Sanft kommt der Tod
aber das war es nicht, weshalb ich die Fassung verloren habe. Ich wollte gerade wieder gehen. Ich wollte nicht, dass sie mich dort sehen. Aber dann hat er gesagt: >Versuch es doch, Arnette.< Er klang richtiggehend amüsiert. Ich glaube, er hat sogar gelacht.«
Sie erschauderte. »Ich habe ihn nie zuvor so reden gehört, so hart und so gemein. Mir gegenüber war er immer so charmant und sanft, selbst als ich ihm erklärt habe, dass das, was wir getan hatten, ein Fehler war. Er war sehr verständnisvoll. Aber heute Morgen ...«
»Was haben Sie sonst noch gehört?«
Allika befeuchtete sich die Lippen. »Er meinte, dann wäre er nicht der Einzige, der in hohem Bogen von der Schule fliegt. Wenn sie ihm Probleme machen würde, würde er ihr auch Probleme machen. Denn was würde der Verwaltungsrat wohl sagen, wenn er von ihm hörte, dass sie sich von einem Lehrer hatte ficken lassen - genauso hat er es formuliert. Dass sie sich von ihm, von einem ihrer Lehrer, auf dem geheiligten Schulgelände hatte ficken lassen, und zwar genau dort, wo sie gerade stand. Wie auch in ihrem Büro. Es hat mich krank gemacht, zu hören, wie er anfing, die Dinge zu beschreiben, die er mit ihr getrieben hat.«
»Und Mosebly?«, fragte Eve. »Wie hat sie auf diese Drohung reagiert?«
»Das weiß ich nicht. Mir war schlecht, deshalb bin ich weggelaufen. Ich bin auf eine der Toiletten gerannt und habe mich dort übergeben.«
Sie presste sich die Finger an die Lippen und kniff die Augen zu. »Ich habe mich fürchterlich geschämt. Habe mich geschämt und mich wegen der Dinge, die ich getan habe, vor mir selbst geekelt. Mit was für einem Widerling habe ich meinen Mann betrogen. Er hat auch meine Schwäche schamlos ausgenutzt, um mich dazu zu zwingen, Oliver dazu zu überreden, dass er ihn verteidigt, denn er weiß genau, dass ich zu feige bin, um Oliver meinen Seitensprung zu gestehen. Er weiß, dass ich auch weiter schweigen werde, und ich nehme an, dass auch Ms Mosebly schweigen wird. Also wird er sich einfach an die nächste Frau heranmachen ...«
»Nein, das wird er nicht. Weil er nämlich nicht mehr lebt.«
Allika starrte Eve entgeistert an, bevor plötzlich ihre Augen nach hinten rollten und sie leblos auf den blank polierten Marmorboden sank.
13
Als Allika wieder zu sich kam, wurde sie vollkommen hysterisch. Das Zittern, das Schluchzen und der wilde Blick konnten Zeichen eines Schocks, gut gespielt oder einfach Ausdruck ihrer Schuldgefühle sein. Eve konnte es nicht sagen, als plötzlich das Kindermädchen, beide Arme voller Einkaufstüten, angelaufen kam.
»Was ist los? Was ist passiert? Oh Gott, ist etwas mit Rayleen?«
»Der Kleinen geht es gut.« Eve wartete, während Cora ihre Tüten auf den Boden warf und eilig vor Allika trat. »Beruhigen Sie sie erst einmal. Flößen Sie ihr, wenn es sein muss, irgendein Beruhigungsmittel ein. Wir setzen das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fort.«
»Was ist mit Mr Straffo?«, fragte das Au-pair.
»Er ist ebenfalls okay, soweit ich weiß. Beruhigen Sie Mrs Straffo und kommen dann noch einmal zu uns. Ich habe auch noch ein paar Fragen an Sie.«
»Also gut, dann ... Pst, pst, es wird alles gut«, redete Cora mit der leicht singenden Stimme, die verriet, dass sie von Natur aus ein fürsorgliches Wesen war, auf Mrs Straffo ein. »Kommen Sie mit Cora, ja? Es wird alles gut.«
»Nichts wird jemals wieder gut«, schluchzte Allika, während Cora sie auf die Füße zog. »Er ist tot. Mein Gott, er ist tot.«
Cora wandte sich an Eve.
»Ein weiterer Lehrer«, antwortete die.
»Oh, grundgütiger Jesus. Ja, meine Liebe, kommen Sie und legen sich ein wenig hin.«
Cora führte sie statt zur Treppe Richtung Lift, legte einen Arm um ihre Taille und trug das Gewicht der anderen Frau, als wöge sie nicht mehr als ein kleines Kind.
»Rufen Sie Mosebly an, Peabody«, bat Eve, während sie in Richtung der mittleren Etage sah. »Ich will, dass sie auf die Wache kommt. Seien Sie höflich, bitten Sie sie um Entschuldigung. Sie wissen schon.«
»Nur noch ein paar Fragen, aber es ist für alle besser, wenn wir uns nicht noch einmal in der Schule unterhalten. Alles klar.«
Während Peabody ihr Handy aus der Tasche zog, trat Eve beiläufig an den Fuß der Treppe. Sie sah nur nach einer potentiellen Zeugin oder vielleicht sogar Verdächtigen. Das war vollkommen verständlich, völlig akzeptabel, ganz legal.
Und wenn sie ein bisschen trödelte und im Vorbeigehen durch ein paar offene Türen sah,
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