Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Abend?«
»Ja.«
»Ich rufe ihn an, wenn wir uns über das Wochenende geeinigt haben«, versprach sie, hielt vor einem Stoppschild und blickte die Straße entlang. »Hey, du hast Glück. Martino’s ist noch geöffnet. Welchen Belag möchtest du denn?«
»Peperoni.«
»Und …?«
»Nur Peperoni.«
»Okay, dann gib mir mal Cassie, damit ich sie nach ihren Wünschen fragen kann.«
»Sie ist unter der Dusche.«
»Na, dann eben nur Peperoni«, entschied Jenna. »Ich bin gleich zu Hause.«
Sie beendete das Gespräch und bog auf den verschneiten Parkplatz ein, wo sie den Jeep zwischen einem schwarzen Kombi und einem roten Pick-up abstellte, dessen Reifen so groß waren, dass er ohne weiteres an einem Monster-Truck-Rennen hätte teilnehmen können. Musik dröhnte aus den Lautsprechern, die Bässe hämmerten so laut, dass der Hip-Hop-Song trotz der fast völlig geschlossenen Fenster durch die Luft pulsierte. Drei Jungen, die Schirme ihrer Baseballkappen im Nacken, saßen in der Fahrerkabine, lachten, redeten und rauchten.
Einer der Jungen war Josh Sykes.
Jennas gute Laune löste sich schlagartig in nichts auf. Sie erwog, ihn gleich jetzt zur Rede zu stellen, entschied sich jedoch dagegen. Es würde ihr nichts bringen, wenn sie ihn vor seinen Freunden demütigte. Also beherrschte sie sich, schlug den Kragen ihrer Skijacke hoch, eilte in das Lokal und bestellte die Pizza und eine Cola light.
Sie setzte sich in eine freie Nische, wartete auf die Pizza und trank ihre Cola. Zwei andere Nischen waren besetzt, doch niemand warf auch nur einen Blick in ihre Richtung. Anonymität , dachte sie und genoss das Gefühl der Freiheit, das diese mit sich brachte.
Wenige Minuten später betraten Josh und seine Freunde, die einander glichen wie Klone, das Lokal. Jennas friedliche Stimmung war dahin.
Einer der Jungen – in Baggy Jeans, mit schweren Goldketten behangen und in einer drei Nummern zu großen Jacke – lehnte sich mit dem Ellenbogen auf den Tresen und versuchte, mit dem Mädchen, das die Bestellungen aufnahm, zu flirten. Ein anderer stützte sich am Fenster ab und sah nach draußen, als ob er auf jemanden wartete, und Josh, der Jenna bemerkt hatte, bewies Verstand genug, das Herumalbern einzustellen. Ihre Blicke trafen sich, und sie glaubte zu sehen, wie sein Adamsapfel hüpfte, bevor er zu seiner üblichen Scheißegal-Haltung zurückfand.
Vermutlich wäre es besser gewesen, sich still zu verhalten, doch sie konnte es nicht. Nicht wenn ihr eine Gelegenheit wie diese in den Schoß fiel. Sie ließ ihr Getränk auf dem Tisch stehen und ging auf Cassies Lümmel von Freund zu. »Hi, Josh.«
Er reagierte erst, als sie direkt vor ihm stand. »Hallo.«
»Wie geht’s?«
Skepsis blitzte in seinen Augen auf. Er traute ihrer Freundlichkeit nicht. »Gut. Hol mir eben ’ne Pizza.«
»Ich auch.« Sie sah sich nach seinen beiden Freunden um, die die Konfrontation gespannt verfolgten. »Komm doch mit an meinen Tisch, dann können wir reden. Ich lade dich zu einer Cola ein.«
»Ich, ähm, ich habe keinen Durst.«
»Dann setz dich einfach ein paar Minuten zu mir, ja? Schließlich müssen wir doch beide warten. Da hat wohl das Schicksal die Hand im Spiel, wie?«
Er erwiderte nichts darauf, folgte ihr jedoch zu ihrem Tisch, während seine Freunde versuchten, ihr Grinsen zu verbergen. Jenna war es gleichgültig. Sie gab sich Mühe, ruhig und beherrscht zu bleiben. Ihr war klar, wenn sie einfach loslegte, würde er sich in die Defensive gedrängt fühlen und wütend werden. Impulsiv und rebellisch, wie ein Junge in seinem Alter nun einmal war, würde er es nur darauf anlegen, ihr zu beweisen, dass sie im Unrecht war, und sich gegen jede Forderung oder Regelung, die sie aufstellte, auflehnen. Obwohl ihr Blut kochte und sie ihm am liebsten den schmutzigen Hals umgedreht hätte, forderte sie ihn also höflich auf, Platz zu nehmen, und setzte sich ihm gegenüber. »Willst du wirklich nichts trinken?«
»Nein.« Er senkte den Blick auf die gefalteten Hände. Legte sie auf den Tisch. Als würde er beten.
»Okay, mein Vorschlag. Ich weiß, dass du Cassie magst, und sie mag dich.«
Er hob den Blick, um sich zu vergewissern, ob sie scherzte oder nicht. Es war ihr Ernst.
»Deshalb möchte ich annehmen, dass du auf sie Acht geben, sie beschützen willst.« Sie musste sich zwingen, so zu reden; die Worte blieben ihr schier im Hals stecken, denn das Letzte, woran sie selbst glaubte, war die Möglichkeit, dass ein Mann eine Frau
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