damit er ihr beim Abführen des Mädchens half. »Dafür werden Sie bezahlen, genau wie die anderen. Nur dass es mir bei Ihnen noch mehr Freude machen wird.«
»Verwöhnte Bälger machen mir ganz sicher keine Angst. Klären Sie sie über ihre Rechte auf, Peabody, und sorgen Sie dafür, dass sie wegen dreifachen Mordes sowie eines versuchten Mordes hinter Gitter kommt. Den Mord an Adele Versy fügen wir später noch
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