Sanft kommt der Tod
sich an sie erinnern kann.«
»Er hat sich mit ihr zum Mittagessen getroffen.«
»Hm.«
»Er hat es mir ganz offen erzählt und sich nicht heimlich hinter meinem Rücken mit ihr getroffen, oh nein. Er hat erzählt, sie hätte einen geschäftlichen Rat von ihm erbeten. Wohingegen sie behauptet hat - sie kam zu mir ins Büro.«
»Sie war bei Ihnen auf dem Revier?«
Eve musste wieder aufstehen, musste sich wieder bewegen, damit sie nicht vollends die Kontrolle über sich verlor. »Sie meinte, sie wollte mich auf einen Drink einladen und ein bisschen mit mir quatschen. Hat die ganze Zeit gelächelt und getan, als ob sie meine beste Freundin wäre oder so. Aber das, was sie gesagt hat, war eindeutig etwas völlig anderes als das, was sie gedacht hat. Gott, wie dumm das alles klingt.«
»Das tut es nicht«, widersprach ihr Mira ruhig. »Sie sind dafür ausgebildet, das zu hören, was die Leute Ihnen verschweigen. Und selbst wenn es um eine persönliche Sache geht, hören Sie diese Dinge immer noch heraus.«
»Okay.« Eve atmete auf. »Okay. Sie hat mich unter die Lupe genommen und ein paar Bemerkungen fallen lassen, die es so haben klingen lassen, als würden sie und Roarke zusammenarbeiten. Sie spielt mit mir, und irgendwie fehlt mir der Schwung, um ihr einen Tritt in den Hintern zu verpassen, der sie aus dem Rennen wirft.«
»Auch wenn es sicher ausnehmend befriedigend wäre, würde Ihr Problem dadurch noch lange nicht gelöst. Weil Roarke ihr selber diesen Tritt verpassen muss. Haben Sie ihm gesagt, wie sehr es Ihnen wehtut, wenn er sich mit dieser Magdalena trifft?«
»Ich komme mir auch so schon total dämlich vor. Schließlich hat er nichts gemacht. Und er kann nichts dagegen tun, dass mal etwas zwischen ihnen war. Es ist ganz einfach so. Das weiß auch sie und nutzt es weidlich aus. Ich fürchte, dass letztendlich er eine Entscheidung treffen muss.«
»Zweifeln Sie daran, dass er Sie liebt?«
»Nein, aber sie hat er zuerst geliebt.«
»Wollen Sie einen Rat von mir?«
»Wahrscheinlich ja, denn sonst hätte ich Ihnen das bestimmt nicht alles erzählt.«
Jetzt stand auch Mira auf, nahm Eve bei den Händen und erklärte ruhig: »Fahren Sie nach Hause, legen sich ins Bett und schlafen sich erst mal aus. Nehmen Sie eine Schlaftablette, wenn's nicht anders geht, aber machen Sie auf jeden Fall ein paar Stunden die Augen zu. Und dann sagen Sie Roarke, wie Sie sich fühlen. Sagen Sie ihm, dass Sie sich dämlich vorkommen, dass es Ihnen wehtut, dass Sie aber wissen, dass er nichts verbrochen hat. Gefühle sind nicht immer rational. Deshalb sind es ja Gefühle. Sie haben ein Recht auf die Gefühle, die Sie gerade haben, und er hat das Recht zu wissen, was das für Gefühle sind.«
»Klingt nach einem guten Rat. Aber selbst wenn ich allen Mut zusammennehmen würde, um mit ihm zu sprechen, geht das heute Abend nicht. Schließlich muss ich nachher in die blöde Sendung von Nadine.«
»Oh, natürlich. Die Premiere von Now. Dennis und ich werden sie uns gemeinsam ansehen.« Dann tat Mira etwas, was sie nur sehr selten tat, und was Eve noch seltener gestattete: sie strich Eve mit der Hand über das Haar, beugte sich ein wenig vor und küsste sie auf die Wange.
»Sie werden Ihre Sache super machen, und danach fahren Sie heim, schlafen ordentlich und sprechen anschließend mit Roarke. Vielleicht muss er eine Entscheidung treffen, aber mein Verstand und mein Gefühl sind davon überzeugt, dass er sich für Sie entscheiden wird.«
»Sie spricht fließend italienisch und französisch.«
»Was für eine ausgemachte Schweinerei.«
Eve schaffte es zu lachen, und dann tat sie etwas, was völlig ungewöhnlich war. Sie lehnte ihren Kopf an Miras Stirn und machte die Augen zu.
»Okay«, schloss sie die Unterhaltung leise ab. »Okay.«
Auch wenn sie nach dem aufwühlenden Gespräch bohrendes Kopfweh hatte, hatte sich die Übelkeit etwas gelegt, und sie bekam auch wieder besser Luft.
Als sie wieder in ihre eigene Abteilung kam, sah sie, dass Peabody mit einer kleinen, schwarzhaarigen Frau an ihrem Schreibtisch saß. Als ihre Partnerin sie entdeckte, tätschelte sie ihrem Gegenüber leicht den Arm und stand eilig auf.
»Hier ist der Lieutenant. Dallas, dies ist Laina Sanchez. Wir haben bereits kurz miteinander gesprochen. Vielleicht gehen wir lieber in den Pausenraum?«
»Sicher.« Als Laina aufstand, konnte Eve erkennen, dass die Frau hochschwanger war.
»Ich dachte, ich sollte mich bei Ihnen melden.« Laina hatte
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