Sanft kommt der Tod
unmöglich glauben, dass irgendein Angestellter dieser Schule Craig hätte schaden wollen oder ihm tatsächlich geschadet hat.«
»Sicher kann ich das.«
Der erste Spind enthielt ein paar Frauenlaufschuhe, einen Kosmetikbeutel mit Lippenstift, Deodorant, Haargel, Wimperntusche, mehrere Probepackungen mit Hautpflegeprodukten sowie irgendein Parfüm.
»Auch wenn ich auf diesem Gebiet vielleicht ein Laie bin«, stellte Mosebly leicht verkniffen fest, »steht eindeutig fest, dass Craig an irgendeiner tragischen allergischen Reaktion auf irgendwas gestorben ist, was er gegessen oder getrunken hat. Und zwar hat er, was es auch immer war, von zu Hause mitgebracht.«
»Ich kann mir vorstellen, dass das für Sie feststeht, denn schließlich wäre alles andere wirklich schlechte Publicity für diese Einrichtung.«
Der nächste Spind enthielt die männliche Version der Dinge, auf die Eve zuvor gestoßen war. Schuhe, einen Toilettenbeutel mit einem Kamm, Hautcreme sowie einem Haarpflegeprodukt. Außerdem gab es noch eine Schwimmbrille und einen Unterwasser-Kopfhörer.
»Es ist meine Pflicht, den Ruf dieser Akademie vor Schaden zu bewahren. Deshalb werde ich umgehend unsere Anwälte kontaktieren.«
»Tun Sie das.« Während Mosebly aus dem Raum marschierte, öffnete Eve die Tür des dritten Spinds. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es war.«
»Ich weiß nicht.« Peabody gab der Versuchung nach und schnitt eine kindische Grimasse hinter Moseblys Rücken. »Ich finde, dass sie eine echte Ätzkuh ist.«
»Sicher. Aber wenn sie Foster aus dem Verkehr hätte ziehen wollen, hätte sie es garantiert nicht hier getan. Wir werden sie noch genauer unter die Lupe nehmen, für den Fall, dass die Loyalität gegenüber ihrer Schule nur Fassade ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihre geheiligten Hallen oder ihren Ruf als Rektorin dieser
Anstalt durch einen Skandal erschüttern will. Aber hallo, was haben wir denn hier?«
Auch der dritte Spind enthielt die obligatorischen Schuhe sowie ein ausnehmend schickes Kunstledernecessaire. Die Produkte in dem Beutel waren deutlich teurer als der Inhalt der Taschen zuvor, vor allem aber fielen Eve die zahlreichen Kondome darin auf.
»Seltsamer Ort, um Regenmäntelchen aufzubewahren«, meinte Peabody. »Außer, wenn man gleich hier zur Sache kommen will.«
»Was bestimmt verboten ist.« Eve klappte ein kleines Pillendöschen auf. »Sieht wie Viagra aus. Ungezogener Junge. RW«, las sie die Initialen von dem Döschen ab. »Könnte Reed Williams sein.«
Peabody zog los, um Williams für eine Vernehmung aus dem Unterricht zu holen, während Eve weiter Craigs Vormittag verfolgte und ins Lehrerzimmer ging.
Sie kam an zwei kleinen Jungen vorbei, und sie hielten ihr ungefragt die Erlaubnisscheine zum Verlassen ihrer Klassen hin.
»Sehe ich etwa wie eine Pausenaufsicht aus?«
»Wir müssen unsere Pässe allen Erwachsenen zeigen, Lehrern und Eltern«, wurde ihr erklärt.
»Sehe ich wie eine Mutter aus?«
»Ich weiß nicht.«
»Lauft ihr beiden öfter hier herum?«
»Wir haben einen Erlaubnisschein.«
»Ja, ja. Beantworte meine Frage.«
»Wir wollen in die Bibliothek, um dort nach Material für unser Naturwissenschaftsprojekt zu suchen.«
»Uh-huh. Wart ihr gestern Morgen auch schon unterwegs?«
Die beiden Jungen sahen einander unbehaglich an, bevor der erste Junge sprach. »Wir wollten gestern auch schon in die Bibliothek.«
»Aber wir haben Ms Hallywell unsere Erlaubnisscheine gezeigt.«
»Wann?«
Der zweite Junge zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht mehr. Kriegen wir jetzt Ärger?«
»Ihr werdet welchen kriegen, wenn ihr mir nicht sofort eine Antwort gebt. Falls es euch interessiert - selbst wenn ihr euch davongeschlichen hättet, um irgendwo ein Bier zu zischen und zu zocken, wäre mir das scheißegal. « Sie ging nicht auf das vergnügte Kichern des ersten Jungen ein. »Ich will wissen, wann und wo ihr Ms Hallywell gesehen habt.«
»Kurz vor Ende der zweiten Stunde. Hm. Vielleicht gegen halb elf. Sie kam da drüben die Treppe runter. Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil ich krankhaft neugierig bin. Wo wollte sie hin?«
»Keine Ahnung. Die Lehrer brauchen uns das nicht zu sagen. Sie brauchen einem nie etwas zu sagen, obwohl man ihnen immer alles sagen muss.«
»Ja, so war es schon immer.«
»Wenn Sie keine Lehrerin und keine Mutter sind, brauchen Sie einen Erlaubnisschein, um hier herumzulaufen.« Der erste Junge sah sie aus zusammengekniffenen Augen
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