Sanft kommt der Tod
getan?«
»Nichts. Auch wenn ich mich entsetzlich dafür schäme, habe ich es einfach nicht gewagt, irgendwas zu tun.
Er hat die Küche verlassen, und ich habe versucht weiterzuarbeiten. Aber dann bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Da kam plötzlich Craig herein, sah mich weinen und fragte mich, was los ist. Ich habe es ihm nicht gesagt, aber ich nehme an, es war ihm trotzdem klar. Er musste Mr Williams vor der Tür begegnet sein, also hat er es bestimmt gewusst. Und Mr Williams hat sich nach dem Tag nie mehr an mich herangemacht. Ich glaube, Craig hat ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll.«
Sie trank einen Schluck von ihrem Wasser und stieß einen Seufzer aus. »Ich hätte es Ihnen gleich erzählen sollen, als Sie zum ersten Mal mit mir gesprochen haben, Detective Peabody. Aber ich habe einfach nicht daran gedacht. Alles, woran ich denken konnte, war, dass Mr Foster nicht mehr lebt. Er war so ein netter Mann und plötzlich war er tot. Ich habe an dem Tag an nichts anderes gedacht.«
»Wann ist das passiert? Wann hat Craig Sie weinend in der Küche angetroffen?«
»Vor den Weihnachtsferien. Es ist also schon ein paar Wochen her. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass es etwas zu bedeuten hat. Trotzdem meinte Hallie, ich sollte es Ihnen sagen. Weil Sie alles wissen müssten, was möglicherweise eine Rolle spielt. Ich wünschte mir, Sie bräuchten meinem Mann nichts davon zu sagen. Denn er wäre sicher böse auf mich, weil ich es ihm verschwiegen habe, und vor allem wäre er so wütend auf Mr Williams, dass er sofort in die Schule fahren und dort einen Riesenaufstand machen würde, weil anscheinend niemand einem solchen Kerl das Handwerk legt.«
»Es gibt keinen Grund, aus dem wir es Ihrem Mann erzählen müssten, Mrs Sanchez, aber lassen Sie mich eines sagen. Wenn Sie von diesem Williams sexuell belästigt worden sind, sollten Sie ihn anzeigen. Denn das, was er Ihnen angetan hat, tut er ganz bestimmt auch anderen an. Er sollte nicht damit durchkommen und auch nicht länger die Position bekleiden, die er an der Schule hat. Außerdem könnten Sie sich einen Anwalt nehmen und ihn auf Schmerzensgeld verklagen.«
»Wer würde mir schon glauben?«
»Ich.«
Während Peabody Laina nach draußen brachte und jemanden suchte, der die Frau nach Hause fuhr, blieb Eve noch kurz im Pausenraum. Williams, dachte sie. Auch wenn es bisher keinen Hinweis auf Gewaltbereitschaft bei ihm gab, schien er das reinste Sexmonster zu sein. Und von offenen sexuellen Übergriffen bis zu einem Mord war es aus ihrer Sicht kein allzu großer Schritt. Auf jeden Fall hatte der Hurensohn einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten verdient.
Als sie sich zum Gehen wenden wollte, gesellte sich Baxter zu ihr an den Tisch. »Dallas«, fing er an, legte den Kopf ein wenig schräg und sah sie skeptisch an. »Mannomann, Sie sehen noch schlimmer aus als das, was meine Katze öfter fängt und mit nach Hause schleift.«
»Für Sie immer noch Lieutenant Mannomann, und lecken Sie mich am Arsch.«
»Womit man bei Ihrem Hintern recht schnell fertig wäre. Aber wie dem auch sei, wir haben eine heiße Spur im Fall Barrister.«
»Der Tourist aus Ohio, stimmt's?«
»Omaha. Was das Gleiche ist. Der besorgte Bürger, den Trueheart gerade rausbegleitet, hat sich als Zeuge zur Verfügung gestellt.«
»Ist der Jammerlappen einer Ihrer Informanten?«
»Ja.« Baxter setzte sich gemütlich auf den Tisch. »Die Sache ist die, er hat gesehen, wie es passiert ist, ist dann aber erst mal abgetaucht, bevor er sich bei mir gemeldet hat. Das Opfer war im Untergrund, in Höhe Ecke Broadway-Achtunddreißigster. Im Fegefeuer. Kennen Sie den Laden?«
»Ja, ein Sadomaso-Schuppen, in dem man obendrein alle Arten von Stimmungsmachern kriegen kann. Sie bringen dort allabendlich gespielte Menschenopfer dar. Nach einer langen Schicht fahre ich dort gern vorbei, um mich ein bisschen zu entspannen.«
Baxter sah sie grinsend an. »Habe ich mir's doch gedacht. Das Opfer kommt also hereingeschlendert. Hat eine dicke Uhr am Arm, blank polierte Schuhe und kehrt den dicken Macker raus. Mietet sich einen Sklaven und zahlt für das Deluxe-Fesselungspaket.«
»Deluxe?«
»Ketten, Peitschen, Ball Gags in verschiedenen Farben, Mini-Elektroschocker, Halsband und Hundeleine. All das für drei volle Stunden.«
»Was, keine Kostüme?«
»Kostüme gehören zum Super-Deluxe-Paket. Aber er hat sich einen der Schaukästen geleistet, damit
Weitere Kostenlose Bücher