Sanft sollst du brennen
Kanzleigebäude gar nicht genug Platz. Außerdem könnten Menschen sterben, wenn es eine Explosion oder eine Schießerei gäbe.
»Nein«, stieß sie hervor. »Ich will nicht, dass jemand mit mir nach Savannah fährt. Ich fahre alleine.«
»Kümmern Sie sich darum«, sagte der Chief zu Dylan und erhob sich. »Ich habe andere Sachen zu tun.«
Als Drummond gegangen war, lehnte Dylan sich an den Schreibtisch. Kate wartete darauf, dass er ihr Vorhaltungen machte, aber als er schwieg, sagte sie: »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja.«
»Und?« Sie blickte ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Klar«, sagte er. »Wenn du unbedingt alleine fahren willst, fahr alleine.«
Sofort wurde sie misstrauisch. Das war viel zu leicht. »Danke.«
»Wie willst du dorthin kommen?«
»Mit dem Auto.«
»Ist dein Auto nicht in die Luft geflogen?«
Wie hatte sie das vergessen können? »Ich fahre nicht mit meinem Auto.«
»Sondern?«
»Ich miete mir einen Wagen.«
»Kate, worum geht es hier eigentlich?«
Du großer Dummkopf. Um dich geht es. Du könntest getötet werden. Oh Gott, sie durfte nicht daran denken.
Und was war mit all den anderen Detectives und Polizisten? Alle konnten bei einer großen Explosion ums Leben kommen. Sie schüttelte den Kopf. »Die Leute, die mich beschützen, könnten sterben.« Tränen traten ihr in die Augen.
Dylan sprang auf und zog sie in die Arme. »Ist schon okay. Es ist einfach alles ein bisschen zu viel für dich.«
In seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen. Und das war alles, was sie wirklich brauchte.
32
Kate hob den Kopf. »Was ist mit Carl?«
»Was soll mit ihm sein?«
Sie löste sich von ihm. »Bist du überzeugt, dass er nichts mit dem Ganzen zu tun hat?«
»Ja.«
»Dann kann er nach Hause gehen?«
»Nein, noch nicht. Er muss erst noch ein paar andere Leute von seiner Unschuld überzeugen.«
Zwei FBI-Agenten und ein weiterer Detective von der Polizei in Charleston trafen eine Stunde später auf der Polizeiwache ein und vernahmen Carl. Als sie fertig waren, durfte er nach Hause gehen. Er küsste Kate auf die Wange, drückte ihr die Hand und flüsterte: »Sei tapfer, Liebling.«
Sie wurde als Nächste vernommen. Eigentlich war sie es leid, ständig jedes kleine Detail zu wiederholen, aber sie war kooperativ und beantwortete jede Frage so ausführlich, wie sie konnte. Als die Polizisten keine Fragen mehr hatten, war auch Kate mit ihrer Geduld am Ende.
Drummond holte sie ab.
»Kommen Sie, Kate. Zeit, nach Hause zu gehen. Ihr Haus ist vom Keller bis zum Dachboden durchsucht worden, und die Luft ist rein.«
»Wo ist Dylan?«
»Er wartet am Hintereingang auf Sie.«
Sie ergriff ihre Aktentasche und ihre Handtasche und folgte ihm zur Hintertür.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Es wird alles gut«, sagte er. »Ich bringe später etwas zu essen vorbei.«
»Sie müssen sich nicht solche Mühe …«
»Doch. Ich habe in Ihren Kühlschrank geschaut. Ich bringe etwas vorbei.«
Als sie zu Hause war und ebenfalls einen Blick in den Kühlschrank warf, war sie froh, dass sie nicht widersprochen hatte. Es war buchstäblich nichts darin, was sie hätte essen können, und ihr knurrte der Magen. Weder sie noch Dylan hatten seit dem Frühstück etwas gegessen, und es war schon nach sechs.
»Die Zeit vergeht schnell, selbst wenn man sich gerade nicht amüsiert«, bemerkte sie.
Dylan folgte ihr mit den Reisetaschen die Treppe hinauf.
»Was, du amüsierst dich nicht? Das müssen wir schnell ändern.«
Er fragte sie erst gar nicht, ob sie mit ihm das Bett teilen wollte, sondern stellte seine Tasche auf die Liege im Gästezimmer.
Sie würde ihn nicht fragen, ob er mit ihr schlafen wollte. Auf gar keinen Fall. Sie ging ins Badezimmer, verschloss die Tür und duschte ausgiebig, um ihre Lebensgeister wieder zu wecken.
Aber es half nicht viel. Erst als sie in ihre Lieblingsjeans und ein altes T-Shirt geschlüpft war, ging es ihr ein bisschen besser. Sie kämmte sich die Haare und ging nach unten.
Dylan redete im Garten mit einem Polizeibeamten. Sie beobachtete ihn vom Küchenfenster aus, während sie an einer verwelkten Selleriestange kaute. Er sah müde aus, fand sie. Und wundervoll. Auf jeden Fall kam er mit der Situation besser klar als sie. Sie hatte manchmal das Gefühl, sie würde gleich zusammenbrechen.
Sie zwang sich, den Blick abzuwenden. Stattdessen trat sie an ihr Telefon und hörte ihre Nachrichten ab. Die meisten waren für Isabel, und wichtig war keine.
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