Sanft kommt der Tod
joggte hinter Eve in Richtung Bürgersteig.
Die eisige Kälte drang ihr direkt in die Knochen, und da obendrein ein schmerzlich kalter Wind durch die Straßenschluchten pfiff, stopfte Eve die Hände in die Manteltaschen und konzentrierte sich erneut auf ihren Job.
»Wenn sie nichts zu verbergen hat, wird sie nichts dagegen haben, wenn wir uns ein bisschen in ihrer Wohnung umsehen«, meinte sie. »Ansonsten besorgen wir uns einfach einen Durchsuchungsbeschluss. Wir suchen nach einer Spur des Gifts, nach den Samen selbst oder nach irgendeinem Neben-oder Abfallprodukt. Außerdem will ich mir sein Daten-und Kommunikationszentrum, seine Disketten und sämtliche Papiere ansehen. Ich will wissen, was er in seinen Kommodenschubladen und in seinen Manteltaschen hatte. Achten Sie auf alles, was möglicherweise von Interesse für uns ist.«
Peabody atmete erleichtert auf, als sie durch die Tür des Hauses trat und die Februarkälte draußen blieb. »Falls die Wohnung so wie die von diesem Kowoski geschnitten ist, wird es nicht lange dauern.«
Sie erklommen die Treppe in die obere Etage, und Eve klopfte an die Wohnungstür. Eine Frau mit müden Augen und schimmernden Dreadlocks machte ihnen auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Lieutenant Dallas und Detective Peabody.« Sie hielt der Fremden ihre Marke hin. »Wir möchten zu Lissette Foster.«
»Es geht um den Tod von Craig, oder? Ich bin Lissys Mutter, Cicely Bolviar. Bitte kommen Sie doch rein. Sie ist gerade im Bad.« Cicely warf einen besorgten Blick auf die Badezimmertür. »Sie steht unter der Dusche. Sie hat letzte Nacht kein Auge zugemacht. Ich wollte gerade Frühstück machen. Schließich muss sie etwas essen. Tut mir leid.« Sie wandte sich wieder an Eve und Peabody. »Bitte nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?«
»Machen Sie sich bitte keine Mühe.«
»Kein Problem. Ich will sowieso welchen für Lissy kochen. Wir treffen uns heute Nachmittag mit Craigs Familie, um ...« Ihre Lippen zitterten. »Um über die Beerdigung zu sprechen. Aber erst mal möchte ich, dass Lissy etwas isst.«
»Seit wann sind Sie in New York, Ms Bolviar?«
»Ich bin gestern am späten Abend angekommen. Ich bin so schnell wie möglich hergekommen, als ... nachdem Lissy mich angerufen hatte. Sie braucht jetzt ihre Maman. So hat er mich auch genannt, Maman.« Sie trat vor die Küchenzeile, stand dann aber da, als wüsste sie nicht mehr, weshalb sie dorthin gegangen war.
»Sie wollte hier leben, meine Lissy, und da sie Craig hatte, habe ich mir keine Sorgen um sie gemacht. In ein paar Jahren, hat er zu mir gesagt - die beiden waren noch so jung - in ein paar Jahren wollten sie eine Familie gründen und mich zur Großmama machen. Das hat er gesagt. Wissen Sie, was durch den Tod von diesem süßen Jungen alles vernichtet worden ist? Nicht nur dieser süße Junge selbst, sondern auch die Familie, die er und Lissy gründen wollten. Sein Tod hat dieses Glück zerstört. Wissen Sie schon, wie er gestorben ist?«
»Wir müssen mit Ihrer Tochter sprechen.«
»Bien s u r. Bitte setzen Sie sich doch. Ich werde Ihnen einen Kaffee kochen. Sie haben hier nur Ei-Ersatz. Zu Hause habe ich immer frische Eier von den Hühnern, die mein Nachbar hält, aber hier ... Er war ein lieber Junge.« In ihren müden Augen stiegen Tränen auf. »So ein lieber Junge. Das hätte nie passieren dürfen. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
Es gab eine leuchtend blaue Couch mit leuchtend grünen Kissen, zwei ebenfalls blau-grün gestreifte Sessel, einen langen, schmalen Arbeitstisch in einer Ecke sowie einen kleinen Tisch mit zwei dazu passenden Stühlen an der gegenüber befindlichen Wand. Die Anordnung des Mobiliars, die allgemeine Ordnung und die bunten Farben verliehen dem kleinen Raum Stil und Funktionalität.
Cicely trat vor die Badezimmertür und klopfte leise an. »Mignon, die Polizei ist da. Ein Lieutenant und ein Detective. Sie wird gleich bei Ihnen sein«, sagte sie zu Eve. »Ich setze jetzt erst mal den Kaffee auf.«
Lissette kam in einer weiten Hose, einem Sweatshirt u nd in dicken Socken aus dem Bad. Sie sah aus wie eine prau, die lange krank gewesen war. Ihr Gesicht war kreidig, ihre Augen trüb und rot verquollen, und so, wie sie sich bewegte, machte es den Eindruck, als täten ihr alle Knochen weh.
»Haben Sie schon etwas rausgefunden?« Ihre Stimme klang wie rostiges Metall. »Etwas über Craig?«
»Setzen Sie sich, Mrs Foster«, sagte Eve.
»Ich habe ihn mir angesehen. Wir
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