Sanft kommt der Tod
Kuss. »Ich liebe diesen Mund. Vor allem, wenn er sarkastische Äußerungen machen will. Hättest du vielleicht Lust auf Rührei mit Speck?«
»Mehr als dazu, irgendwelche kleinen goldenen Ringe an meinen Ohren baumeln zu haben«, gab sie knurrend zurück.
Trotzdem suchte sie ein Paar heraus und zog sich zufrieden, weil er an ihr herumgemäkelt hatte, an.
Doch gerade als sie sich zu ihm setzen wollte und der Kater auf die Sofalehne sprang, um sich den Speck etwas genauer anzusehen, schrillte Roarkes Handy.
Er warf einen Blick auf das Display, und sie wusste Bescheid. »Geh ruhig dran«, erklärte sie, als er das Handy wieder in die Tasche schieben wollte. »Sie scheint eine echte Frühaufsteherin zu sein.«
»Ich habe die Mailbox eingeschaltet. Wenn wir mit dem Essen warten, wird das Rührei kalt.«
»Geh ruhig dran«, bat sie erneut. »Peabody kommt sowieso jeden Moment. Wir sehen uns dann später.«
»Verdammt, Eve ...«
»Später«, wiederholte sie und ging aus dem Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
8
»Hübsche Jacke.« Als Eve in Richtung ihres Arbeitszimmers ging, kam Peabody bereits die Treppe herauf. »Die hat sicher Roarke für Sie herausgesucht.«
»Wer wohl sonst? Denn offensichtlich würde ich, wenn er mich das selber machen ließe, modemäßig derartige Verbrechen begehen, dass kleine Kinder dadurch bis an ihr Lebensende traumatisiert wären und die Mehrzahl der Erwachsenen vor lauter Verlegenheit nicht wüsste, wohin sie sehen soll.«
»Sie würden sich vielleicht keines Verbrechens schuldig machen, aber ein Vergehen wäre es auf jeden Fall. Wir gehen nicht in Ihr Büro? Zu Ihrem AutoChef?«
»Nein.« Wütend riss Eve Summerset ihren Mantel aus der Hand und zog ihn an. »Heute scheint die ganze Welt früh aufzustehen. Ich kann nur für Sie hoffen, dass mein Wagen noch dort steht, wo ich ihn stehen gelassen habe«, schnauzte sie den Butler an. »Denn wenn ich ihn erst aus der Garage holen muss, zerre ich Sie vor die Tür und überfahre Sie damit.«
»Was Sie einen Wagen nennen, steht direkt vor der Tür und beleidigt dieses Haus.«
»Peabody.« Eve zeigte auf die Tür und wartete, bis ihre Partnerin draußen verschwunden war. »Ich will wissen, falls sie sich hier blicken lässt. Ich will wissen, falls sie dieses Haus betritt. Haben Sie verstanden?«
»Ja.«
Unbe m ützt und handschuhlos trat sie in die Kälte, schwang sich hinter das Lenkrad ihres Fahrzeugs und knallte die Tür hinter sich zu.
»Die erste Adresse.«
Peabody nannte sie ihr und räusperte sich leise. »Schlecht geschlafen?«
»Das kommt im Leben öfter vor.«
»Hören Sie, falls Sie darüber reden wollen - dafür sind Partner da.«
»Es geht um eine Frau.«
»Unmöglich.«
Diese Antwort kam so schnell und derart überzeugt, dass sie Eve unter normalen Umständen getröstet hätte, heute aber wiederholte sie: »Es geht um eine Frau. Eine, mit der er vor langer Zeit zusammen war. Es war ziemlich ernst. Jetzt ist sie plötzlich wieder da und macht sich an ihn heran. Was er einfach nicht sieht. Er sieht nicht, was sie hinter der schimmernden Fassade ist. Deshalb haben wir ein Problem.«
»Sind Sie sicher ...« Ein kurzer Blick in Eves Gesicht genügte und Peabody stieß einen Seufzer aus. »Okay, Sie sind sich sicher. Er würde Sie niemals betrügen, ganz egal, mit wem. Aber trotzdem ist es natürlich ein Hammer, wenn mit einem Mal eine andere ihr Glück bei ihm versucht. Vielleicht sollten Sie mit ihr reden und ihr deutlich machen, dass das alles andere als ungefährlich für sie ist. Wir könnten sie ein bisschen aufmischen und dann mit einem Shuttle nach Sibirien verfrachten oder so.«
»Das klingt wirklich gut.« Sie hielt an einer Ampel an und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Aber das kann ich nicht machen. Ich darf sie nicht anrühren, darf sie nicht einfach mit einem Hammer erschlagen und in White Plains begraben.«
»Bloomfiels wäre sowieso viel besser als White Plains.«
Eve stieß ein müdes Lachen aus. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Weiß nicht, wie sehr ich ihn bedrängen oder wie weit ich mich zurücknehmen soll. Ich kenne mich mit diesen Sachen ganz einfach nicht aus. Aber wahrscheinlich habe ich die ganze Angelegenheit sowieso bereits verbockt.«
»Dallas? Ich finde, Sie sollten ihm sagen, wie weh Ihnen diese Geschichte tut.«
»So was musste ich ihm noch nie sagen. Normalerweise sieht er mir meine Gefühle immer an.« Sie schüttelte den Kopf. »Es macht mich völlig
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