Sanft kommt der Tod
sollen Ihren Mantel holen.«
»Zu Befehl, Madam.«
Erst als sie im Wagen saßen, fragte Peabody: »Habe ich irgendwas nicht mitbekommen? Ist Lissette inzwischen unsere Hauptverdächtige?«
»Gibt es vielleicht irgendeinen Grund, aus dem sie Ihrer Meinung nach nicht verdächtig ist?«
»Nein, aber ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass es nicht wahrscheinlich ist, dass sie ihren Mann ermordet hat.«
»Sie hätte die Gelegenheit dazu gehabt. Und was das Motiv betrifft, Eheleute finden immer ein Motiv. Manchmal reicht es schon, dass man ein Arschloch geheiratet hat. Damit fangen wir an.«
Schweigend fuhr sie los. »Ich will sehen, wo er gelebt hat oder wie die zwei gelebt haben«, fuhr sie schließlich etwas ruhiger fort. »Seinem Körper nach war er ein kerngesunder junger Mann, der an einer tödlichen Dosis Rizin gestorben ist. Mehr hat die Untersuchung nicht erbracht. Aber das heißt nicht, dass uns das Opfer nicht mehr zu sagen hat.«
»Okay, verstehe. Ist sonst alles in Ordnung?«
»Nein, das ist es nicht. Aber ich werde nicht darüber reden. Also lassen Sie uns unsere Arbeit machen, ja?« Die Stille aber war noch unerträglicher, und so raufte sie sich unglücklich das Haar. »Erzählen Sie etwas. Meistens kriegen Sie die Klappe schließlich gar nicht zu. Also machen Sie sie jetzt, um Himmels willen, auch mal auf.«
»Hmmm. Mir fällt einfach nichts ein. Ich stehe zu sehr unter Druck. Oh, oh! Jetzt weiß ich was. Sind Sie für morgen Abend bereit?«
»Bereit, wofür?«
»Jetzt aber.« Peabody bedachte Eve mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Können Sie sich vielleicht einmal entschieden, ob's um jetzt oder um morgen Abend geht? Was haben Sie zum Frühstück geraucht?«
»Ich habe nur eine rehydrierte Pampelmuse gegessen, weiter nichts. Ich habe nämlich während der Feiertage ganz schön zugelegt. Daran sind die Plätzchen schuld.«
Peabody stieß einen unglücklichen Seufzer aus. »Ich habe Jas Gefühl, als ob mein Hintern ganz aus Plätzchenteig besteht.«
»Was für eine Sorte? Plätzchen schmecken toll.«
»Ich habe alle Sorten durchprobiert. Ich kann der Macht der Weihnachtsplätzchen ganz einfach nicht widerstehen. Meine Großmutter kriegt aus dem Stand die tollsten Dinger hin.«
»Ich dachte, dass man Plätzchen aus Zucker macht.«
»Aus Zucker und Mehl und Eiern und Johannisbrotschoten und Butter. Mmm, Butter.« Peabody schloss träumerisch die Augen. »Butter von den Kühen, die bei meiner Oma auf der Weide stehen.«
»Kühe geben Milch.« Eve wartete, als eine Gruppe Fußgänger vor ihr über die Kreuzung lief. »Ich werde nie verstehen, wie irgendjemand freiwillig was trinken kann, das wie Pipi aus einer Kuh herausgelaufen kommt.«
»Butter wird aus Milch gemacht. Zumindest die echte. Verdammt, jetzt habe ich Hunger. Ich kann noch nicht mal über Plätzchen reden, ohne dass mein Hintern davon dicker wird. Aber eigentlich wollte ich ja auch von etwas völlig anderem reden. Wissen Sie noch, wovon?«
»Erst ging es um morgen Abend, dann plötzlich um jetzt.«
Peabody runzelte die Stirn. »Sie versuchen nur, mich zu verwirren, und he ... es hätte beinahe geklappt. Ich meinte Nadines neue Sendung. Sie sind doch morgen ihr Premierengast.«
»Was ich, so gut es geht, verdränge.«
»Wird sicher super. Was ziehen Sie an?«
»Ich dachte, zur Abwechslung ziehe ich irgendwelche Kleider an.«
»Also bitte, Dallas, die Sendung wird nicht nur landesweit, sondern auch per Satellit in andere Regionen ausgestrahlt. Lassen Sie Roarke was aussuchen.«
Eve kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und spürte, dass ein Grollen aus ihrer Kehle stieg. »Ich kann mich durchaus selbst anziehen. Schließlich laufe ich seit Jahren angezogen rum.« Wieder dachte sie an Magdalena mit dem leuchtend roten Kleid und den silbernen High Heels. »Ich bin Polizistin und kein Mannequin. Wenn er eine Frau gewollt hätte, die in schicken Kleidern und in hochhackigen Schuhen rumstolziert, hätte er mich besser nicht geheiratet.«
»Ich glaube nicht, dass Ihre Garderobe den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben hat.« Dann tauchte Peabody vorsichtig den kleinen Zeh in das gefährliche Gewässer. »Hatten Sie beide gestern Abend Streit?«
»Nicht wirklich. Aber ich glaube, dass ein Streit möglicherweise überfällig ist.« Eve überholte eine Limousine und schoss direkt vor ihr die Rampe zu einem Hochparkplatz hinauf. »Das ist nah genug.«
»Das glaube ich auch.« Peabody holte tief Luft und
Weitere Kostenlose Bücher