Sanft sollst du brennen
liebe Güte, nein. Carl ist ein Gentleman durch und durch. Er würde nie mit mir über Geld sprechen. Das gehört sich nicht.«
Die Kellnerin hatte nur Augen für Dylan, als sie die Gläser mit dem Eistee auf den Tisch stellte. Kate dankte ihr, trank einen Schluck und sagte: »Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Der arme Carl! Er versucht immer, anderen zu helfen.«
»Und wie hilft er?«
»Er gibt große Partys, um Künstler zu unterstützen. Und er hat mir auch geholfen, meine Firma zu promoten.«
»Er hat dich um diese Geschenkkörbe für seine Party gebeten, nicht wahr?«
»Ja. Er meinte, das wäre sicher gute Werbung für mich. Oh, ich sehe schon, du hast wieder diesen Ausdruck in den Augen. Dylan, Carl hat versucht zu helfen. Ich versichere dir, er ist ein guter Mensch. Er wollte sich sogar an meiner Firma beteiligen. Er hat sicher gedacht, ich bräuchte finanzielle Unterstützung, und da er das Thema nicht offen ansprechen wollte, bot er mir an, Partner zu werden. Wenn er in solchen Schwierigkeiten steckt, wo sollte er denn dann das Geld hernehmen, um mir zu helfen?«
»Wann hat er versucht, sich an deiner Firma zu beteiligen? Du liebe Güte, Kate, warum hast du mir das nicht erzählt?«
»Ich habe es nicht für relevant gehalten.«
»Wann?«, wiederholte Dylan.
»Vor über einem Jahr.«
Dylan blickte auf die Uhr, zog seine Brieftasche heraus und legte Geld auf den Tisch. »Trink aus. Wir müssen gehen.«
»Wir haben Zeit«, erwiderte sei. »Was hat Nate noch erzählt?«
»Er überprüft deine Verwandten, und ich hatte gehofft, dass er mittlerweile etwas herausgefunden hat.«
»Aber du hattest kein Glück?«
»Noch nicht. Er hatte einen Termin, aber er hat seine Leute darangesetzt.«
»Wir lernen sie schon noch früh genug kennen.«
Viel zu früh, dachte sie. Warum war sie nur nach Savannah gekommen? Wahrscheinlich hatte sie ihr schlechtes Gewissen Isabel und Kiera gegenüber getrieben.
»Ich möchte nicht blindlings irgendwo hineingeraten. Ich möchte schon vorher wissen, mit wem ich es zu tun habe. Kannst du das verstehen?«
Oh Mann, und wie! »Ja.«
»Du hast Angst davor?«
»Ja.«
»Warum?« Als sie nicht sofort antwortete, fügte er hinzu: »Was macht dir solche Sorgen?«
»Ich mache mir keine Sorgen«, erwiderte sie. »Ich hoffe nur …«
»Ja?«
Es gab eigentlich keinen Grund, es ihm nicht zu erzählen. Er wusste ja über ihre finanzielle Situation und die verheerenden Entscheidungen ihrer Mutter Bescheid.
»Ich hoffe nur, dass mich nicht schon wieder eine Überraschung erwartet, die meine Mutter mir hinterlassen hat. Ich glaube, eine weitere Enttäuschung würde ich nicht überstehen.«
»Warum hältst du das denn für möglich? Mir kommt das ziemlich unwahrscheinlich vor. Du hast mir doch erzählt, dass deine Mutter die Familie ihres Mannes nie erwähnt hat«, erwiderte Dylan.
»Als der Brief mit dem Boten kam … Ich habe gedacht, Mutter hat sich vielleicht Geld von diesem Onkel geliehen, und jetzt wollen die Erben es zurückhaben.«
Er blickte sie an und sagte dann: »Wie lange willst du ihr eigentlich noch böse sein?«
»Ich bin nicht böse. Ich bin enttäuscht.«
»Ja, klar.«
Gereizt entgegnete sie: »Das ist die Wahrheit.«
»Nein, ist es nicht. Du bist wütend auf sie.«
Kate erstarrte. Tränen traten ihr in die Augen, und sie konnte sie nicht zurückhalten. Sie hatte schon einmal vor ihm geweint; es sollte nicht noch einmal passieren.
»Ja, ich bin wütend«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Sie hat uns alle angelogen und ein einziges Chaos hinterlassen.«
Er legte seine Hand auf ihre. »Ach Katie. Es geht doch gar nicht ums Geld.«
Sie zog ihre Hand weg. »Ach nein? Worum dann?«
»Deine Mutter wurde krank, und dann starb sie, und sosehr du es auch versucht hast, du konntest es nicht verhindern.«
»Das ist doch Unsinn.«
»Ja«, sagte er und stand auf. »Und vielleicht solltest du ihr langsam mal verzeihen.«
Sie wollte ihm widersprechen, ihm erklären, dass seine Amateuranalyse hinten und vorne nicht stimmte, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Und wenn nun doch ein Körnchen Wahrheit darin steckte? Benutzte sie die Wut als Schutzschild, damit sie den Schmerz über den Tod der Mutter nicht so spürte?
Er zog sie hoch.
»Na komm, Pickles. Es wird Zeit, dass du deine Verwandtschaft kennenlernst.«
24
Die Anwaltskanzlei Smith & Wesson befand sich in einem dreistöckigen Privathaus aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, das zu einem eleganten
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