Sanft sollst du brennen
darüber, vor allem in ihren letzten Tagen, als sie so schwach war.«
Carls Stimme brach.
»Im September haben wir Susannah verloren. Meine Kate, meine liebe, liebe Kate hat sie nicht vergessen. Sie wollte etwas Besonderes als Erinnerung an sie machen, und deshalb hat sie ein spezielles Parfüm entwickelt, das nach meiner Schwester benannt wird. Susannah war ihr Taufname, aber wir nannten sie Sassy.«
31
Dylan wollte Kate nicht mehr in das Gebäude lassen, in dem sich die Anwaltskanzlei befand, ehe er nicht ganz genau wusste, dass ihr dort nichts passieren konnte. Aber wenn er in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Polizeidienststellen und dem FBI alle Sicherheitsmaßnahmen genau überprüfen würde, wäre das nicht nur ein logistischer Albtraum, sondern es würde auf jeden Fall das Platzen des Termins um drei Uhr bedeuten.
Als Lösung bot sich an, dass der Anwalt die Unterlagen zu Kate brächte. Die Polizeiwache in Silver Springs schien ihm ein guter Ort für ein Treffen zu sein, weil sie da auf jeden Fall weit genug von Savannah und den Brüdern weg wäre.
Leider durfte an dem Ort jedoch nichts verändert werden. Anderson erklärte in entschuldigendem Tonfall, dass es nicht möglich sei, sich woanders als in der Kanzlei zu treffen.
»Ich muss Compton MacKennas Anweisungen befolgen. Er hat darauf bestanden, dass der Termin in den Räumen von Smith & Wesson stattfindet. Er wollte jedes Detail seiner Angelegenheiten selbst in der Hand haben. Sein neues Testament hat er im Konferenzraum im ersten Stock unterschrieben, und dort soll auch die Übergabe seines Besitzes erfolgen. Er ist sogar so weit gegangen, dass er die Sitzordnung festgelegt hat. Zuerst muss Kate sich von seinen Beratern anhören, wie Compton sein Vermögen angehäuft hat, und dann darf sie die Papiere unterschreiben.«
»Ist das eine zwingende Bedingung?«
»Leider ja.«
»Aus welchem Grund hat er das angeordnet?«
»Es gab mehrere Gründe«, erwiderte Anderson. »Er wollte, dass Kate in seine Fußstapfen tritt, und glaubte, seine Berater könnten sie dabei unterstützen, das Vermögen weiter zu vermehren. Sie muss sie jedoch nicht weiterbeschäftigen, und als ihr Anwalt kann ich ihr nur empfehlen, alle vor die Tür zu setzen.«
Bevor Dylan fragen konnte, warum, fuhr Anderson fort: »Ich glaube auch, dass Compton sie beeindrucken wollte. In seiner Vorstellung war Kate, was den Geschäftssinn angeht, sein Ebenbild.«
»Das wird ihr nicht gefallen.«
»Ich kenne sie zwar erst seit Kurzem, aber sie ist überhaupt nicht wie Compton oder seine Berater«, fügte der Anwalt hinzu.
»Man sollte doch meinen, dass ein Mann die Person, der er sein gesamtes Vermögen vermacht, gerne kennenlernen möchte«, meinte Dylan.
»Das habe ich ihm vor ein paar Monaten vorgeschlagen, aber er hat ganz empört darauf reagiert. Seiner Meinung nach hat er durch seine Privatdetektive alles über Kate und ihre Schwestern gewusst. Er lebte sehr zurückgezogen und tat sich mit persönlichen Beziehungen sehr schwer. Ich glaube, er konnte seine Transaktionen nur kontrollieren, solange er sie auf einer strikt geschäftlichen Ebene hielt. Ich war in den letzten sieben Jahren sein Anwalt und fand ihn sehr verknöchert. Am liebsten hielt er sich völlig im Hintergrund und ließ alles von seinen Beratern erledigen.«
»Wie viele sind heute da?«
»Sechs insgesamt«, erwiderte Anderson. »Ich habe Detective Hallinger bereits ihre Namen gegeben.«
Dylan ging im Eingangsbereich der Polizeistation auf und ab, während er mit Anderson über sein Handy telefonierte. Die Tür zum Aufenthaltsraum stand offen. Der winzige Raum war mit einem Ledersofa und einem Getränkeautomaten ausgestattet. Dylan kramte Münzen aus der Hosentasche und ging hinein, während er weiter mit dem Anwalt telefonierte. Er bat ihn, ihm ebenfalls die Namen und Telefonnummern zu mailen, damit er sie auch überprüfen konnte. Nur der Sicherheit halber. Vielleicht würde ihm etwas auffallen, das Nate übersehen hatte.
»Hat Compton auch den Zeitpunkt für das Treffen bestimmt, oder können wir es verlegen?«, fragte er. »Es kann nämlich heute Nachmittag auf gar keinen Fall stattfinden.«
»Ich verstehe«, sagte Anderson. »Nein, in dieser Hinsicht war Compton flexibler. Ihm war klar, dass Menschen zum Beispiel krank werden können. Er hat den Termin bestimmt nur deshalb auf zwei Tage nach seinem Tod gelegt, um sicherzugehen, dass außer mir noch jemand zu seiner Beerdigung kommt. Was halten Sie von
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