Sanft kommt der Tod
borgst.«
McNab sah von den Spitzen seiner langen, weich schimmernden Haare über die unzähligen kleinen Silberkugeln in den Ohrläppchen bis zu den plateausohlenbewehrten, violetten Airboots wie die reinste Modepuppe aus. Sein orangefarbener knöchellanger Parka trieb einem die Tränen in die Augen, und die Rollmütze, die er trug, wies ein Zickzackmuster in den beiden Farben auf.
Aber trotz seines aus Eves Sicht fragwürdigen modischen Geschmacks war er ein grundsolider elektronischer Ermittler, seine Finger waren flink und seine grünen Augen scharf.
Er streckte sich auf der Rückbank ihres Wagens aus, und wenn Eve richtig sah und Peabodys verstohlenes Kichern richtig deutete, schob er heimlich seine Hand zwischen dem Vordersitz und der Beifahrertür nach vorn und kitzelte seine Lebensgefährtin fröhlich durch.
»Wenn Sie diese Hand auch weiterhin benutzen wollen, Detective«, herrschte Eve ihn an, »rühren Sie meine Partnerin damit erst in Ihrer Freizeit an.«
»Sorry. Ihre Partnerin beraubt mich einfach meiner Willenskraft.«
»Machen Sie so weiter, und ich breche Ihnen jeden Finger einzeln«, warnte Eve, während sie vor dem Gebäude hielt, in dem Williams' Wohnung lag.
Zwar gab es in dem Haus keinen Portier, dafür aber einen wirklich guten Scanner, der erst ihrer alle Dienstausweise überprüfte, ehe er die Tür mit einem leisen Klick aufgehen ließ. Außerdem war das Foyer nicht nur mit ein paar Stühlen und einer künstlichen Palme, sondern auch mit diversen Überwachungskameras bestückt.
»Fünf-E«, erklärte Peabody.
Sie betraten einen der beiden Fahrstühle und fuhren in den fünften Stock hinauf. »So schick hat Foster nicht gewohnt.«
»Williams ist seit beinahe fünfzehn Jahren Lehrer. Außerdem hat er den Masterabschluss und deshalb wahrscheinlich gut das Vierfache verdient. Außerdem kann ein Lehrer leicht noch etwas nebenher verdienen, indem er Privatnachhilfe gibt.« Peabody und McNab verschränkten ihre kleinen Finger, ließen aber, als die Tür des Fahrstuhls aufging, wieder voneinander ab.
»Rekorder an«, erklärte Eve und zog ihren Generalschlüssel hervor. »Lieutenant Eve Dallas, Detective Delia Peabody und Detective Ian McNab betreten die Wohnung von Reed Williams. Sie haben einen gültigen Durchsuchungsbefehl.«
Während sie sich um die Schlösser kümmerte, wies sie den elektronischen Ermittler an: »McNab, ich möchte, dass Sie sich sämtliche Daten-und Kommunikationsgeräte, Schreiben, Gespräche, Sachen, die er sich angesehen, und Sachen, die er gekauft hat, angucken. Das ganze Programm.«
Stirnrunzelnd sah sie sich in der Wohnung um. Obwohl der Wohnbereich nicht gerade riesig war, kam er ihr mindestens so groß wie Fosters gesamtes Apartment vor. Die Aussicht war nicht gerade berauschend, aber es gab eine breite, schwarz schimmernde Gelcouch, Unmengen glänzenden Chroms, eine todschicke Entertainment-Anlage sowie einen Stimmungsmonitor.
Die Bilder an den Wänden waren nüchtern und modern. Ein Kreis, eine Linie, alles in Primärfarben auf Weiß. Vor den Fenstern waren Sichtschutzblenden angebracht. Eve bog um eine Ecke und kam in die Küche, die genauso kühl und elegant wie der Wohnraum war. Weiß, schwarz, rot. Die Geräte, die es gab, wirkten neu und waren sicher alle hochmodern.
»Übernehmen Sie die Küche, Peabody. Falls er mit Gift hantiert, ist er vielleicht dumm oder arrogant genug, es irgendwo hier zu verwahren. Ich gehe währenddessen rüber ins Schlafzimmer.«
Ein wahrhaft beeindruckender Raum. Wahrscheinlich dachte Williams, dass er sexy war. Wohingegen sie ihn eher als etwas unheimlich empfand. Mittelpunkt des Zimmers war das breite Bett, auf dem eine rot schimmernde Tagesdecke lag. Links und rechts der Schlafstatt hatte Williams dicke schwarze Kunstfellteppiche gelegt.
Der beleuchtete Spiegel, der unter der Decke hing, wirkte genau wie die Bleistiftzeichnungen von gut bestückten Männern und vollbusigen Frauen, die es in verschiedenen Positionen miteinander trieben, einfach lächerlich.
Sie hob die rot schimmernde Tagesdecke an, unter der ein schwarz glänzendes Laken über einer Gelmatratze lag, die sich unter Druck bewegte.
Bäh.
In den Schubladen des Nachtschranks fand sie jede Menge Sexspielzeug, ein paar Muntermacher sowie eine Reihe illegaler, sogenannter Date Rape Drugs, das hieß Drogen, mit denen eine Frau sich gegen ihren Willen sexuell gefügig machen ließ.
»Du machst es uns erstaunlich leicht«, murmelte sie gut gelaunt,
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